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Mit ‘Mutter’ getaggte Beiträge

Familie und Karriere als Frau

Eine Diskussion zum Buch Professorin werden

Die dreifache Mutter Regula Kyburz-Graber schildert im Buch Professorin werden ihren herausfordernden Karriereweg. Die Geschichte handelt von enttäuschender Forschung, veralteten Rollenbildern genauso wie von Sinnhaftigkeit, Hartnäckigkeit, einem fortschrittlichen Betreuungsmodell und grossen Chancen. Den roten Faden bildet die Frage «Wie wird man Professorin?».

Von Julia J. Schmid
Lektoriert von Jovana Vicanovic und Isabelle Bartholomä
Illustriert von Alba Lopez

Als junge angehende Wissenschaftlerin fühlte ich mich vom Buch direkt angesprochen. Nur zu gut konnte ich mich in die ambitionierte Studentin hineinversetzen, die an die Forschung den Anspruch der Sinnhaftigkeit stellt. Die überzeugt ist, mindestens genauso viel leisten zu können wie ein Mann und die Karriere und Familie nicht als Gegensatz, sondern als gegenseitige Bereicherung versteht. So fieberte ich auf knapp 200 Seiten mit ihr mit und nahm an ihrer persönlichen Entwicklung teil. Fühlte mich beim Lesen in die Anfänge meines Studiums zurückversetzt, schwelgte in Erinnerungen an meine Erlebnisse an der Universität Zürich (UZH) und malte mir meine eigene berufliche Zukunft aus. Trotz Parallelen wurde mir schnell bewusst, dass die Welt, in die mich Regula Kyburz-Graber entführte, nicht der heutigen, nicht der meinen entspricht. Vieles, das ich als selbstverständlich annehme, war zur Zeit ihres Karriereweges noch nicht gegeben – vieles, das ihren Weg erleichtert hätte.

«Die Frauen waren die Eindringlinge in diese wohlabgeschirmte akademische Welt, sie mussten sich anzupassen wissen.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 114

Eine besondere Zeit, eine besondere Frau

Als Regula Kyburz-Graber 1970 volljährig wurde, war Frauen das Stimm- und Wahlrecht in der Schweiz noch verwehrt. Die Forderung nach Gleichberechtigung war für sie stets eine Selbstverständlichkeit. Bewusst wählte sie mit Biologie an der ETH einen für Frauen untypischen Studiengang, um zu beweisen, dass Frauen genau so gut wie Männer ein naturwissenschaftliches Studium bewältigen können. Während des Studiums lernte sie Peter kennen, den sie noch vor ihrem Abschluss heiratete. Als Konkubinatspaar in Zürich eine Wohnung zu bekommen, wäre damals unmöglich gewesen. Da sie ihren Familiennamen Graber und damit ihre Herkunft und Identität nicht verlieren wollte, nutzte sie fortan den rechtlich nicht verbindlichen Doppelnamen Kyburz-Graber. Um neben dem Studium Geld zu verdienen, bewarb sie sich – obwohl sie keinerlei Erfahrung besass – erfolgreich als Lehrerin an der Bezirksschule Baden.

Enttäuscht von der Forschung

Ihre Diplomarbeit schrieb Regula Kyburz-Graber im Bereich der Molekulargenetik. Die Atmosphäre im Labor – unter all den Männern – beschreibt sie als gedämpft, trostlos und kompetitiv. Über Ängste oder Zweifel wurde nicht gesprochen und Spott gehörte zur Gesprächskultur. Ihre anfängliche Begeisterung für die Forschung schwand und der Gang zum Labor fiel ihr von Tag zu Tag schwerer.

«Bis die einst glorifizierte Forschungswelt für mich einstürzte und ich mir schliesslich eines Tages eingestehen musste: So will ich nicht Forschung betreiben.» Kyburz-Graber, 2020, S. 32

Aufgeben kam für sie aber nicht in Frage, so kämpfte sich sie sich durch. Trotz der enttäuschenden Erfahrung liess sie auch nach dem Abschluss des Studiums 1973 der Wunsch nicht mehr los, in der wissenschaftlichen Forschung berufliche Erfüllung zu finden.

«Aber Sinn musste die Forschung machen, einen bedeutsamen Beitrag für die Gesellschaft leisten, so malte ich mir gute Forschung in meinem jugendlichen Idealismus aus.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 33

Ihr eigener Weg, eine Sackgasse?

Die Suche von Regula Kyburz-Graber nach sinnhafter Forschung endete in der Überzeugung, dass Unterrichtsforschung ihr neues Forschungsgebiet werden sollte. Vorbilder fand sie für dieses Vorhaben keine, betont aber, dass sie sich noch nie an Vorbildern orientiert habe. Schon immer wollte sie ihren eigenen Weg gehen und liess sich selten helfen – so auch in der Forschung. Die Arbeit an der Dissertation musste sie durch Unterrichten querfinanzieren. Zu dieser Zeit dachte sie noch nicht an eine akademische Karriere. Ihr prioritäres Ziel war es, das Verständnis für ökologische Zusammenhänge bei Jugendlichen zu untersuchen und so den Ökologieunterricht voranzubringen.

«Da sass ich nun, eine 26-jährige, erwartungsvolle Wissenschaftlerin voller Tatendrang. Und niemand schien auf mich gewartet zu haben. Niemand interessierte sich für meine wissenschaftlichen Erkenntnisse.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 41

Nach ihrer Dissertation erlebte Regula Kyburz-Graber eine Durststrecke. Ihre Bewerbungen im Bereich der Lehre waren erfolglos. Vermutlich wurden Männer mit langjähriger Erfahrung und keine jungen Wissenschaftlerinnen gesucht. Sie fragte sich, ob all die Investitionen umsonst gewesen waren, und versank in Selbstmitleid, Wut, Angst und Trauer darüber, trotz bester Qualifikation ignoriert zu werden.

Türen öffnen sich

Das Blatt wendete sich, als Regula Kyburz-Graber 1977 ein Nachwuchsstipendium des Schweizerischen Nationalfonds erhielt. Ein Jahr lang forschte sie an der Universität Kiel zum Thema «Schülerzentrierter Biologieunterricht». Sie nahm an wissenschaftlichen Debatten teil, erlebte eine gute Forschungsatmosphäre und lernte Autor*innen von Fachliteratur kennen. So brachte sie neue Ideen, Forschungswissen und Zuversicht nach Hause. Nach ihrem Forschungsjahr öffnete sich eine Tür nach der anderen. Unter anderem erhielt sie einen Lehrauftrag für Biologiedidaktik an der ETH, war Oberassistentin an der ETH und der UZH für Umweltlehre, leitete die Lehrplankommission «Integrierte Naturlehre», entwickelte Lehrmittel und vertrat die Schweiz an zahlreichen internationalen Konferenzen zur Umweltbildung. Nicht selten war sie dabei die Einzige oder eine der einzigen Frauen. In den Jahren darauf war sie in der Forschung an der ETH sowie in nationalen und internationalen Kooperationen tätig, Projektleiterin der Schweiz im internationalen OECD Projekt «Environment and School Initiatives» und Gastprofessorin an der Deakin University in Australien.

«Ich fühlte mich nun beflügelt und war getragen vom Gefühl, dass ich meinen Platz in der Berufswelt gefunden hatte.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 56

Ehefrau, Mutter und Wissenschaftlerin

Als Regula Kyburz-Graber heiratete, wusste sie bereits, dass sie keine traditionelle Hausfrauenrolle übernehmen würde. Peter und sie, beide wollten einer interessanten Karriere nachgehen und beide hatten einen Kinderwunsch. Mit dem Beginn der Familiengründung vereinbarten sie, die Familienarbeit partnerschaftlich zu teilen. Peter reduzierte sein Pensum zuerst auf 90 und dann auf 80 Prozent – in einer Zeit, in der dies alles andere als üblich war. Mit der Geburt von Tochter Andrea 1979 stand das Kind an erster Stelle und gab den Takt sowie die Tagesstruktur vor. Mit der Zeit lernte Regula Kyburz-Graber ihre Tätigkeiten an die Bedürfnisse von Andrea anzupassen. Schlief Andrea, erledigte sie Aufgaben, die viel Konzentration benötigten, wollte Andrea herumgetragen werden, machte sie gleichzeitig Hausarbeiten, übernahm Peter die Betreuung, kümmerte sie sich um Termine ausserhalb. Sie pendelte zwischen der Betreuung des Kindes und ihren beruflichen Tätigkeiten. Ständig fühlte sie sich unter Zeitdruck.

«Es fühlte sich an, als hätte ich gestutzte Flügel. Flügel hatte ich zweifellos, nur das Abheben gelang nicht mehr.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 72

An manchen Tagen fragte sie sich, ob sie je wieder im Beruf aufholen könne und ob das Ohnmachtsgefühl, etwas zu verpassen, normal sei. Zugleich empfand sie Neid gegenüber den jungen Vätern, die wie bisher weiterarbeiten konnten und von der neuen Vaterrolle – die Stabilität und Verlässlichkeit verkörperte – sogar noch profitierten.

Logische Konsequenz der Gleichberechtigung

1982 kam Tochter Denise und zwei Jahre später Sohn Stephan zur Welt. Die Doppelbelastung und das Gefühl, den beruflichen Anschluss verloren zu haben sowie die Karriere zu vernachlässigen, stieg. Als Stephan drei Jahre alt war, spürte Regula Kyburz-Graber, dass sich etwas ändern müsse. Als sie dies unter Tränen der Wut und Enttäuschung ihrem Mann mitteilte, bot dieser an, sein Arbeitspensum auf 60 Prozent zu reduzieren. Regula Kyburz-Graber beschreibt dies als neue Freiheit, die sie sich gegenseitig gegeben hatten, aus Sicht der Gleichberechtigung sei es aber lediglich die logische Konsequenz. Die Reduktion des Beschäftigungsgrades führte dazu, dass Peter nicht mehr Teil der Geschäftsleitung sein konnte. Trotz dessen erarbeitete er sich eine Position als schweizweit anerkannter Spezialist für Kooperationen in der Landwirtschaft.

Frau Professorin

Eines Tages entdeckte Regula Kyburz-Graber ein Inserat der Philosophischen Fakultät der UZH, das wie auf sie zugeschnitten war. Es handelte sich um ein halbes Extraordinariat für Gymnasialpädagogik. Als nach langem Warten ihr erster Platz bestätigt wurde, war sie endlos glücklich und erleichtert. So wurde Regula Kyburz-Graber 1998 die erste Professorin an einem Höheren Lehramt in der Schweiz und die erste Professorin in der Pädagogik an der UZH. Sie baute ein interdisziplinäres Lehrstuhlteam auf, an dem unter anderem auch Psycholog*innen arbeiteten. 2004 wird sie Prodekanin für Ressourcen an der Philosophischen Fakultät, ein Jahr später ordentliche Professorin und 2007 auf eigene Initiative die neue Direktorin des Instituts für Gymnasial- und Berufspädagogik der UZH.

Forderung nach Gleichstellung

Um das Jahr 2000 wurde an der UZH die Forderung nach der Berufung von Frauen immer lauter. Um dem gerecht zu werden, wurde bei Ausschreibungen das Anstreben eines höheren Frauenanteils angegeben. Regula Kyburz-Graber war der Meinung, dass es diesen Satz nicht bräuchte, wenn Frauen in der frühen Karrierephase angemessen gefördert würden. Zudem beobachtete sie, dass Angaben zur privaten Lebenssituation für Frauen hinderlicher waren als für Männer. Waren Frauen unverheiratet, so wurde befürchtet, dass ihnen die emotionale Unterstützung fehle. Hatten sie keine Kinder, wurden Fragen zur Situation des Mannes gestellt, hatten sie Kinder, wurde ihre Verfügbarkeit und Belastbarkeit bezweifelt.

Obwohl aktuell 60 Prozent der Studierenden weiblich sind, beträgt der Frauenanteil unter den Professor*innen lediglich 23 Prozent (Schärer, 2021). Stets arbeitet die UZH an der Chancengleichheit, beispielsweise werden zunehmend Teilzeitprofessuren angeboten (Gull, 2020). Mehr dazu unter http://www.gleichstellung.uzh.ch.

Als Regula Kyburz-Graber 1998 Professorin wurde – 30 Jahre nach der Berufung der ersten Professorin an die UZH – waren lediglich sieben Prozent der Professor*innen Frauen und dies, obwohl der Frauenanteil unter den Studierenden bei knapp 50 Prozent lag. Professorinnen mit Kindern gab es laut Regula Kyburz-Graber nur ganz selten. Zudem beschreibt sie, dass die Professorinnen keinen besonderen Kontakt untereinander pflegten und sich daher Solidarität unter Frauen kaum entwickelte. Jede ging ihren eigenen Weg.

Steinig, aber lohnend

Regula Kyburz-Graber verdeutlicht in ihrem Buch «Professorin werden», dass sie es als Frau und Mutter auf dem akademischen Karriereweg nicht immer einfach hatte und bestimmt schwerer als Männer mit ähnlichen Qualifikationen. Das Buch ist voller lebhafter Anekdoten, die diese Schwierigkeiten veranschaulichen. Gleichzeitig macht sie den Leser*innen klar, dass sich dieser Weg für sie gelohnt hat, und sie glücklich auf ihn zurückblickt. Sie zeigt auf, wie viel sich seit ihrem Karrierebeginn geändert hat, aber auch, wie viel sich noch ändern muss. Veraltete Rollenbilder, Vorurteile und strukturelle Hürden. Auf subtile Weise hält sie den Leser*innen den Spiegel vor und regt sie zum Nachdenken an. Habt ihr je (innerlich) einen Vortragenden für seine Kleidung kritisiert? Und eine Vortragende? Habt ihr je Defizite in der Lehre eines Professors mit hoher Fachkompetenz entschuldigt? Habt ihr je darüber nachgedacht, dass Frauen ohne Militärerfahrung einen Karrierenachteil haben, aufgrund fehlender Führungserfahrung und verpasster Chance, ein Netzwerk aufzubauen?

Trotz zahlreicher Einblicke in das Leben von Regula Kyburz-Graber bleibt ihre Gefühlswelt den Leser*innen in vielen Situationen verwehrt. Was hat sie wohl empfunden, als ihr Mann zum wiederholten Mal als Herr Professor angesprochen und sie als die treu besorgte Ehefrau angenommen wurde? Auch lässt sie die Leser*innen leider nicht daran teilhaben, wie sie den Stress der Doppelbelastung und der Unsicherheit bewältigte und ihre psychische Gesundheit schützte.

Mutmacher für junge Wissenschaftler*innen?

Trotz vielen Herausforderungen haben Regula Kyburz-Graber und ihr Mann ihr Ziel erreicht. Beide übten eine berufliche Tätigkeit aus, die sie erfüllte und konnten parallel die Entwicklung ihrer Kinder unterstützen. Es lässt sich die Schlussfolgerung ziehen: «Wenn es damals ohne unterstützende gesellschaftliche Rahmenbedingungen möglich war, dann heute erst recht!». Ferner beschreibt sie, wie ihre Familie ihre Karriere positiv beeinflusste. Sie habe dank der Familie gelernt, flexibel zu sein, sich zu organisieren, genau zuzuhören, gemeinsam nach geeigneten Lösungen zu suchen sowie Entscheide, wenn nötig, zu revidieren. Überdies demonstriert sie, dass sinnhafte Forschung es wert ist, sich dafür einzusetzen und, dass auch scheinbar zerstückelte Biografien am Ende zusammenpassen sowie wenig gradlinige Karrierewege erfolgreich sein können. Diese Ausführungen können junge Wissenschaftler*innen im Hinblick auf ihre Karriere zuversichtlich stimmen.

Manche Leser*innen mögen die vielen Hürden, denen Regula Kyburz-Graber auf ihrem Karriereweg begegnete, vielleicht eher abschrecken. So erzählt sie, dass ihre drei Kinder ihre akademische Karriere aufgrund der riesigen Doppelbelastung und der Unsicherheiten als nicht nachahmenswert empfinden.

Ratgeber für junge Wissenschaftler*innen?

Regula Kyburz-Graber macht mehr als klar, wie wichtig es für ihre Karriere war, die Familienarbeit mit ihrem Mann zu teilen. Dieses partnerschaftliche Familienmodell ist gemäss ihr der Schlüssel zur Karriere als Frau und damit zur Gleichstellung. Wenn Männer nicht die gleiche Verantwortung in der Familie übernähmen, würde die grosse Arbeitslast mit Berufs- und Familienarbeit weiterhin einseitig bei den Frauen liegen, schreibt sie. Damit dies möglich ist, müssen beide Partner*innen bereit sein, ihren Beschäftigungsgrad zu reduzieren und die Arbeitgeber*innen müssen solche Teilzeitstellen zur Verfügung stellen.

Auch weitere Ratschläge lassen sich dem Buch entnehmen. So beschreibt Regula Kyburz-Graber beispielsweise, wie wichtig es ist, sich immer wieder über seine kurz- und langfristigen Ziele bewusst zu werden. Sie teilt mit, dass man seinen eigenen – für sich sinnhaften – Weg gehen soll und betont, dass sich Hartnäckigkeit auszahlt. Zudem empfiehlt sie an Diskussionen aktiv teilzunehmen, um Kontakte zu knüpfen sowie Impulse zu erhalten. Auch das Verbinden von Empathie und Selbstbewusstsein, einen interdisziplinären Forschungsansatz und ein hohes Mass an Flexibilität gibt sie als bedeutsam an.

Dankbarkeit

Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, verspürte ich Dankbarkeit. Dankbarkeit gegenüber Regula Kyburz-Graber und allen anderen Frauen, die den Weg für zukünftige Generationen ebneten. Die einerseits bewiesen, dass Frauen erfolgreich akademische Karrieren einschlagen können und anderseits, dass sich diese mit dem Gründen einer Familie verbinden lässt. Dankbarkeit für all die Entwicklungen der letzten Jahre, die das Kombinieren von Karriere und Familie erleichterten und den Fortschritt in Richtung Gleichberechtigung antrieben. Besser denn je verstand ich nun die Wichtigkeit von kleinen und grossen strukturellen Veränderungen wie Blockzeiten, Mittagstischen, Homeoffice und Teilzeitarbeit auf der einen Seite, und Entwicklungen in der Einstellung der Gesellschaft, wie verständnisvollen Kolleg*innen und Arbeitgeber*innen, von Frauenförderung sowie partnerschaftlichen Familienmodellen auf der anderen. Das Ziel der Gleichstellung ist noch nicht erreicht, aber es wird besser. Wenn ich heute durch die Gänge der UZH laufe, fühle ich mich nicht als Eindringling in diese akademische Welt, sondern als Teil davon.


Zum Weiterlesen

Kyburz-Graber, R. (2020). Professorin werden. Hier und Jetzt.

Literatur

Gull, T. (2020). Buchvernissage Professorin werden. Universität Zürich. https://www.news.uzh.ch/de/articles/2020/buchvernissage_professorin_werden.html

Kyburz-Graber, R. (2020). Professorin werden. Hier und Jetzt. Schärer, A. (2021). Gleichstellung und Diversität. Universität Zürich. https://www.gleichstellung.uzh.ch/de/gleichstellungsmonitoring

Nächster Halt…

Empirische Befunde und Erfahrungsberichte zum Umgang mit Veränderungen beim Übergang in einen neuen Lebensabschnitt.

Vier Menschen erzählen von ihren persönlichen Erfahrungen mit einer entscheidenden Veränderung in ihrem Leben. Dabei wird deutlich, wie prägend diese Veränderungen erlebt werden können. Anhand eines wissenschaftlichen Inputs soll eine umfassendere Einordnung ermöglicht werden.

Von Laurina Stählin
Lektoriert von Isabelle Bartholomä und Hannah Meyerhoff
Illustriert von Rebekka Stähli

Immer wieder finden im Leben kleine oder grössere Veränderungen statt. Vier Geschichten liefern Beispiele dafür, verteilt über fast die ganze Lebensspanne. Vom Kindergartenkind, das in die Schule kommt, bis zum Umzug in ein Altersheim, der endgültig wirkt, es aber vielleicht doch nicht ist. Die Beispiele zeigen, dass viele individuelle Komponenten beim Beginn einer neuen Lebensphase eine Rolle spielen. Wie ein solcher Übergang erlebt und wie damit umgegangen wird, scheint sehr stark von der entsprechenden Person abzuhängen. Zudem scheinen sich die Menschen intensiv mit den jeweiligen Übergängen zu beschäftigen, die Veränderungen nehmen einen beträchtlichen Platz im Leben der betroffenen Menschen ein. Um dieser Subjektivität gerecht zu werden, und dennoch den Blick auf die Bedeutung solcher Veränderungen über die ganze Lebensspanne hinweg zu öffnen, soll in diesem Artikel den individuellen Erfahrungsberichten eine kleine Auswahl an wissenschaftlichen Befunden gegenübergestellt werden.

Die Unterteilung der lebenslangen Entwicklung in unterschiedliche Phasen wurde bereits in verschiedenen Theorien beschrieben, beispielsweise durch den Psychoanalytiker Erik Erikson oder den Entwicklungspsychologen Daniel Levinson (Berk & Schönpflug, 2011). Nach Levinsons Theorie liegt am Anfang eines neuen Lebensabschnitts jeweils ein Übergang. Auf diesen folgt eine Phase, in welcher ein Mensch Kontinuität zu erreichen versucht, indem eigene und gesellschaftliche Anforderungen aufeinander abgestimmt werden (Berk & Schönpflug, 2011). In ihrer Studie über Lebensereignisse, welche die Definition des Selbst beeinflussen, versteht McLean (2008) Identität als Konstruktion einer persönlichen Kontinuität über die Entwicklung einer zusammenhängenden Lebensgeschichte. Erfahrungen können in die Identität integriert werden, indem eine Veränderung wahrgenommen wird, oder indem Stabilität wahrgenommen und so die bestehende Identität bestätigt wird. Kontinuität wird in beiden Fällen wahrgenommen, weil man sich in beiden Situationen auf das Selbst bezieht. Die Formulierung einer Lebensgeschichte ist ein selbstreflektierter Prozess und bietet die Möglichkeit einer Erklärung, warum man sich verändert hat, oder eben gleich geblieben ist (McLean, 2008). Es kann Menschen also helfen, ihre Identität zu entwickeln oder zu festigen, wenn sie wichtige Lebensereignisse anhand eines Lebensentwurfs in einen grösseren Zusammenhang einordnen können.

Solche persönlichen Lebensentwürfe zeigen Parallelen zu sogenannten »Cultural Life Scripts« (Berntsen & Rubin, 2004). Damit ist die kulturell definierte Vorstellung davon gemeint, wie ein Lebensentwurf gestaltet sein soll bezüglich der Abfolge und des Zeitpunkts, wann verschiedene Lebensphasen stattfinden. In der Untersuchung von Berntsen und Kollegen (2011) beantworteten die Studienteilnehmenden Fragen über ihr schlimmstes sowie über ihr schönstes Lebensereignis. Dabei entsprachen insbesondere die positiven Lebensereignisse, die von den Studienteilnehmenden genannt wurden, relativ deutlich dem kulturell vorgegebenen Lebensentwurf. Mehr als die Hälfte der Teilnehmenden nannten die beiden Lebensereignisse »Geburt« und »Heirat«. Frühere Ergebnisse konnten bereits zeigen, dass »Cultural Life Scripts« häufig in der Hinsicht verzerrt sind, als dass positive Lebensereignisse vor allem im jungen Erwachsenenalter erwartet werden (Berntsen & Rubin, 2004). Dementsprechend wurden auch in dieser Studie über 60 Prozent der positiven Lebensereignisse im dritten beziehungsweise vierten Lebensjahrzehnt angeordnet, während die Häufigkeit der berichteten negativen Ereignisse ab dem Alter von 40 Jahren bis zum aktuellen Alter linear anstiegen (Berntsen, Rubin, & Siegler, 2011). Interessanterweise zeigte sich kein bedeutender Anstieg der positiven Ereignisse im jungen Erwachsenenalter mehr, wenn die Ereignisse, die zum kulturellen Lebensentwurf-Muster passen, ausgeschlossen wurden. Dies bedeutet, dass sich viele Versuchspersonen beim Bericht ihres schönsten Lebensereignisses an dem kulturell geprägten Lebensentwurf orientiert haben (Berntsen et al., 2011). Warum sich diese Menschen an den kulturellen Erwartungen orientiert haben, wenn sie von ihrem ganz persönlichen schönsten Lebensereignis berichten sollten, erklären Berntsen und Kollegen (2011) folgendermassen: «Such life script consistent events helps to anchor the personal life story in a cultural context and are often used as concrete turning points in life stories defining beginning and endings of life story chapters.» (S. 1197).

Es kann für Menschen also nicht nur hilfreich sein, entscheidende Veränderungen innerhalb ihres eigenen Lebens in einem grösseren Kontext zu sehen. Eine gleichzeitige Orientierung an den gesellschaftlichen Erwartungen ermöglicht auch einen Vergleich und kann somit helfen, die eigene Lebensgeschichte als Ganzes einzuordnen und in ein angepasstes Selbstbild zu integrieren.

Wie in den folgenden Erfahrungsberichten zu lesen ist, steht die Einordnung in die eigene Lebensgeschichte in der Zeit des Übergangs jedoch nicht unbedingt im Zentrum und passiert vielleicht auch gar nicht bewusst. Insbesondere wenn die Ablösung einer Lebensphase der anderen mit einem bestimmten Ereignis zusammenhängt, wie es bei allen der hier beschriebenen Veränderungen der Fall ist, steht dieses Geschehen häufig im Vordergrund und stellt eine wichtige Ursache der intensiven Auseinandersetzung dar. Möglicherweise ist dies der Fall, weil gerade mit dem Ereignis auch viele der entscheidenden Veränderungen einhergehen. Womöglich ist jedoch genau diese stärkere Konzentration auf das Ereignis selbst als auf die Einordnung im Lebenslauf ein wichtiger Vorgang, welcher die Integration in den eigenen Lebensentwurf erst möglich macht.

Nächster Halt: Schule

Ich habe schon darüber nachgedacht, wie es in der Schule sein wird. Ich glaube, ich werde ganz viele Freunde haben und dass es cool wird, weil meine ältere Schwester auch dort sein wird. Dann kann ich sie immer in der Pause sehen. Und das finde ich cool. Ich freue mich auch, weil ich neue Lehrerinnen haben werde und meine Kindergärtnerin hat gesagt, dass die neuen Lehrerinnen immer die liebsten sind. Ich habe auch ein bisschen Angst davor, dass ich die Hausaufgaben falsch machen könnte oder dass ich sonst etwas falsch machen werde und die Lehrerinnen dann schimpfen oder sagen werden «da kannst du jetzt noch einmal von vorne anfangen».

Ich denke nicht, dass etwas an mir anders sein wird, wenn ich in die Schule komme. Ich habe auch keine Ahnung, was sonst anders sein wird, wenn ich in die Schule komme. Vielleicht, dass ich dann viel machen muss, zum Beispiel Hausaufgaben. Sonst wird eigentlich nichts anders sein.

Ich stelle es mir in der Schule so vor, dass man Strafaufgaben bekommen kann. Aber eigentlich wünsche ich mir, dass es keine Strafaufgaben gibt. Ich habe auch ein bisschen Angst, weil es Jungs gibt, die in der Pause immer kämpfen. Aber meine ältere Schwester ist beliebt und würde mich beschützen, wenn mir jemand etwas antun wollte.

Den ersten Schultag stelle ich mir ganz normal vor. Ich gehe dann in die Schule. Vielleicht bin ich ein wenig aufgeregt, weil es dort sicher Dinge hat, die noch etwas schwierig sind. Eigentlich bin ich jetzt schon Schülerin, weil Sommerferien sind. Wenn mich jetzt jemand fragen würde, würde ich schon sagen, dass ich ein Schulmädchen bin. Ich habe einen Schulthek mit Delfinen drauf. Ich habe auch zwei Etuis und einen Turnsack. Ich freue mich auf viele Sachen. Eigentlich freue ich mich auf alles. Nur nicht aufs Rechnen und Schwimmen.

Nächster Halt: Mama

Dass da ein kleiner Mensch ist, der in allen Bedürfnissen auf mich angewiesen ist, hat in allen Bereichen meines Daseins zu massiven Veränderungen geführt. Viele Bereiche waren schon vor der Geburt betroffen: grössere Wohnung, neue Arbeitsstelle, Gedanken zur Arbeitssituation nach der Geburt und, ganz wichtig, auch die körperlichen und emotionalen Veränderungen mit allem, was eine Schwangerschaft so mit sich bringt. Nach der Geburt war es vor allem das gegenseitige Kennenlernen und rund um die Uhr Mamasein. Bedürfnisse, die zu jeder Tages- und Nachtzeit unabhängig von meinen eigenen gestillt werden durften und mussten.

Die Veränderungen kamen definitiv phasenweise und kontinuierlich, zum Teil aber auch sehr plötzlich. Viele der Veränderungen waren aber auch nur zu erahnen und andere haben mich selbst völlig überrascht. Es hätte mich allerdings nichts darauf vorbereiten können, was mit der Geburt geschehen ist. Wirklich endlich mein Kind zu halten, nach unfassbaren Schmerzen und dann dieses Gefühl der reinsten Liebe, die es gibt. Das ist nicht in Worten fassbar. Diese Veränderung wird definitiv nie enden, jeder Tag als Mama ist neu und jeder Schritt des Kindes braucht eine neue »Version« der Mama. Das ist ganz klar die prägendste und schönste Veränderung meines Lebens.

«Die Veränderungen kamen definitiv phasenweise und kontinuierlich, zum Teil aber auch sehr plötzlich. Viele der Veränderungen waren aber auch nur zu erahnen und andere haben mich selbst völlig überrascht.»

Das Muttersein hat bei mir einen so hohen Stellenwert, dass es praktisch immer das Erste ist, was Fremde über mich erfahren. Es ist etwas, worauf ich wirklich stolz bin und das ich gerne mit Anderen teile. Trotzdem gebe ich mir Mühe, mich nicht nur darüber zu identifizieren. Das war während der Schwangerschaft und direkt nach der Geburt schwierig, wird aber immer leichter. Aber für mich ist klar, dass es eine Definition von mir nicht ohne das Mamasein gibt. Ich selbst sehe mich jetzt viel gesetzter, selbständiger und glücklicher als vorher. Ich weiss jetzt wirklich, was es heisst, für mich selbst und jemand anderen die Verantwortung zu tragen. Ich trete offener und authentischer, also in mir und meinen Entscheidungen gesetzter, auf als vorher. Ich habe gelernt, zu unseren Bedürfnissen zu stehen und danach zu handeln.

Man merkt schon sehr schnell, wie die verschiedenen Phasen im Leben den Freundeskreis mit beeinflussen können. Viele Freunde sehe ich nur noch selten. Der Ausgang oder das Feierabendbier fallen weg. Zu anderen Freunden, gerade zu solchen, die selbst Kinder haben, hat sich aber eine viel engere Bindung ergeben. Was sich stark verändert hat, ist der Umgang mit meinen Eltern. Wir sind plötzlich auf einer Ebene (meistens). Ich weiss nicht, wie ich ohne sie und einige sehr enge Freunde die Schwangerschaft und die letzten Monate überstanden hätte. Sie haben mir unendlich geholfen.

Vor der Geburt habe ich mich eigentlich auf das Meiste gefreut. Von den körperlichen Veränderungen bis hin zum ersten Lachen der Kleinen. Ich freue mich auch auf alles, was noch kommt. Es hat aber auch viele Momente der Einsamkeit und Angst gegeben und es macht mich traurig, wie viele Freunde und Bekannte nicht mehr aktiv Teil meines Lebens sind. In diesen Momenten hilft mir vor allem meine Tochter. Sie zu sehen und Zeit mit ihr zu verbringen holt mich meistens aus meinem Kopf in den Moment zurück. Ihr Vertrauen macht mich jeden Tag dankbar. Und wenn sie lacht, scheint für mich die Sonne, egal wann und egal wo.

Nächster Halt: Ehe

Eigentlich sollte sich durch die Heirat nichts ändern. Mein Partner und ich führen bereits eine langjährige Beziehung und haben schon sehr viel miteinander erlebt. Beide sollen so bleiben wie sie sind, mit ihren Stärken und Schwächen. Und doch hat dieses Stück Papier einen hohen Stellenwert. Ich werde neue Rechte und Pflichten erhalten, bin nicht mehr nur für mich allein verantwortlich und muss allenfalls Entscheidungen für meinen Partner treffen. Es geht darum, dass man die Situation, beziehungsweise die Beziehung, wie sie jetzt ist, sozusagen »konservieren« möchte. Was eigentlich einen Widerspruch in sich bedeutet, denn genau das kann man nicht. Wir verändern uns laufend und können die Zukunft nicht beeinflussen.

Ich denke, dass vieles auch ohne Heirat ähnlich kommen würde. Im Prinzip braucht es kein Papier, das uns sagt, dass wir uns lieben, beziehungsweise zusammengehören. Aus finanzieller Sicht ist es ja sogar ein Nachteil. Trotzdem verändert eine Hochzeit auf jeden Fall in gewisser Weise. Neben den rechtlichen Veränderungen ist es vor allem ein emotionaler Akt. Man entscheidet sich bewusst für eine Person und träumt von der gemeinsamen Zukunft. Ich stelle es mir so vor, dass am Tag selber auch viele Emotionen im Spiel sein werden und ich mir erst dann so richtig bewusst werde, was eigentlich passiert. Doch die ganzen Veränderungen beginnen viel früher und dauern noch viel länger an. Was es aber effektiv bedeutet, verheiratet zu sein, denke ich, wird sich erst mit der Zeit herausstellen. Es wird sicherlich immer wieder Situationen geben, die neu sind und in denen wir Kompromisse finden müssen.

Meine Motivation für diesen Artikel war, dass mir bisher, wenn ich mich mit wissenschaftlichen Themen in der Psychologie beschäftigte, häufig der Bezug zum Einzelnen gefehlt hat. Ich sehe klar auch die Vorteile der Generalisierbarkeit, beispielsweise von Studienergebnissen. Jedoch ist für mich ganz persönlich der Einzelfall – eine individuelle Meinung, eine bestimmte Erfahrung, eine Lebensgeschichte – in seinem ganzen Umfang etwas sehr Schätzenswertes und besonders Interessantes. Meinen herzlichsten Dank möchte ich daher den vier Menschen aussprechen, welche sich offen und unkompliziert dafür bereit erklärt haben, ihre Erfahrungen zu teilen und so persönlich vom aktuellen Übergang in ihren neuen Lebensabschnitt zu berichten.

Den grössten und offensichtlichsten Einfluss auf meine eigene Identität hat der Namenswechsel. Ich stelle mir das sehr gewöhnungsbedürftig vor, mich anders zu nennen. Aber für mich stand der Namenswechsel gar nie zur Diskussion. Der gemeinsame Name symbolisiert für mich eine gewisse Zusammengehörigkeit.

Was ich, seit wir verlobt sind, oft mitbekommen habe, ist das grosse Schubladendenken der Leute. Logischerweise folgen auf die Heirat automatisch das Haus und anschliessend die Kinder. Ich habe auch von anderen Freundinnen gehört, die nach der Heirat oft gefragt werden, ob sie schon schwanger seien oder Kinder wollten. Oder es sind dauernd Gerüchte im Umlauf. Ich frage mich, ob man alles preisgeben muss, was man vorhat. Die Neugier der Leute ist oft riesig.

Ich freue mich sehr auf ein Leben mit meinem Partner an meiner Seite. Ich bin nicht allein, denn es ist jemand da, der mit mir den Weg geht. Das Leid ist nur halb so gross, wenn man es teilen kann, aber die Freude ist doppelt so gross. Was mir manchmal etwas Sorgen bereitet, ist die aktuelle Scheidungsrate. Auch wenn wir uns jetzt sehr sicher sind und selbstverständlich davon ausgehen, dass wir verheiratet bleiben, gibt es auch eine Restangst, zu scheitern. Alles, was wir machen können, ist uns weiterhin mit Verständnis, Ehrlichkeit und Vertrauen zu begegnen. Es werden sicherlich auch schwierige Zeiten kommen, in denen man eben nicht gerade aufgeben, sondern versuchen sollte, gemeinsam eine Lösung zu finden. Ich glaube, da darf man sich auch nicht verrückt machen damit und zu viel nachdenken. Ich freue mich sehr auf meine Hochzeit und bin gespannt, welche Herausforderungen uns das Leben stellt.

Nächster Halt: Altersheim

Ich hatte keine bestimmte Vorstellung, wie es sein könnte, weil ich auch nie bei jemandem zu Besuch war, der im Altersheim lebt. Meine Vorstellung war, es sei wie im Hotel. Es war dann alles ein bisschen anders. Offenbar hatte ich doch Erwartungen, aber ich habe gar nicht so bewusst darüber nachgedacht. Ich wollte einfach nicht zu meinen Kindern ziehen, das habe ich genau gewusst. Und ich habe auch immer gesagt, ich wolle ins Altersheim, weil ich noch selber bestimmen wollte, wohin ich gehe und nicht, dass man dann einfach über mich verfügt.

«Es ist ein bisschen wie eine Endstation hier.»

Aber ob ich dies als Lebensabschnitt bezeichnen würde, weiss ich nicht. Es ist schon eine Umstellung auf eine Art. Am Anfang ist es sehr schwierig, das sagen auch andere. Man muss selber fragen gehen, wer wofür zuständig ist. Mit der Zeit sieht man dann, wie es läuft oder fragt andere Bewohner|innen. Aber am Anfang fühlte ich mich wie verlassen, alleine. Vor allem dies hatte ich mir anders vorgestellt.

Als ich umgezogen bin, ist es mir wirklich ganz schlecht gegangen, ich habe ständig gedacht, es ginge nicht. Alles war anders. Jetzt habe ich gemerkt, dass man nicht einfach Dinge erwarten kann, man muss selber etwas machen. Ich denke, ich werde sicher mit den Leuten hier klarkommen, aber ich merke doch, dass ich jahrelang alleine gelebt habe. Ich muss neu lernen, auf Leute zuzugehen, die ich nicht kenne. Oder auch einmal über Dinge sprechen, die mich nicht sonderlich interessieren. Viele Leute hier sprechen nur über das Essen oder darüber, was ihnen nicht passt. Das sind neue Herausforderungen, die auch ganz gut sind. Und ich kann nur mich selbst ändern. Ich muss hier jetzt einfach versuchen, mich anzupassen. Und das ist mir zum Teil auch schon gelungen. Es ist jetzt nicht mehr so schlimm wie am Anfang. Als es mir damals schlecht gegangen ist, habe ich mir immer wieder gesagt, dass es auch noch andere Möglichkeiten gäbe. Zum Beispiel, mit meinen beiden Schwestern zusammenzuwohnen. Diese Option möchte ich mir offen lassen, auch wenn das Altersheim eigentlich ein endgültiger Schritt ist.

Es ist ein bisschen wie eine Endstation hier. Man sieht hier einfach, wie das Leben langsam zu Ende geht. Und dann denkt man natürlich auch daran, wie es einem selber ergehen wird. Aber ich selber hatte noch nie Mühe mit dem Sterben oder dem Tod, ich kann da gut darüber sprechen. Es ist überhaupt nicht so, dass ich Angst davor hätte oder Gedanken daran verdrängen würde. Natürlich, wenn man hier Leute sieht, die schon halb gestorben sind, dann denkt man schon, dass man selber bestimmen können sollte, wann man sterben möchte. Ich möchte dies selber bestimmen können. Aber dafür müsste man ja bei einer Sterbehilfeorganisation angemeldet sein. Ich war einmal eine Zeit lang dort angemeldet, aber dann wollte ich doch nicht mehr. Und jetzt möchte ich eigentlich wieder.

Es hilft mir, mich nicht festzulegen, wie die Zukunft aussehen soll. Was ich sicher weiss, ist, dass ich nicht hierbleiben möchte, bis ich sterbe. Denn wann ich sterbe möchte ich noch selber bestimmen können.


Zum Weiterlesen

Berk, L. E., & Schönpflug, U. (2011). Entwicklungspsychologie (5., aktualisierte Aufl. /bearb. von Ute Schönpflug). München: Pearson Studium.

McLean, K. C. (2008). Stories of the young and the old: Personal continuity and narrative identity. Developmental Psychology, 44(1), 254–264. https://doi.org/10.1037/001211649.44.1.254

Literatur

Berntsen, D., & Rubin, D. C. (2004). Cultural life scripts structure recall from autobiographical memory. Memory & Cognition, 32(3), 427–442. https://doi.org/10.3758/BF03195836

Berntsen, D., Rubin, D. C., & Siegler, I. C. (2011). Two versions of life: Emotionally negative and positive life events have different roles in the organization of life story and identity. Emotion, 11(5), 1190–1201. https://doi.org/10.1037/a0024940

Berk, L. E., & Schönpflug, U. (2011). Entwicklungspsychologie (5., aktualisierte Aufl. / bearb. von Ute Schönpflug). München: Pearson Studium.

McLean, K. C. (2008). Stories of the young and the old: Personal continuity and narrative identity. Developmental Psychology, 44(1), 254–264. https://doi.org/10.1037/0012-1649.44.1.254

Papa geht es nicht gut

Warum sich die Forschung zu wenig mit paternaler Depression auseinandersetzt

Väter, die nach der Geburt ihres Kindes an einer depressiven Störung leiden, werden in der Forschung kaum thematisiert – im Gegensatz zu Müttern. Aber warum eigentlich? Und was sind die Folgen dieser Forschungslücke für die Väter und für ihre Familien?

Von Marcia Arbenz
Lektoriert von Isabelle Bartholomä und Hannah Meyerhoff
Illustriert von Rebekka Stähli

Nach der Geburt ihres Kindes stehen Eltern vor vorhergesehenen und unvorhergesehenen Herausforderungen. Weltweit leiden unter anderem deswegen bis zu 13 Prozent der schwangeren Frauen und frischgebackenen Mütter an psychischen Störungen wie beispielsweise Depressionen (World Health Organisation, n.d.) – Dabei spricht man von einer maternalen Depression. Kein Wunder also, dass die WHO (n.d.) maternale, psychische Störungen als eines der grössten Probleme der öffentlichen Gesundheit bezeichnet. Doch während maternale Depression einigen ein Begriff ist, sind vermutlich viele nicht mit der paternalen Depression vertraut. Diese bezeichnet eine Depressivität bei werdenden oder neu gewordenen Vätern (American Academy of Pediatrics, 2018).

Papa leidet auch

Nach der Geburt ihres Kindes stehen auch Männer vor einer herausfordernden Zeit. Genauso wie ihre Partner*innen werden sie mit dem wichtigen Übergang zur Elternschaft und allen damit verbundenen, praktischen und psychischen Herausforderungen konfrontiert (Psouni & Eichbichler, 2019). Zusätzlich wird oft von ihnen erwartet, dass sie ihr berufliches Engagement beibehalten und persönliche Bedürfnisse zurückstellen. Diese Belastung führt zu einer hohen Vulnerabilität (Psouni et al., 2017; Rominov et al., 2018), die sich in der postnatalen Zeit in Form von depressiven Symptomen manifestieren kann (Cameron et al., 2016; Paulson & Bazemore, 2010).

«Most of the reviewed studies suffer from methodological limitations, including the small sample, the lack of a structured psychiatric diagnosis, and inclusion bias. Despite such limitations, paternal depression seems to be associated with an increased risk of developmental and behavioural problems and even psychiatric disorders in offspring.»

Gentile & Fusco, 2017, p. 325

Zu wenig Forschung

Obwohl die Vulnerabilität und die damit verbundene, potenzielle depressive Störung bestätigt sind, ist die paternale Depression an sich, wie auch deren Auswirkungen wenig untersucht (Paulson et al., 2006). Eine kurze Suche mit Hilfe von Google Scholar bestätigt die Behauptung von Paulson und Kollegen (2006), dass es wenige Studien zu diesem Thema gibt. Wird der Begriff maternal depression gesucht, werden etwa 744‘000 Treffer erzeugt. Im Vergleich dazu führt die Suche mit paternal depression nur zu circa 53’500 Treffern (Stand: 12. März 2020). Dieser massive Unterschied ist leider kein Relikt vergangener Zeit. Schränkt man die Suche durch einen aktuelleren Zeitraum ein, ist immer noch das gleiche Muster erkennbar. Interessanterweise existiert diese Diskrepanz nur in Bezug auf parentale Depression. Es gibt kaum Unterschiede in der Anzahl Treffer zwischen den Begriffen female depression und male depression. Das heisst, dass nur Männer in der Rolle als Väter und nicht Männer im Allgemeinen in der Forschung zu Depressionen vernachlässigt werden.

Die Frage nach dem Warum

Doch was sind die Gründe für diese Diskrepanz? Insgesamt kann man vier Umstände beschreiben, die als Erklärungen für die Unterschiede dienen können. Erstens haben gewisse Männer zum Teil die Neigung, ihre depressive Symptomatik als weniger stark anzugeben, als sie eigentlich ist (Seidler et al., 2016). Die Symptome werden also entweder als zu schwach oder als nicht vorhanden eingeschätzt. Dies könnte zu der falschen Schlussfolgerung führen, dass Männer nicht oder in geringerem Maße als Frauen an elterlichen Depressionen leiden, so dass es weniger dringlich scheint, dieses Thema spezifisch zu untersuchen.

Zweitens verspüren und zeigen Männer im Vergleich zu Frauen oftmals andere Symptome. Häufig drücken Männer Depressionen durch externalisierendes Verhalten aus (Rutz, 1996), wie Wutanfälle, Drogenmissbrauch und Risikoverhalten, oder sie zeigen stärkere körperliche Belastung durch eine Somatisierung (Danielsson & Johansson, 2005; Kim & Swain, 2007; Martin et al., 2013; Rodgers et al., 2014; Schumacher et al., 2008). Diese externalisierenden Verhaltensweisen werden von medizinischem Fachpersonal nicht immer als depressive Symptome erkannt (Rutz, 1996), so dass eine korrekte Diagnostizierung dieser Männer unwahrscheinlich ist. Zudem leiden einige Männer an weiteren, weniger offensichtlichen depressiven Symptomen, was vermehrt zu Fehldiagnosen führen kann (Psouni et al., 2017).

Risikofaktoren für paternale Depression (American Academy of Pediatrics, 2018):

  • Schwierigkeiten eine Bindung mit dem eigenen Kind aufzubauen
  • Das Fehlen eines guten männlichen Vorbildes
  • Das Fehlen von sozialer Hilfe und Unterstützung
  • Veränderungen in der Beziehung zum*r Ehepartner*in
  • Gefühle wie Eifersucht oder Exklusion aufgrund der Beziehung zwischen Ehepartner*in und Kind
  • Maternale Depression
  • Stress aufgrund von Finanzen oder Arbeit
  • Tiefes Level an Testosteron

Der dritte Grund für die Diskrepanz im aktuellen Forschungsstand bezüglich maternaler und paternaler Depression ist eng mit den erwähnten Unterschieden in der Symptomatik verknüpft. Die Messinstrumente zur Beurteilung der paternalen Depression sind nicht an die externalisierenden Symptome angepasst (Rice et al., 2013). Dadurch wird die Symptomatik nicht vollständig erfasst. Zudem werden die verfügbaren Skalen selten mit ausreichend großen Stichproben getestet und die psychometrische Entwicklung der Fragebögen sind oftmals fehlerhaft (Rice et al., 2013). Dies führt unter anderem zu stark variierenden Prävalenzraten bei väterlichen Depressionen (Cameron et al., 2016), dadurch erscheint die Notwendigkeit umfassender Forschung als zu gering.

Der letzte mögliche Grund für die Diskrepanz ist, dass Väter, im Vergleich zu Müttern, in der Regel zu einem späteren Zeitpunkt an parentaler Depression erkranken (Edward et al., 2015; Psouni et al., 2017). Während maternale Depression in der Regel während der Schwangerschaftszeit oder innerhalb des ersten Jahres nach der Geburt des Kindes auftritt, hat die Prävalenzrate der paternalen Depression ihren Höhepunkt 12 Monate nach der Geburt des Kindes (Escribà-Agüir & Artazcoz, 2011). Verheerend ist hier, dass die meisten Studien zur parentalen Depressionen ihre Teilnehmer*innen nur innerhalb des ersten postnatalen Jahres untersuchen (Psouni et al., 2017). Väter werden also während ihrer kritischen Phase in vielen Studien gar nicht erst erfasst. Es ist immer noch unklar, wie eine paternale Depression nach dem ersten Jahr nach der Geburt des Kindes verläuft.

Folgen der Vernachlässigung

Was sind die Folgen der geschlechtsspezifischen Unterschiede und dem Mangel an Forschung bei parentaler Depression? Wie bereits erwähnt, scheint die depressive Symptomatik bei Männern im Vergleich zu Frauen weniger oft als solche erkannt zu werden.

Zusätzlich suchen Männer seltener Hilfe auf. In einer Studie gab weniger als die Hälfte der männlichen Teilnehmer mit depressiven Symptomen an, dass sie bereit wären, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen (Massoudi, 2013). Gewisse Stigmata oder Geschlechternormen könnten es Männern erschweren, als Schwächen wahrgenommene Erlebens- oder Verhaltensmuster einzugestehen(Lohan et al., 2014; Strother et al., 2012). Die daraus resultierende Behandlungslücke könnte durch den Mangel an Forschung zum Thema paternalen Depression verstärkt werden. Weniger Wissen über Verlauf und Risiken der paternalen Depression gehen vermutlich mit einem Mangel an Präventionsmöglichkeiten und spezifischen Interventionen einher. Generell gibt es weniger Interventionen, die spezifisch für Männer entwickelt wurden im Vergleich zu Frauen (Doley et al., 2020). All das kann zu einer Versorgungslücke führen, die einen noch schwerwiegenderen Eindruck hinterlässt, wenn man sich die Folgen einer paternalen Depression vor Augen führt.

Folgende Hilfsstellen können Vätern (und Müttern) helfen oder sie an die richtigen Stellen weiterleiten:

Neben zahlreichen Büchern liefern folgende Websites Informationen rund um das Thema Vater werden und sein:

Eine depressive Störung des einen Elternteils beeinflusst auch den Gemütszustand des anderen. Paternale postnatale Depression korreliert stark mit maternaler postnataler Depression (Escribà-Agüir & Artazcoz, 2011; Goodman, 2004; Ramchandani et al., 2011). Daher erhöht die Depression eines Elternteils das Risiko, dass ein Kind, mit zwei depressiven Eltern aufwächst (Letourneau et al., 2011). Dies führt zu einer höheren Vulnerabilität des Kindes (Brennan et al., 2002; Letourneau et al., 2011; Mezulis et al., 2004). Ausserdem leidet es eher unter multiplen entwicklungsschädigenden Folgen, wie weniger positiv bereicherten Aktivitäten beispielsweise das Vorlesen von Kinderbüchern (Paulson et al., 2006) oder stärker externalisierenden Verhaltensproblemen (Ramchandani et al., 2013). Daher ist zentral, dass die Forschung sich auch auf Väter konzentriert. Denn auch dem Papa sollte es gut gehen.


Zum Weiterlesen

Paulson, J. F., Dauber, S., & Leiferman, J. A. (2006). Individual and Combined Effects of Postpartum Depression in Mothers and Fathers on Parenting Behavior. Pediatrics, 118(2), 659–668. https://doi.org/10.1542/peds.2005-2948

Psouni, E., Agebjörn, J., & Linder, H. (2017). Symptoms of depression in Swedish fathers in the postnatal period and development of a screening tool. Scandinavian Journal of Psychology, 58(6), 485–496. https://doi.org/10.1111/sjop.12396

Literatur

American Academy of Pediatrics (Ed.). (2018). Dads Can Get Depression During and After Pregnancy, Too. https://www.healthychildren.org/English/ages-stages/prenatal/delivery-beyond/Pages/Dads-Can-Get-Postpartum-Depression-Too.aspx

Brennan, P. A., Hammen, C., Katz, A. R., & Le Brocque, R. M. (2002). Maternal depression, paternal psychopathology, and adolescent diagnostic outcomes. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 70(5), 1075–1085. https://doi.org/10.1037/0022-006X.70.5.1075

Cameron, E. E., Sedov, I. D., & Tomfohr-Madsen, L. M. (2016). Prevalence of paternal depression in pregnancy and the postpartum: An updated meta-analysis. Journal of Affective Disorders, 206, 189–203. https://doi.org/10.1016/j.jad.2016.07.044

Danielsson, U., & Johansson, E. E. (2005). Beyond weeping and crying: A gender analysis of expressions of depression. Scandinavian Journal of Primary Health Care, 23(3), 171–177. https://doi.org/10.1080/02813430510031315

Doley, J. R., McLean, S. A., Griffiths, S., & Yager, Z. (2020). Study protocol for Goodform: A classroombased intervention to enhance body image and prevent doping and supplement use in adolescent boys. BMC Public Health, 20(1), 59. https://doi.org/10.1186/s12889-020-8166-2

Edward, K.‑l., Castle, D., Mills, C., Davis, L., & Casey, J. (2015). An integrative review of paternal depression. American Journal of Men’s Health, 9(1), 26–34. https://doi.org/10.1177/1557988314526614

Escribà-Agüir, V., & Artazcoz, L. (2011). Gender differences in postpartum depression: A longitudinal cohort study. Journal of Epidemiology and Community Health, 65(4), 320–326. https://doi.org/10.1136/jech.2008.085894

Gentile, S., & Fusco, M. L. (2017). Untreated perinatal paternal depression: Effects on offspring. Psychiatry Research, 252, 325–332. https://doi.org/10.1016/j.psychres.2017.02.064

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Martin, L. A., Neighbors, H. W., & Griffith, D. M. (2013). The experience of symptoms of depression in men vs women: Analysis of the National Comorbidity Survey Replication. JAMA Psychiatry, 70(10), 1100–1106. https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2013.1985

Massoudi, P. (2013). Depression and distress in Swedish fathers in the postnatal period: prevalence, correlates, identification, and support [Dissertation]. University of Gothenburg, Gothenburg. https://gupea.ub.gu.se/bitstream/2077/32509/1/gupea_2077_32509_1.pdf

Mezulis, A. H., Hyde, J. S., & Clark, R. (2004). Father involvement moderates the effect of maternal depression during a child’s infancy on child behavior problems in kindergarten. Journal of Family Psychology, 18(4), 575–588. https://doi.org/10.1037/0893-3200.18.4.575

Paulson, J. F., & Bazemore, S. D. (2010). Prenatal and postpartum depression in fathers and its association with maternal depression: A meta-analysis. JAMA, 303(19), 1961–1969. https://doi.org/10.1001/jama.2010.605

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Ramchandani, P. G., Domoney, J., Sethna, V., Psychogiou, L., Vlachos, H., & Murray, L. (2013). Do early father-infant interactions predict the onset of externalising behaviours in young children? Findings from a longitudinal cohort study. Journal of Child Psychology and Psychiatry, and Allied Disciplines, 54(1), 56–64. https://doi.org/10.1111/j.1469-7610.2012.02583.x

Ramchandani, P. G., Psychogiou, L., Vlachos, H., Iles, J., Sethna, V., Netsi, E., & Lodder, A. (2011). Paternal depression: An examination of its links with father, child and family functioning in the postnatal period. Depression and Anxiety, 28(6), 471–477. https://doi.org/10.1002/da.20814

Rice, S. M., Fallon, B. J., Aucote, H. M., & Möller-Leimkühler, A. M. (2013). Development and preliminary validation of the male depression risk scale: Furthering the assessment of depression in men. Journal of Affective Disorders, 151(3), 950–958. https://doi.org/10.1016/j.jad.2013.08.013

Rodgers, S., Grosse Holtforth, M., Müller, M., Hengartner, M. P., Rössler, W., & Ajdacic-Gross, V. (2014). Symptom-based subtypes of depression and their psychosocial correlates: A person-centered approach focusing on the influence of sex. Journal of Affective Disorders, 156, 92–103. https://doi.org/10.1016/j.jad.2013.11.021

Rominov, H., Giallo, R., Pilkington, P. D., & Whelan, T. A. (2018). Getting help for yourself is a way of helping your baby: Fathers’ experiences of support for mental health and parenting in the perinatal period. Psychology of Men & Masculinity, 19(3), 457–468. https://doi.org/10.1037/men0000103

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Seidler, Z. E., Dawes, A. J., Rice, S. M., Oliffe, J. L., & Dhillon, H. M. (2016). The role of masculinity in men’s help-seeking for depression: A systematic review. Clinical Psychology Review, 49, 106–118. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2016.09.002

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