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Mit ‘studium’ getaggte Beiträge

«Was gibt es nach dem Studium für mich?»

Ehemalige Psychologie-Studierende, die heute in ihrem psychologischen Beruf fest etabliert sind, teilen ihren Werdegang-Erfahrungen mit UZH-Studierenden

Mit einer Grosszahl an Richtungen in der Psychologie, fällt es vielen nach dem Studium schwer, sich für eine bestimmte Richtung zu entscheiden. Vier etablierte Fachpsycholog*innen teilen den Weg, den sie gegangen sind, um zu ihrem heutigen erfolgreichen Berufsstand zu kommen.

Von Engji Blickensdorfer
Lektoriert von Isabelle Bartholomä und Anja Blaser

Als bald-absolvierende Psychologie-Studentin werde ich oft mit der grossen Frage konfrontiert: «Was machst du denn nach deinem Master-Studium?». Anders als viele meiner Kommiliton*innen hatte ich lange keine klare Epiphanie dazu, als was ich arbeiten möchte. Besonders in der Psychologie sehe ich eine Myriade an Richtungen, wo ich mich nach meinem Studium hineinbewegen könnte. Möchte ich in der Forschung arbeiten oder als Coach, vielleicht als Schulpsychologin, als Paartherapeutin oder gar als Sexualtherapeutin? Während meiner Recherche für diesen Artikel hatte ich einen klaren Gedanken: «Ich bin bestimmt nicht die einzige Person, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Es muss doch andere gegeben haben, die sich gegenüber der unbekannten Zukunft unsicher gefühlt haben, es jedoch trotzdem geschafft haben, für sich etwas Passendes zu finden». So wandte ich mich mit dieser Idee an Expert*innen in der Schweiz, die es aus der gleichen Position als ehemalige Psychologie-Studierende herausgeschafft haben, sich als Fachpersonen in der Psychologie zu etablieren. Ich war genauso gespannt wie Du, ihre Antworten zu unseren Fragen zu lesen. Ein grosses Dankeschön geht an die vier Expert*innen, die eine grosse Bereitschaft und Offenheit bei der Beantwortung der Fragen zeigten.

Beginnend mit einer Lehre an der damals grössten Schweizer Bank gewann Herr Weber grosses Wissen und Erfahrung, später brachte ihn sein Leben aber zu einem Psychologie-Studium. Er entschied sich bei einer Akutstation als Psychologe zu arbeiten, wodurch er praktische Einsicht in verschiedene Störungsbilder und Therapiemethoden gewann. Er absolvierte ebenfalls weitere Ausbildungen und machte eine Ausbildung zum Supervisor. Herr Weber führt heute zwei eigene Praxen in Winterthur und Illnau.

Thomas Weber, lic. Phil.

Eidg. Anerkannter Psychotherapeut

Fachpsychologe für Psychotherapie FSP

https://www.praxisweber.ch/

1) Wussten Sie schon immer, dass Sie in der Psychologie arbeiten würden?

Nein, ich habe zunächst eine kaufmännische Ausbildung absolviert und arbeitete bei verschiedenen Bankinstituten. Erst da habe ich gespürt, dass ich gerne in ein soziales Berufsfeld wechseln möchte. Ich habe damals schon rasch die Stimmungen und Gefühle anderer Personen wahrgenommen und mich für deren Innenleben interessiert. Erst da fasste ich den Entscheid, die Erwachsenenmatur zu absolvieren. Danach war ich mir nach wie vor nicht sicher, ob ich Psychologie oder Veterinärmedizin studieren soll. Nach einem Praktikum bei einem Tierarzt war mir dann aber klar, dass dies nicht meinen Vorstellungen und Erwartungen entsprach. Also begann ich mit dem Psychologiestudium. Da ich mir die Option, später einmal psychotherapeutisch tätig zu sein, offenhalten wollte, belegte ich als erstes Nebenfach Psychopathologie des Erwachsenenalters und im zweiten Nebenfach Neuropsychologie. Nach dem Grundstudium wählte ich dann als Hauptrichtung Sozialpsychologie, da mich vor allem die Gesundheitsprävention interessierte.


2) Gab es einen Moment in Ihrem Leben, in dem Sie genau wussten als was Sie arbeiten möchten? Was war dieser Moment?

Ja, in meinem ersten Praktikum innerhalb des Psychologiestudiums als ich auf einer Akutstation in der Psychiatrie gearbeitet habe. Es gab bestimmte Momente im Kontakt mit Patient*innen bei denen ich spürte: That’s it. Das liegt mir, das kann ich, es fühlt sich nicht anstrengend an, es passiert einfach.

3) Was ist Ihre grösste Unsicherheit betreffend einer Arbeitsstelle in der Psychologie gewesen?

Freunde von mir verstanden nicht so recht, weshalb ich einen sehr gut bezahlten Job bei einer Bank freiwillig aufgeben wollte, um in ein wirtschaftlich eher weniger attraktives Berufsfeld zu wechseln. Festanstellungen als Psychologe in einer Klinik waren rar, ich fragte mich deshalb oft, ob ich davon wirklich einmal eine Familie ernähren könnte oder eine Stelle finden würde.

4) Was ist Ihrer Meinung nach das Schönste an dem Beruf, den Sie ausüben?

Ganz klar die Begegnungen mit Menschen. Es gibt wohl in wenigen anderen Berufen die Möglichkeit, verschiedenen Menschen emotional so nahe zu sein und sich mit ihnen verbunden zu fühlen. Im Moment der Verbundenheit lebt man ganz im Augenblick, alles rundherum erscheint unwichtig. Es fühlt sich alles leicht an.

5) Aus Ihrer jetzigen Perspektive, was würden Sie Ihrem jüngeren Ich (was gerade das Psychologie-Studium absolviert) als Rat mitgeben?

Auch wenn du nicht weisst, wo dein Weg hinführt und wo er enden wird, folge deinem inneren Kompass. Es lohnt sich, einen längeren Ausbildungsweg auf sich zu nehmen, um dorthin zu gelangen, wo man sich zu Hause fühlt.

Vor 20 Jahren absolvierte Herr Scherrer seine Psychologie-Ausbildung, gefolgt von einer Weiterbildung zum klinischen Psychotherapeuten, Fortbildung zum Coach, Fortbildung zum Outdoor-Training, alles kombiniert mit einer mehrjährigen klinischen Tätigkeit. Herr Scherrer hat Erfahrung als Dozent und Supervisor an der Universität Basel, ebenfalls als Dozent in Hypnosesystemischen Coaching in Zürich, und ist oftmals als Gastdozent unterwegs.

Stephan Scherrer, lic. Phil.

Psychologe, Coach, Supervisor,

Eidg. Anerkannter Psychotherapeut,

Dozent in Coaching und Psychotherapie, Team- und Organisationsentwickler

https://www.stephanscherrer.ch

1) Wussten Sie schon immer, dass Sie in der Psychologie arbeiten würden?

Nein, das wusste ich nicht! Ich hatte mich in der Jugend für Psychologie zu interessieren begonnen und habe erste Bücher dazu gelesen. Philosophie war mein Lieblingsfach im Gymnasium. Psychologie wurde zu meiner Zeit im Gymi noch nicht gelehrt. Aber Psychologie ist ja aus der Philosophie entstanden und die Fragestellungen übers Leben waren für mich wichtig, mehr noch als Antworten. Ich erinnere mich, dass es mir als Jugendlicher in den Pfadi-Lagern ein Anliegen war, dass Kolleg*innen Vertrauen in mich gewinnen und sich mir gegenüber öffnen konnten, wenn sie Sorgen hatten. Aus heutiger Sicht irgendwie amüsant. Offenbar war da bereits der Psychotherapeut in mir angelegt.  

2) Gab es einen Moment in Ihrem Leben, in dem Sie genau wussten als was Sie arbeiten möchten? Was war dieser Moment?

Ich glaube, ich habe ein genuines Interesse am Menschen und am Menschsein. Psychotherapeut zu werden war früh angelegt, das geht bis in die Jugend zurück. Zuerst dachte ich, dieser Weg geht über die Medizin und Psychiatrie. Entsprechend hatte ich mit Medizin in Fribourg begonnen. Rasch war mir klar, dass Naturwissenschaften nicht mein Hauptinteresse waren und ich aufgrund des vielen Auswendiglernens keine Zeit mehr hatte, mich dem wirklich Wichtigen, meinen Fragen übers Menschsein zu widmen. So hatte ich nach schwierigen zwei Jahren entschieden, auf Psychologie zu wechseln und an der Universität Zürich mit dem Studium begonnen. 

3) Was ist Ihre grösste Unsicherheit betreffend einer Arbeitsstelle in der Psychologie gewesen?

Die Bedingungen als Psychologe im medizinischen Umfeld, sprich in Kliniken, waren für mich stets sehr unbefriedigend gewesen. Ich war unsicher, ob dies der Weg für mich war und habe immer wieder grosse Zweifel an der Weiterbildung zum Psychotherapeuten gehegt. Diese Unsicherheiten waren nicht inhaltlicher Natur, sondern aufgrund der Kontextbedingungen entstanden. Ich konnte es lange nicht akzeptieren, dass der Berufsstand wichtiger war als das sachliche Verständnis. Erst mit der Zeit lernte ich die gesellschaftliche Dimension zu akzeptieren, dass Medizin per se zu mehr Gestaltungsmöglichkeiten im klinischen Kontext berechtigt wie Psychologie. Mittlerweile sehe ich Psychologie als weites Feld mit deutlich mehr Möglichkeiten in der Berufsgestaltung. Für mich bedeutet Psychologie eine gewisse Sicht auf die Welt und das Menschsein, welche multidimensionale, pluralistische, differenzierte und vor allem authentische Arten des Denkens, Fühlens und Spürens beinhaltet. So gesehen tut Psychologie der heutigen Welt sicherlich gut!

4) Was ist Ihrer Meinung nach das Schönste an dem Beruf, den Sie ausüben?

Die Vielschichtigkeit meiner Arbeit mit Einzelpersonen, Paaren, Gruppen, Teams und Organisationen, die nie endende Komplexität der Themenfelder und das stete Lernen und Entwickeln meiner eigenen Person machen den Beruf unglaublich spannend, vielseitig und sinnstiftend. Ich lerne jeden Tag dazu, und es ist ein Glück, Menschen in ihrer Entwicklung ein Stück weit begleiten zu dürfen.

5) Aus Ihrer jetzigen Perspektive, was würden Sie Ihrem jüngeren Ich (was gerade das Psychologie Studium absolviert) als Rat mitgeben?

Sei mutig und gehe deinen Weg. Was auch immer die Älteren raten und vor dir getan haben. Lerne daraus, erkenne es an, wage Neues und gehe unkonventionelle Wege. Ich denke, wir brauchen Menschen, die Neues denken und über Bisheriges hinausgehen. Und last but not least, gehe dorthin, wohin es dich zieht, auch wenn in dir oder von anderen Zweifel gesät werden. Die Welt ist nur vorwärts interessant und was das Vorwärts bietet, wird erst beim Gehen klar. Ich hoffe, ich habe mein jüngeres Ich nicht zu sehr beansprucht mit diesen Ratschlägen. Ich bin sicher, es wird genau das tun, was es für richtig hält.

Nach ihrem Psychologie-Studium arbeitete Frau Dr. Kager mit AIDS-Erkrankten und dann als Psychotherapeutin von jungen Drogen-Konsument*innen. Sie bildete sich in systemischer und psychoanalytischer Therapie aus. Als 30jährige Psychologin wurde ihr Abteilungsleitung der offenen Akutabteilung und Psychotherapieabteilung der Psychiatrischen Klinik Schlössli Oetwil am See anvertraut. 1994 eröffnet Frau Dr. Kager ihre erste eigene Praxis in Zürich, wo sie bis heute die Systemische Therapie mit Psychoanalyse kombiniert. Ebenfalls doziert Frau Dr. Kager an Schweizer Fachhochschulen.


Dr. phil. Andrea Kager

Eidg. anerkannte Psychotherapeutin

Fachpsychologin für Klinische Psychologie und Psychotherapie FSP

1) Wussten Sie immer, dass Sie in der Psychologie arbeiten würden?

Das Psychologie-Studium hat mich immer interessiert, stand anfänglich aber in starker Konkurrenz zu meinem Germanistik- und Philosophie-Studium. Als ich in den 80er Jahren in Österreich studierte, konnte man unter bestimmten Bedingungen noch ein Doppelstudium absolvieren. Dies ermöglichte mir die Kombination von zwei  Studien, die ich als sehr bereichernd empfand. Mein ursprüngliches Hauptinteresse galt der Literatur. Gute Literatur hat immer mit dem Menschen und damit auch mit Psychologie zu tun. Psychologie und Literatur ergänzten sich daher für mich sehr gut. Diese Synergien konnte ich auch in meiner Dissertation «Imagination – ein Phänomen und seine Bedeutung» nutzen.

2) Gab es einen Moment in Ihrem Leben, in dem Sie genau wussten als was Sie arbeiten möchten? Was war dieser Moment?

Entscheidend für meine Berufswahl war ein Praktikum in der psychosomatischen Klinik Grönenbach in Deutschland. Es war im Sommer 1986, der Sommer, in dem sich das Reaktorunglück Tschernobyl ereignete. Beides hat tiefe Eindrücke hinterlassen. Es gab auf einmal eine Zeitrechnung vor und nach Tschernobyl. Der gesamtheitliche Ansatz der Klinik und die Möglichkeiten, die mir als Praktikantin geboten wurden, haben mich in meiner Berufswahl als Klinische Psychologin und Psychotherapeutin sehr beeinflusst. Ich habe zu diesem Zeitpunkt bereits meine erste psychotherapeutische Ausbildung in Gesprächspsychotherapie und Focusing gemacht und mein Ziel war es, nach dem Studium als Psychotherapeutin in einer Klinik arbeiten zu können.

3) Was ist Ihre grösste Unsicherheit betreffend einer Arbeitsstelle in der Psychologie gewesen?

Die grösste Unsicherheit und Belastung war die berufspolitische Situation in der Praxis. Da ich nur in einem sehr geringen Ausmass im Delegationsmodel arbeiten wollte, war ich auf Patient*innen angewiesen, die entweder eine Zusatzversicherung hatten oder privat die Psychotherapie bezahlen konnten. Dies war zwar zu jeder Zeit meiner beruflichen Laufbahn möglich, ich hätte es mir jedoch anders gewünscht. Leider ist auch die aktuelle Situation, in der Psychotherapeut*innen neu im Anordnungsmodell und somit über die Grundversicherung abrechnen können, nicht zufriedenstellend.

4) Was ist Ihrer Meinung nach das Schönste an dem Beruf, den Sie ausüben?

Das Schönste ist nach wie vor der Reichtum und die Vielfalt meiner beruflichen Tätigkeit. Ich bin immer neugierig auf meine Patient*innen und Paare und immer wieder berührt von der Tiefe und der Authentizität der Begegnungen. Ich habe sehr viel von meinen Patient*innen gelernt und lerne nie aus. Ich als Psychotherapeutin werde, je älter ich werde, durch meine berufliche und Lebenserfahrung immer erfahrener und damit entspannter. Das ist ein sehr schöner Nebeneffekt.

Es ist die Zeit der Ernte. Ich schreibe viel, gebe Interviews, habe mich die letzten 12 Jahre im Rahmen der «Cinépassion» intensiv mit dem Thema Psychoanalyse und Film auseinandergesetzt und freue mich über immer wieder neue berufliche Herausforderungen.

5) Aus Ihrer jetzigen Perspektive, was würden Sie Ihrem jüngeren Ich (was gerade das Psychologie Studium absolviert) als Rat mitgeben?

Meinem jüngeren Ich, das gerade Psychologie studiert, würde ich raten, sich in der Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten, die das Psychologiestudium bietet, das Gebiet zu wählen, das sowohl Entwicklungsmöglichkeiten bietet als auch den persönlichen Interessen entspricht. Dort würde ich mich dann optimal ausbilden und immer wieder über den «Tellerrand» der jeweiligen Disziplin hinausschauen und mich mit anderen Themen verbinden. Das habe ich persönlich als bereichernd empfunden. Wichtig ist dabei auch eine gewisse Leidenschaft.

Nach mehreren seiner Aus- und Weiterbildungen eröffnete Herr Schiller-Stutz in Dietlikon eine Gemeinschaftspraxis zur Mobbingberatung. Er wurde später zum Mitbegründer der «Gesellschaft gegen psychosozialen Stress am Arbeitsplatz». Herr Schiller-Stutz leistete eine sehr grosse Arbeit zur Enttabuisierung des Begriffs «Mobbing am Arbeitsplatz» in der Schweiz, beriet bei der Schweizer Mobbingstudie des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco im Jahr 2002, und spricht seitdem oftmals in Tagespresse, TV, Fachzeitschriften und in eigenen Bücher über das Thema Mobbing.

Klaus Schiller-Stutz, lic. phil. I

Eidgenössisch anerkannter Psychotherapeut

Fachpsychologe für Klinische Psychologie und Psychotherapie FSP

https://schiller-stutz.ch/

1) Wussten Sie immer, dass Sie in der Psychologie arbeiten würden?


Durch die beruflichen Tätigkeiten meiner Eltern im Gesundheitswesen (Vater war Arzt; Mutter war medizinisch-technische Assistentin) und den Austausch darüber wollte ich seit meiner Jugend via Medizinstudium Psychiater / Psychotherapeut werden. Den Studienplatz in Psychologie erhielt ich 1975 durch das Schweizer Konsulat in München. Das Psychologiestudium an der Uni Zürich hat mich jedoch derart fasziniert hat, dass ich 1978 mein zwischenzeitlich begonnenes Medizinstudium in München definitiv abgebrochen und aufgegeben habe. Grund: Das Medizinstudium lieferte mir zu wenig Antworten auf meine Fragen über die Entwicklung eines Menschen und die zwischenmenschlichen Dynamiken.

2) Gab es einen Moment in Ihrem Leben, in dem Sie genau wussten als was Sie arbeiten möchten? Was war dieser Moment? 


Meine Motivation für eine (Blind-)Bewerbung als Gruppenleiter in einem Jugendheim in der Schweiz wurde massgebend durch ein sehr gestaltungsfreudiges, kreatives Heimleiterehepaar eines Altersheims ausgelöst, in welchem meine Grossmutter einige Jahre bis zu ihrem Tod mit sehr schönen Erfahrungen gelebt hat.

3) Was ist Ihre grösste Unsicherheit betreffend einer Arbeitsstelle in der Psychologie gewesen?


Die Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche sowie der Strukturen, Abläufe und Organisation in Betrieben hat mich für eine Bildung von Netzwerken und Vereinen motiviert, um den (Erfahrungs-)Austausch mit KollegInnen aus dem psychologischen, medizinischen, sozialen, pädagogischen, juristischen und Sozialversicherungsfachbereich und der Wirtschaft (z.B. www.BGMnetz.ch ) zu pflegen und fördern.

4) Was ist Ihrer Meinung nach das Schönste an dem Beruf, den Sie ausüben?


Menschen (einzelne Personen, Paare, Familien, Teams, Organisationen, Betriebe) mit systemisch- und ressourcenorientierter Analyse / Klärung zu begleiten und, einen Beitrag zur Förderung ihrer Lebensqualität / Lösung von Problemen / Konflikten zu erarbeiten und / oder sie beim Verarbeiten traumatisierender Ereignisse zu unterstützen.

5) Aus Ihrer jetzigen Perspektive, was würden Sie Ihrem jüngeren Ich (was gerade das Psychologie Studium absolviert) als Rat mitgeben?


Hinschauen, zuhören, benennen sowie offen sein für Austausch und Vernetzung mit Fachpersonen aus anderen Fachbereichen (wie z.B. Medizin, Sozialwesen, Rechtswissenschaften, Wirtschaft) erachte ich als sehr hilfreich und entlastend.

Aussichten nach dem Psychologiestudium

Eine Umfrage zu Zukunftsplänen von Studierenden

Wie stark befassen sich Psychologiestudierende mit ihrer Zukunft? Was für Gefühle löst diese Auseinandersetzung in ihnen aus? Eine Zusammenfassung verschiedener Impressionen aus einer kurzen Umfrage rund um die Zukunftspläne von Psychologiestudierenden.

Von Norzin Bhusetshang
Lektoriert von Berit Barthelmes und Anja Blaser
Illustriert von Svenja Rangosch

«Die Zukunft ist eine undankbare Person, die grad‘ nur die quält, die sich recht sorgsam um sie bekümmern.»

Johann Nepomuk Nestroy, Die beiden Herren Söhne, 1845, Dritter Akt: Dritte Szene

Dieses Zitat spiegelt meine in Teilen zynischen Gedanken wider, die mir durch den Kopf schwirren, während ich mir einmal mehr (zu viele?) Sorgen um meine berufliche Zukunft mache. Die Anzahl spannender Möglichkeiten nach dem Psychologiestudium ist enorm. Für welchen Weg bin ich geeignet? Wo passe ich hin? Ja, manchmal scheint es tatsächlich einfacher, sich nicht um die Zukunft zu bekümmern. Doch wie ergeht es meinen Mitstudierenden? Um diese Frage zu beantworten und verschiedene Impressionen einzufangen, führte ich eine kurze Umfrage rund um die Zukunftspläne von Psychologiestudierenden durch.

An dieser Umfrage nahmen insgesamt 30 Psychologiestudierende teil – davon zwei aus dem Propädeutikum, vier aus dem Bachelor und 24 aus dem Master. Alter und Geschlecht wurden nicht abgefragt. Direkt vor dem Psychologiestudium haben 17 Teilnehmende die Matura im Gymnasium bzw. das Abitur in Deutschland gemacht. Acht Teilnehmende kommen hingegen aus einem Beruf und haben zuvor eine Lehre oder eine andere Ausbildung abgeschlossen. Fünf Teilnehmende haben mit einem anderen Studium begonnen und dann zur Psychologie gewechselt. Es lässt sich demnach ein recht breit gefächertes Vorerfahrungsspektrum feststellen.

Wissen Psychologiestudierende bereits, was sie in Zukunft tun/werden wollen?

Die erste der beiden Hauptfragen befasste sich damit, ob und wie sehr sich die Psychologiestudierenden bereits mit ihrer Zukunft auseinandergesetzt und ob sie sich schon für einen Weg entschieden haben. Die Antworten der zwei Studierenden aus dem Propädeutikum waren inhaltlich ähnlich. Beide haben gewisse Ideen, welcher Bereich oder welches Feld sie interessieren könnte, wollen jedoch zuerst einmal die Propädeutikumsprüfungen bestehen, bevor sie sich weiter mit ihren Zukunftsplänen auseinandersetzen.

Bei den vier Bachelorstudierenden finden sich schon spezifischere Berufsideen, die sich über die Bereiche Psychotherapie, Coaching und Beratung sowie Forschung erstrecken. Es scheint, dass sie sich schon stärker mit dem Thema auseinandergesetzt haben, sich jedoch noch nicht festlegen wollen, bis sie mehr Erfahrung sowohl im weiteren Verlauf des Studiums als auch mit verschiedenen Praktika gesammelt haben.

Für die 24 Masterstudierenden fallen die Antworten unterschiedlicher aus. Es gibt einige, deren Zukunftspläne noch unsicher sind oder die sogar etwas ganz anderes tun möchten, das nicht mit dem Psychologiestudium zusammenhängt. Manche haben eine oder mehrere spezifische Berufsideen, haben sich aber nicht festgelegt und wollen sich mit der Entscheidung noch etwas Zeit lassen. Andere haben genaue Ideen, wie ihre nächsten Jahre aussehen sollen und wo sie am Ende arbeiten möchten. Wieder andere haben sich für einen Beruf entschieden und zum Teil auch bereits Anstellungen in Aussicht. Die Berufsziele der Masterstudierenden, die einer psychologischen Tätigkeit nachgehen wollen, decken unterschiedlichste Bereiche ab. So wollen die meisten im klinischen Bereich und in verschiedenen Psychotherapierichtungen arbeiten. Es gibt jedoch auch fünf Studierende, die später doktorieren und in die Forschung gehen möchten und sechs Studierende, die Berufsziele im Bereich der Arbeits- und Organisationspsychologie nennen.

Anlaufstellen zur beruflichen Zukunftsgestaltung der UZH

Für alle, die Unterstützung bei ihrer beruflichen Zukunftsgestaltung wünschen oder nach weiteren Informationen suchen, stehen die Career Services der UZH zur Verfügung. Auf ihrer Website (www.careerservices.uzh.ch) gibt es unter anderem verschiedene Ratgeber, ein Jobportal (www.uzhcareer.ch) und hilfreiche Informationen. Ausserdem bieten die Career Services Beratungen, Workshops und Veranstaltungen an.

Die Career Services organisieren ausserdem den UZH JobHub (www.uzhcareer.ch/de/uzh-jobhub), eine Rekrutierungsmesse, bei der sich verschiedenen Berufsanbietern und Jobsuchenden die Möglichkeit zum Austausch und Kennenlernen bietet. Der nächste UZH JobHub findet vom 13. bis 17. März 2023 statt.

Weitere Anlaufstellen zur beruflichen Zukunftsgestaltung

Wie geht es Psychologiestudierenden, wenn sie an ihre Zukunft denken?

Die zweite der beiden Hauptfragen beschäftigte sich mit dem Gemütszustand der Psychologiestudierenden beim Nachdenken über ihre Zukunft, und den Gefühlen, welche die Auseinandersetzung mit diesem Thema in ihnen auslöst. Bei den beiden Studierenden im Propädeutikum war zum Zeitpunkt der Umfrage eine verstärkte Beschäftigung mit den Prüfungen spürbar. Ausserdem wurden Sorge und Nervosität gegenüber den Ergebnissen, Selbstzweifel und Überforderung geäussert. Doch auch Neugierde und (Vor-)Freude für den psychologischen Tätigkeitsbereich, dem sie mit grossem Interesse begegnen.

Die Bachelorstudierenden berichten ebenfalls von (Vor-)Freude gegenüber ihrer Zukunft und ihrer Weiterentwicklung im Beruf. Sie formulieren jedoch auch Sorgen, Selbstzweifel und Ängste, da sie zum Beispiel nicht genau wissen, welche Möglichkeiten ihnen später zur Verfügung stehen. Weiter fühlen sie sich durch das Studium (noch) nicht genug auf die Arbeit vorbereitet und fragen sich teilweise, ob sie für die verschiedenen Berufe überhaupt geeignet wären.

Diese Befürchtungen – vielleicht doch die falsche Wahl getroffen zu haben oder nicht geeignet zu sein – finden sich zum Teil auch noch bei den Masterstudierenden, wobei der Gedanke hinzukommt, den Herausforderungen nicht gewachsen zu sein und sowohl sich selbst als auch Patient*innen/Klient*innen zu enttäuschen. Ausserdem drehen sich ihre Ängste häufiger darum, ob sie eine Anstellung finden werden, und diese Gefühle scheinen stärker zu werden, je näher das Ende des Studiums heranrückt. Eine weitere Sorge, die genannt wurde, ist der lange, teure und zum Teil nicht gut abgesicherte oder vergütete Aus- bzw. Weiterbildungsweg bis zum vollen Berufseinstieg. Wenn die Masterstudierenden jedoch an die Ausübung des Berufs denken, überwiegen Vorfreude, Hoffnung und Entschlossenheit. In diesen Momenten sehen sie den Weg als Herausforderung, für den es sich lohnt, hart zu arbeiten, um am Ende ihr Ziel zu erreichen.

Ambivalente Gefühle gegenüber unserer Zukunft

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mehr Masterstudierende als Bachelorstudierende an der Umfrage teilgenommen haben, was daran liegen könnte, dass sie sich bereits mehr mit dem Thema Zukunftspläne auseinandergesetzt haben und deshalb mehr Interesse daran zeigen. Zur Frage nach ihren Zukunftsplänen antworteten die Studierenden im Propädeutikum, dass sie dieses erst mal bestehen möchten, bevor sie sich mehr Gedanken zur Zukunft machen. Die Bachelorstudierenden haben schon genauere Ideen, warten jedoch noch damit, sich festzulegen. Bei den Masterstudierenden zeigt sich ein breiter gefächertes Bild, bei dem einige bereits spezifische Vorstellungen und zum Teil auch schon Stellen haben und andere noch unsicher sind oder sogar etwas von der Psychologie Unabhängiges tun möchten. Bei der Frage nach dem Gemütszustand berichteten die Psychologiestudierenden sowohl Vorfreude, Hoffnung und Neugier als auch Sorgen, Ängste und Unsicherheiten, wenn sie an ihre Zukunft denken. Dabei scheint es, als würden für die Teilnehmenden mit genaueren Plänen die positiven Emotionen die negativen überwiegen, auch wenn dennoch meist beides berichtet wurde.

Es war unglaublich interessant, die Antworten meiner Mitstudierenden zu lesen und von ihren vielseitigen Zukunftsplänen zu erfahren. Ich war überrascht, wie ähnlich die Antworten auf die Frage nach den Emotionen ausgefallen sind und wie viele im Verlauf ihres Studiums dieselben Erfahrungen erleben. Dies löste bei mir ein Gefühl der Verbundenheit mit meinen Mitstudierenden aus; es scheint, als würden wir alle diese Ambivalenz gegenüber unserer Zukunft kennen. Wir machen uns dieselben Sorgen und haben die gleichen Unsicherheiten und Ängste – doch wir sind auch neugierig und gespannt auf alles, was wir in Zukunft noch lernen werden und freuen uns bereits auf die Ausübung unserer jeweiligen Berufsideen. Die Hoffnung, unseren Weg und einen passenden Platz zu finden, treibt uns weiter an.


Zum Weiterlesen

Den Boer, L., Klimstra, T. A., & Denissen, J. J. A. (2021). Associations between the identity domains of future plans and education, and the role of a major curricular internship on identity formation processes. Journal of Adolescence, 88, 107–119. https://doi.org/10.1016/j.adolescence.2021.02.005

Ebner, K., Soucek, R., & Selenko, E. (2021). Perceived quality of internships and employability perceptions: The mediating role of career-entry worries. Education + Training, 63(4), 579–596. https://doi.org/10.1108/ET-02-2020-0037

Literatur

Den Boer, L., Klimstra, T. A., & Denissen, J. J. A. (2021). Associations between the identity domains of future plans and education, and the role of a major curricular internship on identity formation processes. Journal of Adolescence, 88, 107–119. https://doi.org/10.1016/j.adolescence.2021.02.005

Ebner, K., Soucek, R., & Selenko, E. (2021). Perceived quality of internships and employability perceptions: The mediating role of career-entry worries. Education + Training, 63(4), 579–596. https://doi.org/10.1108/ET-02-2020-0037