Zum Inhalt springen

Mit ‘Geschlecht’ getaggte Beiträge

Familie und Karriere als Frau

Eine Diskussion zum Buch Professorin werden

Die dreifache Mutter Regula Kyburz-Graber schildert im Buch Professorin werden ihren herausfordernden Karriereweg. Die Geschichte handelt von enttäuschender Forschung, veralteten Rollenbildern genauso wie von Sinnhaftigkeit, Hartnäckigkeit, einem fortschrittlichen Betreuungsmodell und grossen Chancen. Den roten Faden bildet die Frage «Wie wird man Professorin?».

Von Julia J. Schmid
Lektoriert von Jovana Vicanovic und Isabelle Bartholomä
Illustriert von Alba Lopez

Als junge angehende Wissenschaftlerin fühlte ich mich vom Buch direkt angesprochen. Nur zu gut konnte ich mich in die ambitionierte Studentin hineinversetzen, die an die Forschung den Anspruch der Sinnhaftigkeit stellt. Die überzeugt ist, mindestens genauso viel leisten zu können wie ein Mann und die Karriere und Familie nicht als Gegensatz, sondern als gegenseitige Bereicherung versteht. So fieberte ich auf knapp 200 Seiten mit ihr mit und nahm an ihrer persönlichen Entwicklung teil. Fühlte mich beim Lesen in die Anfänge meines Studiums zurückversetzt, schwelgte in Erinnerungen an meine Erlebnisse an der Universität Zürich (UZH) und malte mir meine eigene berufliche Zukunft aus. Trotz Parallelen wurde mir schnell bewusst, dass die Welt, in die mich Regula Kyburz-Graber entführte, nicht der heutigen, nicht der meinen entspricht. Vieles, das ich als selbstverständlich annehme, war zur Zeit ihres Karriereweges noch nicht gegeben – vieles, das ihren Weg erleichtert hätte.

«Die Frauen waren die Eindringlinge in diese wohlabgeschirmte akademische Welt, sie mussten sich anzupassen wissen.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 114

Eine besondere Zeit, eine besondere Frau

Als Regula Kyburz-Graber 1970 volljährig wurde, war Frauen das Stimm- und Wahlrecht in der Schweiz noch verwehrt. Die Forderung nach Gleichberechtigung war für sie stets eine Selbstverständlichkeit. Bewusst wählte sie mit Biologie an der ETH einen für Frauen untypischen Studiengang, um zu beweisen, dass Frauen genau so gut wie Männer ein naturwissenschaftliches Studium bewältigen können. Während des Studiums lernte sie Peter kennen, den sie noch vor ihrem Abschluss heiratete. Als Konkubinatspaar in Zürich eine Wohnung zu bekommen, wäre damals unmöglich gewesen. Da sie ihren Familiennamen Graber und damit ihre Herkunft und Identität nicht verlieren wollte, nutzte sie fortan den rechtlich nicht verbindlichen Doppelnamen Kyburz-Graber. Um neben dem Studium Geld zu verdienen, bewarb sie sich – obwohl sie keinerlei Erfahrung besass – erfolgreich als Lehrerin an der Bezirksschule Baden.

Enttäuscht von der Forschung

Ihre Diplomarbeit schrieb Regula Kyburz-Graber im Bereich der Molekulargenetik. Die Atmosphäre im Labor – unter all den Männern – beschreibt sie als gedämpft, trostlos und kompetitiv. Über Ängste oder Zweifel wurde nicht gesprochen und Spott gehörte zur Gesprächskultur. Ihre anfängliche Begeisterung für die Forschung schwand und der Gang zum Labor fiel ihr von Tag zu Tag schwerer.

«Bis die einst glorifizierte Forschungswelt für mich einstürzte und ich mir schliesslich eines Tages eingestehen musste: So will ich nicht Forschung betreiben.» Kyburz-Graber, 2020, S. 32

Aufgeben kam für sie aber nicht in Frage, so kämpfte sich sie sich durch. Trotz der enttäuschenden Erfahrung liess sie auch nach dem Abschluss des Studiums 1973 der Wunsch nicht mehr los, in der wissenschaftlichen Forschung berufliche Erfüllung zu finden.

«Aber Sinn musste die Forschung machen, einen bedeutsamen Beitrag für die Gesellschaft leisten, so malte ich mir gute Forschung in meinem jugendlichen Idealismus aus.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 33

Ihr eigener Weg, eine Sackgasse?

Die Suche von Regula Kyburz-Graber nach sinnhafter Forschung endete in der Überzeugung, dass Unterrichtsforschung ihr neues Forschungsgebiet werden sollte. Vorbilder fand sie für dieses Vorhaben keine, betont aber, dass sie sich noch nie an Vorbildern orientiert habe. Schon immer wollte sie ihren eigenen Weg gehen und liess sich selten helfen – so auch in der Forschung. Die Arbeit an der Dissertation musste sie durch Unterrichten querfinanzieren. Zu dieser Zeit dachte sie noch nicht an eine akademische Karriere. Ihr prioritäres Ziel war es, das Verständnis für ökologische Zusammenhänge bei Jugendlichen zu untersuchen und so den Ökologieunterricht voranzubringen.

«Da sass ich nun, eine 26-jährige, erwartungsvolle Wissenschaftlerin voller Tatendrang. Und niemand schien auf mich gewartet zu haben. Niemand interessierte sich für meine wissenschaftlichen Erkenntnisse.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 41

Nach ihrer Dissertation erlebte Regula Kyburz-Graber eine Durststrecke. Ihre Bewerbungen im Bereich der Lehre waren erfolglos. Vermutlich wurden Männer mit langjähriger Erfahrung und keine jungen Wissenschaftlerinnen gesucht. Sie fragte sich, ob all die Investitionen umsonst gewesen waren, und versank in Selbstmitleid, Wut, Angst und Trauer darüber, trotz bester Qualifikation ignoriert zu werden.

Türen öffnen sich

Das Blatt wendete sich, als Regula Kyburz-Graber 1977 ein Nachwuchsstipendium des Schweizerischen Nationalfonds erhielt. Ein Jahr lang forschte sie an der Universität Kiel zum Thema «Schülerzentrierter Biologieunterricht». Sie nahm an wissenschaftlichen Debatten teil, erlebte eine gute Forschungsatmosphäre und lernte Autor*innen von Fachliteratur kennen. So brachte sie neue Ideen, Forschungswissen und Zuversicht nach Hause. Nach ihrem Forschungsjahr öffnete sich eine Tür nach der anderen. Unter anderem erhielt sie einen Lehrauftrag für Biologiedidaktik an der ETH, war Oberassistentin an der ETH und der UZH für Umweltlehre, leitete die Lehrplankommission «Integrierte Naturlehre», entwickelte Lehrmittel und vertrat die Schweiz an zahlreichen internationalen Konferenzen zur Umweltbildung. Nicht selten war sie dabei die Einzige oder eine der einzigen Frauen. In den Jahren darauf war sie in der Forschung an der ETH sowie in nationalen und internationalen Kooperationen tätig, Projektleiterin der Schweiz im internationalen OECD Projekt «Environment and School Initiatives» und Gastprofessorin an der Deakin University in Australien.

«Ich fühlte mich nun beflügelt und war getragen vom Gefühl, dass ich meinen Platz in der Berufswelt gefunden hatte.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 56

Ehefrau, Mutter und Wissenschaftlerin

Als Regula Kyburz-Graber heiratete, wusste sie bereits, dass sie keine traditionelle Hausfrauenrolle übernehmen würde. Peter und sie, beide wollten einer interessanten Karriere nachgehen und beide hatten einen Kinderwunsch. Mit dem Beginn der Familiengründung vereinbarten sie, die Familienarbeit partnerschaftlich zu teilen. Peter reduzierte sein Pensum zuerst auf 90 und dann auf 80 Prozent – in einer Zeit, in der dies alles andere als üblich war. Mit der Geburt von Tochter Andrea 1979 stand das Kind an erster Stelle und gab den Takt sowie die Tagesstruktur vor. Mit der Zeit lernte Regula Kyburz-Graber ihre Tätigkeiten an die Bedürfnisse von Andrea anzupassen. Schlief Andrea, erledigte sie Aufgaben, die viel Konzentration benötigten, wollte Andrea herumgetragen werden, machte sie gleichzeitig Hausarbeiten, übernahm Peter die Betreuung, kümmerte sie sich um Termine ausserhalb. Sie pendelte zwischen der Betreuung des Kindes und ihren beruflichen Tätigkeiten. Ständig fühlte sie sich unter Zeitdruck.

«Es fühlte sich an, als hätte ich gestutzte Flügel. Flügel hatte ich zweifellos, nur das Abheben gelang nicht mehr.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 72

An manchen Tagen fragte sie sich, ob sie je wieder im Beruf aufholen könne und ob das Ohnmachtsgefühl, etwas zu verpassen, normal sei. Zugleich empfand sie Neid gegenüber den jungen Vätern, die wie bisher weiterarbeiten konnten und von der neuen Vaterrolle – die Stabilität und Verlässlichkeit verkörperte – sogar noch profitierten.

Logische Konsequenz der Gleichberechtigung

1982 kam Tochter Denise und zwei Jahre später Sohn Stephan zur Welt. Die Doppelbelastung und das Gefühl, den beruflichen Anschluss verloren zu haben sowie die Karriere zu vernachlässigen, stieg. Als Stephan drei Jahre alt war, spürte Regula Kyburz-Graber, dass sich etwas ändern müsse. Als sie dies unter Tränen der Wut und Enttäuschung ihrem Mann mitteilte, bot dieser an, sein Arbeitspensum auf 60 Prozent zu reduzieren. Regula Kyburz-Graber beschreibt dies als neue Freiheit, die sie sich gegenseitig gegeben hatten, aus Sicht der Gleichberechtigung sei es aber lediglich die logische Konsequenz. Die Reduktion des Beschäftigungsgrades führte dazu, dass Peter nicht mehr Teil der Geschäftsleitung sein konnte. Trotz dessen erarbeitete er sich eine Position als schweizweit anerkannter Spezialist für Kooperationen in der Landwirtschaft.

Frau Professorin

Eines Tages entdeckte Regula Kyburz-Graber ein Inserat der Philosophischen Fakultät der UZH, das wie auf sie zugeschnitten war. Es handelte sich um ein halbes Extraordinariat für Gymnasialpädagogik. Als nach langem Warten ihr erster Platz bestätigt wurde, war sie endlos glücklich und erleichtert. So wurde Regula Kyburz-Graber 1998 die erste Professorin an einem Höheren Lehramt in der Schweiz und die erste Professorin in der Pädagogik an der UZH. Sie baute ein interdisziplinäres Lehrstuhlteam auf, an dem unter anderem auch Psycholog*innen arbeiteten. 2004 wird sie Prodekanin für Ressourcen an der Philosophischen Fakultät, ein Jahr später ordentliche Professorin und 2007 auf eigene Initiative die neue Direktorin des Instituts für Gymnasial- und Berufspädagogik der UZH.

Forderung nach Gleichstellung

Um das Jahr 2000 wurde an der UZH die Forderung nach der Berufung von Frauen immer lauter. Um dem gerecht zu werden, wurde bei Ausschreibungen das Anstreben eines höheren Frauenanteils angegeben. Regula Kyburz-Graber war der Meinung, dass es diesen Satz nicht bräuchte, wenn Frauen in der frühen Karrierephase angemessen gefördert würden. Zudem beobachtete sie, dass Angaben zur privaten Lebenssituation für Frauen hinderlicher waren als für Männer. Waren Frauen unverheiratet, so wurde befürchtet, dass ihnen die emotionale Unterstützung fehle. Hatten sie keine Kinder, wurden Fragen zur Situation des Mannes gestellt, hatten sie Kinder, wurde ihre Verfügbarkeit und Belastbarkeit bezweifelt.

Obwohl aktuell 60 Prozent der Studierenden weiblich sind, beträgt der Frauenanteil unter den Professor*innen lediglich 23 Prozent (Schärer, 2021). Stets arbeitet die UZH an der Chancengleichheit, beispielsweise werden zunehmend Teilzeitprofessuren angeboten (Gull, 2020). Mehr dazu unter http://www.gleichstellung.uzh.ch.

Als Regula Kyburz-Graber 1998 Professorin wurde – 30 Jahre nach der Berufung der ersten Professorin an die UZH – waren lediglich sieben Prozent der Professor*innen Frauen und dies, obwohl der Frauenanteil unter den Studierenden bei knapp 50 Prozent lag. Professorinnen mit Kindern gab es laut Regula Kyburz-Graber nur ganz selten. Zudem beschreibt sie, dass die Professorinnen keinen besonderen Kontakt untereinander pflegten und sich daher Solidarität unter Frauen kaum entwickelte. Jede ging ihren eigenen Weg.

Steinig, aber lohnend

Regula Kyburz-Graber verdeutlicht in ihrem Buch «Professorin werden», dass sie es als Frau und Mutter auf dem akademischen Karriereweg nicht immer einfach hatte und bestimmt schwerer als Männer mit ähnlichen Qualifikationen. Das Buch ist voller lebhafter Anekdoten, die diese Schwierigkeiten veranschaulichen. Gleichzeitig macht sie den Leser*innen klar, dass sich dieser Weg für sie gelohnt hat, und sie glücklich auf ihn zurückblickt. Sie zeigt auf, wie viel sich seit ihrem Karrierebeginn geändert hat, aber auch, wie viel sich noch ändern muss. Veraltete Rollenbilder, Vorurteile und strukturelle Hürden. Auf subtile Weise hält sie den Leser*innen den Spiegel vor und regt sie zum Nachdenken an. Habt ihr je (innerlich) einen Vortragenden für seine Kleidung kritisiert? Und eine Vortragende? Habt ihr je Defizite in der Lehre eines Professors mit hoher Fachkompetenz entschuldigt? Habt ihr je darüber nachgedacht, dass Frauen ohne Militärerfahrung einen Karrierenachteil haben, aufgrund fehlender Führungserfahrung und verpasster Chance, ein Netzwerk aufzubauen?

Trotz zahlreicher Einblicke in das Leben von Regula Kyburz-Graber bleibt ihre Gefühlswelt den Leser*innen in vielen Situationen verwehrt. Was hat sie wohl empfunden, als ihr Mann zum wiederholten Mal als Herr Professor angesprochen und sie als die treu besorgte Ehefrau angenommen wurde? Auch lässt sie die Leser*innen leider nicht daran teilhaben, wie sie den Stress der Doppelbelastung und der Unsicherheit bewältigte und ihre psychische Gesundheit schützte.

Mutmacher für junge Wissenschaftler*innen?

Trotz vielen Herausforderungen haben Regula Kyburz-Graber und ihr Mann ihr Ziel erreicht. Beide übten eine berufliche Tätigkeit aus, die sie erfüllte und konnten parallel die Entwicklung ihrer Kinder unterstützen. Es lässt sich die Schlussfolgerung ziehen: «Wenn es damals ohne unterstützende gesellschaftliche Rahmenbedingungen möglich war, dann heute erst recht!». Ferner beschreibt sie, wie ihre Familie ihre Karriere positiv beeinflusste. Sie habe dank der Familie gelernt, flexibel zu sein, sich zu organisieren, genau zuzuhören, gemeinsam nach geeigneten Lösungen zu suchen sowie Entscheide, wenn nötig, zu revidieren. Überdies demonstriert sie, dass sinnhafte Forschung es wert ist, sich dafür einzusetzen und, dass auch scheinbar zerstückelte Biografien am Ende zusammenpassen sowie wenig gradlinige Karrierewege erfolgreich sein können. Diese Ausführungen können junge Wissenschaftler*innen im Hinblick auf ihre Karriere zuversichtlich stimmen.

Manche Leser*innen mögen die vielen Hürden, denen Regula Kyburz-Graber auf ihrem Karriereweg begegnete, vielleicht eher abschrecken. So erzählt sie, dass ihre drei Kinder ihre akademische Karriere aufgrund der riesigen Doppelbelastung und der Unsicherheiten als nicht nachahmenswert empfinden.

Ratgeber für junge Wissenschaftler*innen?

Regula Kyburz-Graber macht mehr als klar, wie wichtig es für ihre Karriere war, die Familienarbeit mit ihrem Mann zu teilen. Dieses partnerschaftliche Familienmodell ist gemäss ihr der Schlüssel zur Karriere als Frau und damit zur Gleichstellung. Wenn Männer nicht die gleiche Verantwortung in der Familie übernähmen, würde die grosse Arbeitslast mit Berufs- und Familienarbeit weiterhin einseitig bei den Frauen liegen, schreibt sie. Damit dies möglich ist, müssen beide Partner*innen bereit sein, ihren Beschäftigungsgrad zu reduzieren und die Arbeitgeber*innen müssen solche Teilzeitstellen zur Verfügung stellen.

Auch weitere Ratschläge lassen sich dem Buch entnehmen. So beschreibt Regula Kyburz-Graber beispielsweise, wie wichtig es ist, sich immer wieder über seine kurz- und langfristigen Ziele bewusst zu werden. Sie teilt mit, dass man seinen eigenen – für sich sinnhaften – Weg gehen soll und betont, dass sich Hartnäckigkeit auszahlt. Zudem empfiehlt sie an Diskussionen aktiv teilzunehmen, um Kontakte zu knüpfen sowie Impulse zu erhalten. Auch das Verbinden von Empathie und Selbstbewusstsein, einen interdisziplinären Forschungsansatz und ein hohes Mass an Flexibilität gibt sie als bedeutsam an.

Dankbarkeit

Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, verspürte ich Dankbarkeit. Dankbarkeit gegenüber Regula Kyburz-Graber und allen anderen Frauen, die den Weg für zukünftige Generationen ebneten. Die einerseits bewiesen, dass Frauen erfolgreich akademische Karrieren einschlagen können und anderseits, dass sich diese mit dem Gründen einer Familie verbinden lässt. Dankbarkeit für all die Entwicklungen der letzten Jahre, die das Kombinieren von Karriere und Familie erleichterten und den Fortschritt in Richtung Gleichberechtigung antrieben. Besser denn je verstand ich nun die Wichtigkeit von kleinen und grossen strukturellen Veränderungen wie Blockzeiten, Mittagstischen, Homeoffice und Teilzeitarbeit auf der einen Seite, und Entwicklungen in der Einstellung der Gesellschaft, wie verständnisvollen Kolleg*innen und Arbeitgeber*innen, von Frauenförderung sowie partnerschaftlichen Familienmodellen auf der anderen. Das Ziel der Gleichstellung ist noch nicht erreicht, aber es wird besser. Wenn ich heute durch die Gänge der UZH laufe, fühle ich mich nicht als Eindringling in diese akademische Welt, sondern als Teil davon.


Zum Weiterlesen

Kyburz-Graber, R. (2020). Professorin werden. Hier und Jetzt.

Literatur

Gull, T. (2020). Buchvernissage Professorin werden. Universität Zürich. https://www.news.uzh.ch/de/articles/2020/buchvernissage_professorin_werden.html

Kyburz-Graber, R. (2020). Professorin werden. Hier und Jetzt. Schärer, A. (2021). Gleichstellung und Diversität. Universität Zürich. https://www.gleichstellung.uzh.ch/de/gleichstellungsmonitoring

Gestörtes Essverhalten bei Männern

Ein aufgrund weiblicher Stereotypisierung verkanntes Phänomen

Essstörungen tragen wegen des hohen Anteils an weiblichen Betroffenen unter Laien wie auch unter Fachpersonen den Stempel «Frauenerkrankungen». Die Symptomatik wird durch die Assoziation mit dem weiblichen Geschlecht von männlichen Betroffenen vermehrt verleugnet und von Behandlungspersonen fehlinterpretiert.

Von Nina Rutishauser
Lektoriert von Michelle Donzallaz und Yésica Martinez 
Illustriert von Daniel Skoda

Neulich fragte mich eine Freundin, ob es Essstörungen bei Männern überhaupt gebe – ein Ausdruck davon, dass diese primär mit dem weiblichen Geschlecht assoziiert werden. Wer glaubt, dass sich dieser Geschlechterbias auf Laien beschränkt, der irrt sich. Der Fokus auf Mädchen und Frauen lässt sich auch in mancher Fachliteratur finden. Jacobi und de Zwaan (2011) sprechen zum Beispiel in ihrem Kapitel zu Essstörungen im umfassenden Werk Klinische Psychologie & Psychotherapie überwiegend von «Patientinnen». Essstörungen bei Jungen und Männern werden scheinbar wenig wahrgenommen und thematisiert. Dieser Artikel ist ein Versuch, das Bild der Essstörung als «Frauenerkrankung» aufzubrechen: Es wird ein Licht auf die Selbst- und Fremdstigmatisierung und die Hürden in der ärztlich-psychologischen Diagnostik und Therapie männlicher Betroffener geworfen, die durch den jahrzehntelangen Fokus auf Frauen entstanden sind.

Essstörungen bei Mann und Frau

Das Geschlechterverhältnis bezüglich Essstörungsprävalenzen erklärt, weshalb diese im Zusammenhang mit Jungen und Männern wenig Beachtung finden. Das Verhältnis von Frauen zu Männern beträgt für Anorexia nervosa (AN) 10:1 und für Bulimia nervosa (BN) etwa 20:1(Jacobi & de Zwaan, 2011). Da Essstörungen bei männlichen Patienten unterdiagnostiziert werden, ist aber davon auszugehen, dass diese Zahlen deren Anzahl unterschätzen (Murray et al., 2017; Raevuori, Keski-Rahkonen, & Hoek, 2014). Einzig von der Binge-Eating-Störung (BES) sind Frauen «nur» etwa 1.5-mal häufiger betroffen als Männer (Jacobi & de Zwaan, 2011). In Bezug auf subklinisch auffälliges Essverhalten scheint der Geschlechtsunterschied sogar fast gänzlich zu verschwinden (National Eating Disorder Association [NEDA], 2018).

Auf die Symptomatik der AN, BN und BES wird im Rahmen dieses Artikels nicht näher eingegangen. In Bezug auf die Kernsymptome scheint es aber zwischen den Geschlechtern keine bedeutenden Unterschiede zu geben (Woodside et al., 2001). Einige geschlechtsspezifische Merkmale seien dennoch erwähnt. Eine endokrine Störung, die bei AN aufgrund des Untergewichts entstehen kann, äussert sich bei Frauen zum Beispiel durch Ausbleiben der Menstruation. Das männliche Pendant ist der Libido- und Potenzverlust (Dechene, 2008). Im Unterschied zu Frauen scheinen sich anorektische Männer zudem weniger am tiefen Gewicht zu orientieren als an der Form der Figur, wobei betonte Muskeln bei einem gleichzeitig schlanken Körper eine zentrale Rolle spielen (Murray et al., 2017; Strober et al., 2006).

Im Schatten der Frau

Bereits vor 100 Jahren wurden rapide Gewichtsabnahmen und restriktives Essverhalten bei Männern in medizinischen Werken festgehalten. Gestörtes Essverhalten wurde jedoch anderen psychiatrischen Störungen untergeordnet (Murray et al., 2017). Anders als bei Frauen wurde die Körperschemastörung – die Wahrnehmung, zu dick zu sein – bei Männern lange im Kontext wahnhaften Verhaltens eingeordnet, womit Patienten, die eigentlich an einer Essstörung litten, als schizophren diagnostiziert wurden (Mangweth-Matzek, 2015). In einer Zeitperiode, in der sich Diagnostik und Behandlungsmodalitäten rapide weiterentwickelten, führte dies ausserdem dazu, dass sich klinische Studien vorwiegend an Frauen ausrichteten (Murray et al., 2017). Weniger als ein Prozent der wissenschaftlichen Publikationen zu AN sind laut Murrary, Griffiths und Mond (2016) dem männlichen Geschlecht gewidmet.

Prominente Beispiele von Essstörungen bei Männern

Zu den Männern mit Bekanntheitsgrad, die unter einer Essstörung litten, gehören beispielsweise Elton John (Sänger) und John Prescott (ehemaliger britischer Vizepremierminister). Letzterer gab in seiner Biografie an, den Stress seines Amtes jahrelang mit Essanfällen und Erbrechen bewältigt zu haben (Zeit, 2008). Caleb Followill, Lead-Sänger der Band Kings of Leon, kämpfte zum Ende seiner Adoleszenz mit Magersucht (The Irish Times, 2014). Essstörungen sind auch im Leistungssport nicht wegzudenken, insbesondere in Sportarten, in denen ein niedriges Gewicht von Vorteil sein kann wie im Eiskunstlauf und Skispringen. Bahne Rabe, Olympia-Sieger im Ruder-Achter, verstarb 2001 an den Folgen seiner Magersucht und der Skispringer Stephan Zünd «ernährte» sich vor seinem Rücktritt zugunsten einer Therapie nur noch von Wasser (Schweizer Radio Fernsehen, 2015).

Der einseitige Fokus auf Frauen hat für betroffene Männer weitreichende Konsequenzen. Die Inanspruchnahme einer psychiatrischen Behandlung ist bei Betroffenen mit Essstörungen allgemein gering, aber noch geringer bei Männern (Murray et al., 2017). Es besteht diesbezüglich die Annahme, dass Männer einem «doppelten» Stigma ausgesetzt sind: einerseits durch das Leiden an einer psychischen Erkrankung und andererseits durch die Charakterisierung der Essstörung als «weiblich» oder «schwul» (NEDA, 2018). In einer Studie in Grossbritannien gaben männliche Essstörungspatienten an, durch die Fehlvorstellung, nur «fragile jugendliche Mädchen» litten an Essstörungen, ihre Symptome nicht als essgestört erkannt zu haben (Räisänen & Hunt, 2014). Die Stereotypisierung der Essstörung verzögert die Inanspruchnahme ärztlich-psychologischer Hilfe und lässt das Fortschreiten der Symptomatik gewähren, was sich wiederum negativ auf den Störungsverlauf und das Behandlungsergebnis auswirken kann (Griffiths et al., 2015).

«[…] men with eating disorders are underdiagnosed, undertreated, and misunderstood by many clinicians who encounter them.»

Strother, Lemberg, Stanford, & Turberville, 2012, S. 346

Überwindet ein Betroffener die Hürde, sich an eine Fachperson zu wenden, bestehen weitere Schwierigkeiten in der Diagnostik. Das fehlende Bewusstsein für die Präsenz von Essstörungen in männlichen Patientenpopulationen fördert nicht nur bei den Betroffenen und deren Umfeld das Verkennen der Symptomatik. Dies kann auch bei Fachpersonen zum späten Erkennen der Essstörung beziehungsweise zu Fehldiagnosen führen (Räisänen & Hunt, 2014). Ein zusätzlicher Grund, weshalb die Symptomatik bei Männern unterschätzt wird, könnte darin liegen, dass ein Grossteil der Diagnostikinstrumente für Essstörungen (zum Beispiel strukturierte Interviews) auf Frauen ausgerichtet ist (Mangweth-Matzek, 2015). Männer erzielen tendenziell tiefere Werte auf Essstörungsskalen, obwohl sie sich in der Kernsymptomatik kaum von Frauen unterscheiden (Raevuori et al., 2014).

Vom Schatten ins Licht

Die Schulung von Fachpersonen, insbesondere von Hausärzten|innen als Ansprechpersonen, zur Früherkennung von Essstörungen bei Jungen und Männern, ist ein notwendiger Schritt zur effizienten Behandlung Betroffener. In der Diagnostik wurden bereits Fortschritte erzielt. Die Kriterien für eine AN im DSM-5 wurden geschlechtsneutral formuliert, was die Diagnosestellung bei Männern erleichtert (APA, 2013; Raevuori et al., 2014). Räisanen und Hunt (2014) schlagen zudem eine Hervorhebung der männlichen Patientenpopulation in den internationalen, klinischen Leitlinien vor. Fachpersonen können so im Behandlungsprozess «männlicher» Essstörungen besser angeleitet werden. Trotz geringer Unterschiede in der Kernsymptomatik bei Männern und Frauen wird empfohlen, in der Therapie auch geschlechtsspezifische Themen aufzugreifen. Das Verständnis darüber, wie sich körperbezogene Ideale und Sorgen zwischen Essstörungspatienten und -patientinnen unterscheiden birgt beispielsweise für die Behandlung der Körperschemastörung bei männlichen Patienten grosse Vorteile (Strother et al., 2012).

«Although 100 percent of such programs in the United States accept females, only about 20 percent also accept males with a much smaller subset offering male-only treatment groups.»

Goldstein, Alinsky, & Medeiros, 2016, S. 371

In Behandlungsinstitutionen lässt sich erwartungsgemäss eine Überzahl an Frauen finden. Dies kann bei männlichen Patienten das «kulturelle Stigma» ihrer Essstörung verstärken. Es empfiehlt sich folglich ein therapeutisches Umfeld (zum Beispiel eine Gruppentherapie) mit Betroffenen gleichen Geschlechts (NEDA, 2018), was aber noch kaum angeboten wird (siehe Goldstein et al., 2016). Rücken männliche Betroffene mehr ins Licht, kann dies den Anstoss dafür geben, auf Männer zugeschnittene Diagnostikinstrumente zu entwickeln und Behandlungssettings anzubieten. Nur wenn die Psychiatrie dieser vernachlässigten Patientenpopulation gerecht wird, vermag sich auch in der Gesellschaft der Mythos der Essstörung als «Frauenerkrankung» auflösen.


Zum Weiterlesen

Murray, S. B., Nagata, J. M., Griffiths, S., Calzo, J. P., Brown, T. A., Mitchison, D., Blashill, A. J., & Mond, J. M. (2017). The enigma of male eating disorders: A critical review and synthesis. Clinical Psychology Review, 57, 1–11.

Literatur

American Psychiatric Association [APA]. (2013). Feeding and Eating Disorders. Abgerufen auf https://www.psychiatry.org/…/APA_DSM-5-Eating-Disorders.pdf [16. Juni 2018]

Dechene, M. (2008). Essstörungen bei Männern. Blickpunkt der Mann, 6(3), 20–22.

Jacobi, C., & de Zwaan, M. (2011). Essstörungen. In Klinische Psychologie & Psychotherapie (Wittchen, H.-U., & Hoyer, J., Hrsg). Heidelberg: Springer.

Goldstein, M. A., Alinsky, R., & Medeiros, C. (2016). Males with restrictive eating disorders: Barriers to their care. Journal of Adolescent Health, 59, 371–372.

Murray, S. B., Nagata, J. M., Griffiths, S., Calzo, J. P., Brown, T. A., Mitchison, D., Blashill, A. J., & Mond, J. M. (2017). The enigma of male eating disorders: A critical review and synthesis. Clinical Psychology Review, 57, 1–11.

National Eating Disorders Association [NEDA]. (2018). Eating Disorders in Men and Boys. Abgerufen auf https://www.nationaleatingdisorders.org/learn/general-information/research-on-males [15. Juni 2018]

Räisänen, U., & Hunt, K. (2014). The role of gendered constructions of eating disorders in delayed help-seeking in men: a qualitative interview study. BMJ Open, 4(4), 1–8.

Schweizer Radio Fernsehen. (2015). Mehr Training, weniger Essen – Magersucht bei Sportlern. Abgerufen auf https://www.srf.ch/sendungen/puls/psyche/mehr-training-weniger-essen-magersucht-bei-sportlern [15. Juni 2018]

Strother, E., Lemberg, R., Stanford, S. C., & Turberville, D. (2012). Eating disorders in men: Underdiagnosed, undertreated, and misunderstood. Eating Disorders, 20(5), 346–355.

The Irish Times. (2014). The hidden problem of male anorexia. Abgerufen auf https://www.irishtimes.com/life-and-style/health-family/the-hidden-problem-of-male-anorexia-1.1753391 [11. Juli 2018]

Woodside, D. B., Garfinkel, P. E., Lin, E., Goering, P., Kaplan, A. S., Goldbloom, D. S., & Kennedy, S. H. (2001). Comparisons of men with full or partial eating disorders, without eating disorders, and women with eating disorders in the community. American Journal of Psychiatry, 158, 570–574.

Zeit. (2008). Gestanden. Abgerufen auf https://www.zeit.de/2008/18/Gestanden [15. Juni 2018]

Mehr Frauen bitte!

Die Vernachlässigung von geschlechtsspezifischen Unterschieden in der Psychopharmakologie

Frauen wurden in der Psychopharmakaforschung lange vernachlässigt, was die Annahme stärkte, dass keine geschlechtsspezifischen Unterschiede bestünden und zu äquivalenten Therapien führte. Erst die Gleichberechtigung in der Forschung kann zeigen, ob die Gleichbehandlung in der Praxis angemessen ist.

Von Julia J. Schmid
Lektoriert von Tabea Bührer und Marie Reinecke 
Illustriert von Livia Halbeisen

Wir sind alle gleich! Definitiv. Zumindest aus politischer, rechtlicher und gesellschaftlicher Sicht. In der Medizin kann diese Einstellung negative Konsequenzen haben. Während in der Politik die Gleichstellung der Geschlechter angestrebt wird (BFS, 2019), gewinnt im Gesundheitswesen die individualisierte Medizin zunehmend an Bedeutung (Nieber, 2013). Aber statt vorzugreifen, nun von Anfang an.

Zu komplex für die Forschung?

Lange Zeit beschäftigte sich die Psychiatrie nicht mit geschlechtsspezifischen Fragestellungen (Regitz-Zagrosek et al., 2008). So wurden Frauen bis in die 1990er Jahre aus Bioäquivalenzstudien ausgeschlossen. Der weibliche Körper wurde als zu komplex und variabel angenommen, was die interindividuelle Variabilität erhöhen und folglich größere Studienpopulationen und mehr Kapital erfordern würde (Allevato & Bancovsky, 2019). Darüber hinaus bestand die Angst, dass Frauen die Studien durch eine mögliche Schwangerschaft oder hormonelle Schwankungen verfälschen könnten (Nieber, 2013). Auch der Contergan-Skandal aus den frühen 1960er Jahren sass noch tief. Contergan war ein mildes Beruhigungsmittel, das gezielt für Schwangere empfohlen wurde, aber zu einer Häufung von schweren Fehlbildungen bei Neugeborenen führte (Marts & Keitt, 2004). Diese negative Erfahrung bewirkte den Ausschluss gebärfähiger Frauen und Schwangeren von Medikamententests zu deren Schutz (Nieber, 2013). Zur Vermeidung potenzieller, fetaler Schäden wurde in einigen Studien eine orale Verhütung gefordert, was die Rekrutierung von Frauen erneut erschwerte (Holdcroft, 2007). Auch wenn die Bedenken, Experimente mit Schwangeren und Frauen im gebärfähigen Alter durchzuführen, teilweise berechtigt waren, führt die Überprotektion zu einer riesigen Wissenslücke (Bolea-Alamanac et al., 2018). Auch möglichen Wechselwirkungen zwischen Medikamenten und Verhütungsmitteln wurde so keine Beachtung geschenkt (Bolea-Alamanac et al., 2018). Ein weiteres Problem bestand darin, dass Forscher der Ansicht waren, dass die Untersuchung der Physiologie von Frauen aufgrund fehlender Daten und insbesondere fehlender Replikationsstudien zu kompliziert ist (Holdcroft, 2007). Die unzureichende Berücksichtigung des Geschlechts bedingte sowohl in der Forschung als auch in der klinischen Praxis die Annahme, dass nur vernachlässigbare Geschlechtsunterschiede bestehen (ZAG, 2011). Dies rechtfertigte wiederum den Ausschluss von Frauen in der Forschung und die Gleichbehandlung in der klinischen Praxis, was beides teilweise bis heute besteht.

Heute ist alles besser – oder?

Die vorklinische Forschung basiert nach wie vor überwiegend auf männlich-tierischen Krankheitsmodellen (Kokras & Dalla, 2014) und vor allem in frühen Phasen der Medikamententestung sind Frauen immer noch unterrepräsentiert, sogar bei Krankheiten, die vorwiegend Frauen betreffen (Nieber, 2013; Yoon et al., 2014; Bolea-Alamanac et al., 2018). Ein Review zeigte, dass nur knapp 40 Prozent der klinischen Studien gleich viele Männer wie Frauen rekrutierten (Phillips & Hamberg, 2016). Selbst, wenn Frauen eingeschlossen wurden, fand in mehr als 80 Prozent der Fälle keine geschlechtsspezifische Subgruppenanalyse statt (Phillips & Hamberg, 2016). Und trotz Subgruppenanalysen wird der Menstruationszyklus meist nicht berücksichtigt, was widersprüchliche Ergebnisse hervorbringt (Bolea-Alamanac et al., 2018). All dies führt zu fehlenden geschlechtsspezifischen Informationen, grossen Datenlücken und der ungerechtfertigten und möglicherweise folgenreichen Generalisierung der Ergebnisse für beide Geschlechter (Yoon et al., 2014).

Weshalb Gleichberechtigung nicht Gleichbehandlung bedeuten darf

Anfang der Jahrtausendwende wurde das Geschlecht als ein entscheidender Faktor für die Prävalenz und Schwere psychischer Gesundheitsprobleme anerkannt (WHO, 2000). Vielfältige, geschlechtsspezifische Unterschiede in der Prävalenz, im Erleben, im Verlauf und in der Bewältigung psychischer Störungen wurden festgestellt (ZAG, 2011). Während bei Männern vor allem Verhaltens- und Entwicklungsstörungen in der Kindheit bzw. Suchterkrankungen im Erwachsenenalter diagnostiziert werden, sind Frauen eher von Depressionen, Angsterkrankungen, PTBS, Ess- und somatoformen Störungen betroffen. Suizidversuche sind bei Frauen häufiger, bei Männern dagegen die vollendeten Suizide (Riecher-Rössler & Bitzer, 2005). Einige Störungen betreffen sogar ausschliesslich Frauen, wie beispielsweise das prämenstruelle Syndrom, das ungefähr bei 20 Prozent der Frauen im gebärfähigen Alter vorliegt, oder überwiegend Frauen wie die postpartale Depression (Halbreich et al., 2007). Auf der anderen Seite nehmen Frauen psychosoziale Belastungen eher wahr, haben eine höhere Bereitschaft, sich in psychiatrische Behandlung zu begeben und nehmen eineinhalb mal so häufig Psychopharmaka ein, womit sie eigentlich die Hauptkonsument*innen darstellen (Bäwert et al., 2009; Metz et al., 2009; ZAG, 2011). Bei Antidepressiva ist der Unterschied besonders extrem: 70 Prozent der Konsumierenden sind Frauen. Auch ist der off-label Gebrauch von Antidepressiva bei Frauen mehr als doppelt so hoch wie bei Männern (Metz et al., 2009). Frauen leiden öfter unter Komorbiditäten, weswegen einige Frauen mehrere Medikamente einnehmen, was entsprechende Interaktionen hervorrufen kann (Bäwert et al., 2009). Gleichzeitig reagieren sie aber auch sensibler auf die Nebenwirkungen von Psychopharmaka als Männer (Regitz-Zagrosek et al., 2008). So treten Nebenwirkungen wie Gewichtszunahme, Hyperglykämie und Herzrhythmusstörungen bei Frauen häufiger auf (Regitz-Zagrosek et al., 2008). Trotz diesem verbreiteten Wissen existieren immer noch nur wenige evidenzbasierte Untersuchungen, die die geschlechtsspezifische Wirkung, Nebenwirkung und Dosierung von Psychopharmaka beurteilen (Regitz-Zagrosek et al., 2008; Nieber, 2013). Obwohl sich die Berücksichtigung der Frauen in der Forschung von Jahr zu Jahr bessert und somit das Wissen zu den geschlechtsspezifischen Unterschieden stetig zunimmt, sind der Forschungsaufwand und der Forschungsstand noch unbefriedigend und die Umsetzung in der klinischen Praxis immer noch mangelhaft (Regitz-Zagrosek et al., 2008; ZAG, 2011).

Reagieren wir tatsächlich verschieden?

Die Wirksamkeit von Medikamenten hängt davon ab, wie sie im Körper aufgenommen, verteilt, verstoffwechselt und ausgeschieden werden (Robinson, 2002). Bei vielen Medikamenten wurden Geschlechtsunterschiede bei diesen Prozessen festgestellt (Robinson, 2002). Dies beeinflusst den Plasmaspiegel und somit das klinische Ansprechen sowie die Nebenwirkungen (Allevato & Bancovsky, 2019).

«However, women do have cycles, become pregnant, take exogenous hormones, and still require psychotropic medication.»

Robinson, 2002, S. 7

Aufnahme

Die Bioverfügbarkeit eines Medikaments wird durch die Geschwindigkeit und das Ausmass der Aufnahme in den Blutkreislauf bestimmt (Nieber, 2013). Einerseits ist bei prämenopausalen Frauen die Magenentleerungszeit länger als bei Männern, was die Aufnahme der Psychopharmaka verzögert (Bolea-Alamanac et al., 2018). Anderseits ist ihr Stuhlgang beschleunigt, was niedrigere Plasmaspiegel bedeuten könnte (Bolea-Alamanac et al., 2018). Darüber hinaus haben Frauen im Vergleich zu Männern eine geringere basale Magensäuresekretion, was die Aufnahme von Basen wie trizyklischen Antidepressiva erhöht und die von Säuren wie Barbituraten verringern kann (Robinson, 2002). Dazu kommt die geringere Aktivität einiger Magenenzyme, die ebenfalls das Erreichen höherer Plasmaspiegel begünstigt (Bolea-Alamanac et al., 2018). Beispielsweise ist die Aktivität der gastralen Alkoholdehydrogenase bei Männern höher, weswegen bei Frauen eine höhere Bioverfügbarkeit von Alkohol vorliegt (Gandhi et al., 2004).

Verteilung

Die Verteilung der Psychopharmaka hängt vom Gewicht, Körperfettanteil, Blutvolumen und der Bindung an Plasmaproteine ab (Allevato & Bancovsky, 2019). Das durchschnittlich geringere Gewicht und geringere Blutvolumen der Frauen führt bei gleicher Dosierung zu höheren Plasmaspiegeln (Allevato & Bancovsky, 2019). Aufgrund der Sexualhormone haben Frauen einen deutlich höheren Fettanteil als Männer, während der männliche Körper mehr Muskelgewebe und Wasser aufweist (Thürmann, 2005). Dadurch bleiben lipophile Medikamente bei Frauen länger im Fettgewebe gespeichert und (Neben-)wirkungen halten länger an (Thürmann, 2005). Anfänglich ist die Serumkonzentration im Vergleich zu Männern tiefer, nach der allmählichen Freisetzung höher (Robinson, 2002). Beispielsweise ist bei Frauen die Anfangsdosierung von lipophilen Benzodiazepinen häufig zu hoch, da sich diese in ihrem ausgeprägteren Fettgewebe anreichern (Bäwert et al., 2009). Die Plasmaproteinbindung ist bei Frauen geringer als bei Männern, was den Anteil des pharmakologisch aktiven Stoffes erhöht (Allevato & Bancovsky, 2019).

Stoffwechsel und Ausscheidung

Generell ist der Stoffwechsel von Frauen langsamer, was zu höheren Plasmakonzentrationen von Medikamenten führen kann (Allevato & Bancovsky, 2019). Dies liegt einerseits an der geringeren Durchblutung der Leber. Anderseits bestehen Unterschiede in der Aktivität von Enzymen, die Medikamente abbauen (Allevato & Bancovsky, 2019). Auch die Entgiftungsleistung der Niere ist bei Frauen geringer (Allevato & Bancovsky, 2019). Zusammengefasst verfügen Frauen in der Regel über höhere Plasmakonzentrationen, weswegen sie tendenziell tiefere Dosierungen benötigen als Männer (Kirchheiner, 2005).

Und dann auch noch die Hormone…

Die Physiologie der Frauen ändert sich während des Menstruationszyklus. Die monatlichen Schwankungen der Hormone können den Stoffwechsel, die Verteilung, die Ausscheidung und damit das Ansprechen auf die Medikamente verändern (Robinson, 2002). Beispielsweise senkt Progesteron, das nach der Menstruation in höheren Dosen vorliegt, die Magenentleerung (Sramek et al., 2016). Vor der Menstruation bestehen eine langsamere Dünndarmtransitzeit und eine Abnahme der Magensäuresekretion (Robinson, 2002). Ähnliche zyklische Schwankungen werden auch bei der Symptomatik von psychischen Störungen beobachtet (Kirchheiner, 2005). Darüber hinaus kann sich die Einnahme von oralen Verhütungsmitteln auf die Serumkonzentration gleichzeitig eingenommener Psychopharmaka auswirken, so beispielsweise bei verschiedenen Benzodiazepinen. Andersherum können Medikamente die Wirkung oraler Kontrazeptiva beeinträchtigen (Robinson, 2002). Zugleich verändern viele Psychopharmaka über Neurotransmitter wie Prolaktin, Dopamin und Acetylcholin den Hormonzyklus von Frauen und können so die Sexualfunktion, Libido und Fruchtbarkeit beeinträchtigen (Kirchheiner, 2005). Auch die Schwangerschaft, Stillzeit und die Wechseljahre können die erforderliche Dosierung und Wirkung beeinflussen (Robinson, 2002). Während der Schwangerschaft und Stillzeit müssen mögliche Effekte auf das ungeborene Kind und pharmakokinetische Unterschiede im mütterlichen Organismus beachtet werden (Kirchheiner, 2005). Das Risiko eines Rückfalls beim Absetzen muss gegen das Risiko perinataler Komplikationen abgewogen werden (Regitz-Zagrosek et al., 2008).

«The development of a sex-specific psychopharmacology as a basis for translating this type of research into clinical practice is vital to improve treatment outcomes for women.»

Bolea-Alamanac et al., 2018, S. 125

Antidepressiva – das Musterbeispiel

Depressionen werden bei Frauen, welche eine Lebenszeitprävalenz von 23 Prozent aufweisen, etwa doppelt so häufig diagnostiziert wie bei Männern (Jacobi et al., 2004). Trotzdem wurden bei den meisten Studien zu Antidepressiva keine östrogengebundenen Variablen, wie der Menstruationszyklus oder die orale Verhütung, kontrolliert (Stahl, 2001). Basierend auf ihrem Wirkmechanismus werden Antidepressiva in Gruppen eingeteilt. Ältere Substanzen, die trizyklischen Antidepressiva, verhindern den Abbau von Serotonin, Noradrenalin und Dopamin. Neuere Substanzen, selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), verhindern den Abbau von Serotonin und Noradrenalin-Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (NSRI) von Serotonin und Noradrenalin. Dazu kommen pflanzliche Substanzen, wie Johanniskraut (Regitz-Zagrosek et al., 2008). Prämenopausale Frauen sprechen besser auf SSRI an als Männer (Ebner & Fischer, 2004). Grund dafür ist die geschlechtsspezifisch unterschiedliche Gewebszusammensetzung (Regitz-Zagrosek et al., 2008). Da sich lipophile Substanzen im Fettgewebe stärker anreichern, führt die höhere Konzentration des Fettgewebes bei Frauen zu einer stärkeren Wirkung (Sramek et al., 2016). Dazu kommen Unterschiede im serotonergen System. Eine akute Reduktion von Tryptophan, einer Vorstufe von Serotonin, hat einen stärkeren Effekt auf die Stimmung von Frauen als von Männern. Östrogen und Progesteron, deren Konzentration bei Frauen vor der Menopause höher ist, hemmen das Enzym, das Tryptophan abbaut (Metz et al., 2009). Dies führt dazu, dass die Serumkonzentration von Tryptophan bei Frauen höher ist als bei Männern (Regitz-Zagrosek et al., 2008). SSRI haben bei Männern die Nebenwirkung der Erektions- und Ejakulationsstörungen und auch bei Frauen wurden sexuelle Beeinträchtigungen festgestellt, aber auch Verbesserungen (Entsuah et al., 2001). Trizyklische Antidepressiva sind bei Männern wirksamer als bei Frauen vor der Menopause (Regitz-Zagrosek et al., 2008). Frauen weisen bei trizyklischen Antidepressiva höhere Plasmaspiegel auf und brechen die Therapie wegen vermehrten Nebenwirkungen, wie Gewichtszunahme und niedrigem Blutdruck, eher ab (Kornstein et al., 2000). Nach der Menopause wirken die Substanzen bei beiden Geschlechtern gleich gut (Regitz-Zagrosek et al., 2008). Bei der Vergabe von Johanniskraut ist zu beachten, dass es die Wirkung einiger Medikamente abschwächt. Unter anderem reduziert es die Wirksamkeit der meisten oralen Kontrazeptiva um bis zu 80 Prozent (Regitz-Zagrosek et al., 2008).

Antidepressiva in der Schwangerschaft

Die Behandlung von psychischen Störungen während der Schwangerschaft ist eine der schwierigsten Situationen in der Psychopharmakologie (Allevato & Bancovsky, 2019).

Glücklicherweise sind negative Auswirkungen bei Antidepressiva gemäss neueren Studien selten (Allevato & Bancovsky, 2019). SSRI wurden zwar mit erhöhtem Risiko kleinerer Fehlbildungen in Verbindung gebracht, mittlerweile wurde aber gezeigt, dass diese eher auf die Depression und assoziierte Verhaltensweisen zurückzuführen sind (Wang et al., 2015). Während der Schwangerschaft sinken die Plasmaspiegel aufgrund grösserem Plasmavolumen, erhöhter Entgiftungsleistung der Niere und gesteigerter Aktivität der Leberenzyme (Regitz-Zagrosek et al., 2008). Teilweise sind daher höhere Dosen nötig, wobei stets die niedrigste wirksame verschrieben werden sollte (Allevato & Bancovsky, 2019). Generell sind eine Kontrolle der Plasmaspiegel und ein neonatales Monitoring sinnvoll (Metz et al., 2009).

Die geschlechtsspezifische Dosierung von Antidepressiva ist noch nicht abschliessend geklärt (Allevato & Bancovsky, 2019) und gegenwärtig liegen noch keine geschlechtsspezifischen Richtlinien zur Dosierung vor (Sramek et al., 2016). Frauen entwickeln jedoch schneller Nebenwirkungen und benötigen vermutlich zyklusabhängig geringere Dosen als Männer für die gleiche Wirkung (Allevato & Bancovsky, 2019).

Die zusammengefasste Literatur zeigt mehr als deutlich die Wichtigkeit einer gleichberechtigten Psychopharmakaforschung. Sowohl Männer als auch Frauen sollten in gleicher Zahl in die Stichproben einbezogen werden. Subgruppenanalysen zur Testung von geschlechtsspezifischen Unterschieden sollten standardmässig durchgeführt und der Menopausenstatus, Menstruationszyklus, die Verhütungsmethode und Schwangerschaft berücksichtigt werden. Denn erst eine Gleichberechtigung in der Forschung kann zeigen, ob eine Gleichbehandlung in der klinischen Praxis tatsächlich angemessen ist. Bis dahin gilt die Forderung: Mehr Frauen bitte!


Zum Weiterlesen

Allevato, M., & Bancovsky, J. (2019). Psychopharmacology and women. In J. Rennó, G. Valadares, A. Cantilino, J. Mendes-Ribeiro, R. Rocha, & A. G. da Silva (Eds.). Women’s mental health: A clinical and evidence-based guide (pp. 227-240). Springer Nature.

Bolea-Alamanac, B., Bailey, S. J., Lovick, T. A., Scheele, D., & Valentino, R. (2018). Female psychopharmacology matters! Towards a sex-specific psychopharmacology. Journal of psychopharmacology (Oxford, England), 32(2), 125–133. https://doi.org/10.1177/0269881117747578

Literatur

Allevato, M., & Bancovsky, J. (2019). Psychopharmacology and Women. In J. Rennó, G. Valadares, A. Cantilino, J. Mendes-Ribeiro, R. Rocha, & A. G. da Silva (Eds.).Women’s Mental Health: A Clinical and Evidence-based Guide (pp. 227-240). Springer Nature.

Bäwert, A., Winklbaur, B., Metz, V., & Fischer, G. (2009). Geschlechtsunterschiede bei der psychopharmakologischen Behandlung psychiatrischer Erkrankungen. Blickpunkt der Mann, 7(1).

Bolea-Alamanac, B., Bailey, S. J., Lovick, T. A., Scheele, D., & Valentino, R. (2018). Female psychopharmacology matters! Towards a sex-specific psychopharmacology. Journal of psychopharmacology (Oxford, England), 32(2), 125–133. https://doi.org/10.1177/0269881117747578

Bundesamt für Statistik. (2019). Auf dem Weg zur Gleichstellung von Frau und Mann. BFS. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/wirtschaftliche-soziale-situation-bevoelkerung/gleichstellung-frau-mann.assetdetail.8288359.html

Ebner, N., & Fischer, G. (2004). Psychiatrie. In A. Rieder & B. Lohoff (Eds.). Gender Medizin geschlechtsspezifische Aspekte für die klinische Praxis (pp.77-111). Springer-Verlag.

Entsuah, A. R., Huang, H., & Thase, M. E. (2001). Response and remission rates in different subpopulations with major depressive disorder administered venlafaxine, selective serotonin reuptake inhibitors, or placebo. The Journal of clinical psychiatry, 62(11), 869–877. https://doi.org/10.4088/jcp.v62n1106

Gandhi, M., Aweeka, F., Greenblatt, R. M., & Blaschke, T. F. (2004). Sex differences in pharmacokinetics and pharmacodynamics. Annual Review of Pharmacology and Toxicology, 44, 499-523. https://doi.org/10.1146/annurev.pharmtox.44.101802.121453

Halbreich, U., Backstrom, T., Eriksson, E., O’brien, S., Calil, H., Ceskova, E., Dennerstein, L., Douki, S., Freeman, E., Genazzani, A., Heuser, I., Kadri, N., Rapkin, A., Steiner, M., Wittchen, H. U., & Yonkers, K. (2007). Clinical diagnostic criteria for premenstrual syndrome and guidelines for their quantification for research studies. Gynecological Endocrinology, 23(3), 123–130. https://doi.org/10.1080/09513590601167969

Holdcroft A. (2007). Gender bias in research: how does it affect evidence based medicine?. Journal of the Royal Society of Medicine, 100(1), 2–3. https://doi.org/10.1177/014107680710000102

Jacobi, F., Wittchen, H., Holting, C., Höfler, M., Pfister, H., Müller, N., & Lieb, R. (2004). Prevalence, co-morbidity and correlates of mental disorders in the general population: results from the German Health Interview and Examination Survey (GHS). Psychological Medicine, 34(4), 597–611. https://doi.org/10.1017/S0033291703001399

Kirchheiner, J. (2005). Geschlechtsunterschiede in Pharmakokinetik und Pharmakodynamik von Psychopharmaka. Fortschritte der Neurologie-Psychiatrie, 73(10), A60. https://doi.org/10.1055/s-2005-918146

Kokras, N., & Dalla, C. (2014). Sex differences in animal models of psychiatric disorders. British Journal of Pharmacology, 171(20), 4595–4619. https://doi.org/10.1111/bph.12710

Kornstein, S. G., Schatzberg, A. F., Thase, M. E., Yonkers, K. A., McCullough, J. P., Keitner, G. I., Gelenberg, A. J., Davis, S. M., Harrison, W. M., & Keller, M. B. (2000). Gender differences in treatment response to sertraline versus imipramine in chronic depression. The American Journal of Psychiatry, 157(9), 1445–1452. https://doi.org/10.1176/appi.ajp.157.9.1445

Marts, S. & Keitt, S. (2004). Foreword: A historical overview of advocacy for research in sex-based biology. In Miller, V. M., Miller, V. L., & Hay, M. (Eds.). Principles of sex-based differences in physiology, 34, v-xiii.

Metz, V., Radler, D., & Fischer, G. (2009). Geschlechtsunterschiede in der Psychopharmakologie–Gendermedizin in der Psychiatrie. Psychiatrie und Psychotherapie, 5(2), 64-69. https://doi.org/10.1007/s11326-009-0058-0

Nieber, K. (2013). Mann ist nicht gleich Frau. Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Pharmakotherapie. Deutsche Apotheker Zeitung. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2013/daz-36-2013/mann-ist-nicht-gleich-frau

Phillips, S. P., & Hamberg, K. (2016). Doubly blind: A systematic review of gender in randomised controlled trials. Global health action, 9, 29597. https://doi.org/10.3402/gha.v9.29597

Regitz-Zagrosek, V., Schubert, C., & Krüger, S. (2008). Geschlechterunterschiede in der neuropsychiatrischen Pharmakotherapie. Der Internist, 49(12), 1516-1523. https://doi.org/10.1007/s00108-008-2233-6

Riecher-Rössler, A., & Bitzer, J. (2005). Epidemiologie psychischer Störungen bei Frauen. In A. Riecher-Rössler & J. Bitzer (Eds.). Frauengesundheit. Ein Leitfaden für die ärztliche und psychotherapeutische Praxis (pp. 21-29). Elsevier, Urban & Fischer.

Robinson, G. E. (2002). Women and psychopharmacology. Medscape Women’s Health eJournal, 7(1), 264-266. http://www.anapsid.org/CND/files/genderdrug1.pdf

Sramek, J. J., Murphy, M. F., & Cutler, N. R. (2016). Sex differences in the psychopharmacological treatment of depression. Dialogues in Clinical Neuroscience, 18(4), 447.

Stahl S. M. (2001). Sex and psychopharmacology: is natural estrogen a psychotropic drug in women?. Archives of general psychiatry, 58(6), 537–538. https://doi.org/10.1001/archpsyc.58.6.537

Thürmann, P. (2005). Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Pharmakokinetik und-dynamik von Arzneimitteln. Bundesgesundheitsblatt-Gesundheitsforsch- Gesundheitsschutz 5 (pp. 536–540).

Wang, S., Yang, L., Wang, L., Gao, L., Xu, B., & Xiong, Y. (2015). Selective serotonin reuptake inhibitors (SSRIs) and the risk of congenital heart defects: A meta-analysis of prospective cohort studies. Journal of the American Heart Association, 4(5), e001681. https://doi.org/10.1161/JAHA.114.001681

World Health Organization. Gender and women’s mental health. Abgerufen am 15.07.2020 unter https://www.who.int/mental_health/prevention/genderwomen/en/

Yoon, D. Y., Mansukhani, N. A., Stubbs, V. C., Helenowski, I. B., Woodruff, T. K., & Kibbe, M. R. (2014). Sex bias exists in basic science and translational surgical research. Surgery, 156(3), 508–516. https://doi.org/10.1016/j.surg.2014.07.001

ZAG. (2011). Leitlinien für eine geschlechtergerechte psychiatrische Versorgung in Bremen.