Zum Inhalt springen

Mit ‘Familie’ getaggte Beiträge

Familie und Karriere als Frau

Eine Diskussion zum Buch Professorin werden

Die dreifache Mutter Regula Kyburz-Graber schildert im Buch Professorin werden ihren herausfordernden Karriereweg. Die Geschichte handelt von enttäuschender Forschung, veralteten Rollenbildern genauso wie von Sinnhaftigkeit, Hartnäckigkeit, einem fortschrittlichen Betreuungsmodell und grossen Chancen. Den roten Faden bildet die Frage «Wie wird man Professorin?».

Von Julia J. Schmid
Lektoriert von Jovana Vicanovic und Isabelle Bartholomä
Illustriert von Alba Lopez

Als junge angehende Wissenschaftlerin fühlte ich mich vom Buch direkt angesprochen. Nur zu gut konnte ich mich in die ambitionierte Studentin hineinversetzen, die an die Forschung den Anspruch der Sinnhaftigkeit stellt. Die überzeugt ist, mindestens genauso viel leisten zu können wie ein Mann und die Karriere und Familie nicht als Gegensatz, sondern als gegenseitige Bereicherung versteht. So fieberte ich auf knapp 200 Seiten mit ihr mit und nahm an ihrer persönlichen Entwicklung teil. Fühlte mich beim Lesen in die Anfänge meines Studiums zurückversetzt, schwelgte in Erinnerungen an meine Erlebnisse an der Universität Zürich (UZH) und malte mir meine eigene berufliche Zukunft aus. Trotz Parallelen wurde mir schnell bewusst, dass die Welt, in die mich Regula Kyburz-Graber entführte, nicht der heutigen, nicht der meinen entspricht. Vieles, das ich als selbstverständlich annehme, war zur Zeit ihres Karriereweges noch nicht gegeben – vieles, das ihren Weg erleichtert hätte.

«Die Frauen waren die Eindringlinge in diese wohlabgeschirmte akademische Welt, sie mussten sich anzupassen wissen.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 114

Eine besondere Zeit, eine besondere Frau

Als Regula Kyburz-Graber 1970 volljährig wurde, war Frauen das Stimm- und Wahlrecht in der Schweiz noch verwehrt. Die Forderung nach Gleichberechtigung war für sie stets eine Selbstverständlichkeit. Bewusst wählte sie mit Biologie an der ETH einen für Frauen untypischen Studiengang, um zu beweisen, dass Frauen genau so gut wie Männer ein naturwissenschaftliches Studium bewältigen können. Während des Studiums lernte sie Peter kennen, den sie noch vor ihrem Abschluss heiratete. Als Konkubinatspaar in Zürich eine Wohnung zu bekommen, wäre damals unmöglich gewesen. Da sie ihren Familiennamen Graber und damit ihre Herkunft und Identität nicht verlieren wollte, nutzte sie fortan den rechtlich nicht verbindlichen Doppelnamen Kyburz-Graber. Um neben dem Studium Geld zu verdienen, bewarb sie sich – obwohl sie keinerlei Erfahrung besass – erfolgreich als Lehrerin an der Bezirksschule Baden.

Enttäuscht von der Forschung

Ihre Diplomarbeit schrieb Regula Kyburz-Graber im Bereich der Molekulargenetik. Die Atmosphäre im Labor – unter all den Männern – beschreibt sie als gedämpft, trostlos und kompetitiv. Über Ängste oder Zweifel wurde nicht gesprochen und Spott gehörte zur Gesprächskultur. Ihre anfängliche Begeisterung für die Forschung schwand und der Gang zum Labor fiel ihr von Tag zu Tag schwerer.

«Bis die einst glorifizierte Forschungswelt für mich einstürzte und ich mir schliesslich eines Tages eingestehen musste: So will ich nicht Forschung betreiben.» Kyburz-Graber, 2020, S. 32

Aufgeben kam für sie aber nicht in Frage, so kämpfte sich sie sich durch. Trotz der enttäuschenden Erfahrung liess sie auch nach dem Abschluss des Studiums 1973 der Wunsch nicht mehr los, in der wissenschaftlichen Forschung berufliche Erfüllung zu finden.

«Aber Sinn musste die Forschung machen, einen bedeutsamen Beitrag für die Gesellschaft leisten, so malte ich mir gute Forschung in meinem jugendlichen Idealismus aus.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 33

Ihr eigener Weg, eine Sackgasse?

Die Suche von Regula Kyburz-Graber nach sinnhafter Forschung endete in der Überzeugung, dass Unterrichtsforschung ihr neues Forschungsgebiet werden sollte. Vorbilder fand sie für dieses Vorhaben keine, betont aber, dass sie sich noch nie an Vorbildern orientiert habe. Schon immer wollte sie ihren eigenen Weg gehen und liess sich selten helfen – so auch in der Forschung. Die Arbeit an der Dissertation musste sie durch Unterrichten querfinanzieren. Zu dieser Zeit dachte sie noch nicht an eine akademische Karriere. Ihr prioritäres Ziel war es, das Verständnis für ökologische Zusammenhänge bei Jugendlichen zu untersuchen und so den Ökologieunterricht voranzubringen.

«Da sass ich nun, eine 26-jährige, erwartungsvolle Wissenschaftlerin voller Tatendrang. Und niemand schien auf mich gewartet zu haben. Niemand interessierte sich für meine wissenschaftlichen Erkenntnisse.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 41

Nach ihrer Dissertation erlebte Regula Kyburz-Graber eine Durststrecke. Ihre Bewerbungen im Bereich der Lehre waren erfolglos. Vermutlich wurden Männer mit langjähriger Erfahrung und keine jungen Wissenschaftlerinnen gesucht. Sie fragte sich, ob all die Investitionen umsonst gewesen waren, und versank in Selbstmitleid, Wut, Angst und Trauer darüber, trotz bester Qualifikation ignoriert zu werden.

Türen öffnen sich

Das Blatt wendete sich, als Regula Kyburz-Graber 1977 ein Nachwuchsstipendium des Schweizerischen Nationalfonds erhielt. Ein Jahr lang forschte sie an der Universität Kiel zum Thema «Schülerzentrierter Biologieunterricht». Sie nahm an wissenschaftlichen Debatten teil, erlebte eine gute Forschungsatmosphäre und lernte Autor*innen von Fachliteratur kennen. So brachte sie neue Ideen, Forschungswissen und Zuversicht nach Hause. Nach ihrem Forschungsjahr öffnete sich eine Tür nach der anderen. Unter anderem erhielt sie einen Lehrauftrag für Biologiedidaktik an der ETH, war Oberassistentin an der ETH und der UZH für Umweltlehre, leitete die Lehrplankommission «Integrierte Naturlehre», entwickelte Lehrmittel und vertrat die Schweiz an zahlreichen internationalen Konferenzen zur Umweltbildung. Nicht selten war sie dabei die Einzige oder eine der einzigen Frauen. In den Jahren darauf war sie in der Forschung an der ETH sowie in nationalen und internationalen Kooperationen tätig, Projektleiterin der Schweiz im internationalen OECD Projekt «Environment and School Initiatives» und Gastprofessorin an der Deakin University in Australien.

«Ich fühlte mich nun beflügelt und war getragen vom Gefühl, dass ich meinen Platz in der Berufswelt gefunden hatte.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 56

Ehefrau, Mutter und Wissenschaftlerin

Als Regula Kyburz-Graber heiratete, wusste sie bereits, dass sie keine traditionelle Hausfrauenrolle übernehmen würde. Peter und sie, beide wollten einer interessanten Karriere nachgehen und beide hatten einen Kinderwunsch. Mit dem Beginn der Familiengründung vereinbarten sie, die Familienarbeit partnerschaftlich zu teilen. Peter reduzierte sein Pensum zuerst auf 90 und dann auf 80 Prozent – in einer Zeit, in der dies alles andere als üblich war. Mit der Geburt von Tochter Andrea 1979 stand das Kind an erster Stelle und gab den Takt sowie die Tagesstruktur vor. Mit der Zeit lernte Regula Kyburz-Graber ihre Tätigkeiten an die Bedürfnisse von Andrea anzupassen. Schlief Andrea, erledigte sie Aufgaben, die viel Konzentration benötigten, wollte Andrea herumgetragen werden, machte sie gleichzeitig Hausarbeiten, übernahm Peter die Betreuung, kümmerte sie sich um Termine ausserhalb. Sie pendelte zwischen der Betreuung des Kindes und ihren beruflichen Tätigkeiten. Ständig fühlte sie sich unter Zeitdruck.

«Es fühlte sich an, als hätte ich gestutzte Flügel. Flügel hatte ich zweifellos, nur das Abheben gelang nicht mehr.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 72

An manchen Tagen fragte sie sich, ob sie je wieder im Beruf aufholen könne und ob das Ohnmachtsgefühl, etwas zu verpassen, normal sei. Zugleich empfand sie Neid gegenüber den jungen Vätern, die wie bisher weiterarbeiten konnten und von der neuen Vaterrolle – die Stabilität und Verlässlichkeit verkörperte – sogar noch profitierten.

Logische Konsequenz der Gleichberechtigung

1982 kam Tochter Denise und zwei Jahre später Sohn Stephan zur Welt. Die Doppelbelastung und das Gefühl, den beruflichen Anschluss verloren zu haben sowie die Karriere zu vernachlässigen, stieg. Als Stephan drei Jahre alt war, spürte Regula Kyburz-Graber, dass sich etwas ändern müsse. Als sie dies unter Tränen der Wut und Enttäuschung ihrem Mann mitteilte, bot dieser an, sein Arbeitspensum auf 60 Prozent zu reduzieren. Regula Kyburz-Graber beschreibt dies als neue Freiheit, die sie sich gegenseitig gegeben hatten, aus Sicht der Gleichberechtigung sei es aber lediglich die logische Konsequenz. Die Reduktion des Beschäftigungsgrades führte dazu, dass Peter nicht mehr Teil der Geschäftsleitung sein konnte. Trotz dessen erarbeitete er sich eine Position als schweizweit anerkannter Spezialist für Kooperationen in der Landwirtschaft.

Frau Professorin

Eines Tages entdeckte Regula Kyburz-Graber ein Inserat der Philosophischen Fakultät der UZH, das wie auf sie zugeschnitten war. Es handelte sich um ein halbes Extraordinariat für Gymnasialpädagogik. Als nach langem Warten ihr erster Platz bestätigt wurde, war sie endlos glücklich und erleichtert. So wurde Regula Kyburz-Graber 1998 die erste Professorin an einem Höheren Lehramt in der Schweiz und die erste Professorin in der Pädagogik an der UZH. Sie baute ein interdisziplinäres Lehrstuhlteam auf, an dem unter anderem auch Psycholog*innen arbeiteten. 2004 wird sie Prodekanin für Ressourcen an der Philosophischen Fakultät, ein Jahr später ordentliche Professorin und 2007 auf eigene Initiative die neue Direktorin des Instituts für Gymnasial- und Berufspädagogik der UZH.

Forderung nach Gleichstellung

Um das Jahr 2000 wurde an der UZH die Forderung nach der Berufung von Frauen immer lauter. Um dem gerecht zu werden, wurde bei Ausschreibungen das Anstreben eines höheren Frauenanteils angegeben. Regula Kyburz-Graber war der Meinung, dass es diesen Satz nicht bräuchte, wenn Frauen in der frühen Karrierephase angemessen gefördert würden. Zudem beobachtete sie, dass Angaben zur privaten Lebenssituation für Frauen hinderlicher waren als für Männer. Waren Frauen unverheiratet, so wurde befürchtet, dass ihnen die emotionale Unterstützung fehle. Hatten sie keine Kinder, wurden Fragen zur Situation des Mannes gestellt, hatten sie Kinder, wurde ihre Verfügbarkeit und Belastbarkeit bezweifelt.

Obwohl aktuell 60 Prozent der Studierenden weiblich sind, beträgt der Frauenanteil unter den Professor*innen lediglich 23 Prozent (Schärer, 2021). Stets arbeitet die UZH an der Chancengleichheit, beispielsweise werden zunehmend Teilzeitprofessuren angeboten (Gull, 2020). Mehr dazu unter http://www.gleichstellung.uzh.ch.

Als Regula Kyburz-Graber 1998 Professorin wurde – 30 Jahre nach der Berufung der ersten Professorin an die UZH – waren lediglich sieben Prozent der Professor*innen Frauen und dies, obwohl der Frauenanteil unter den Studierenden bei knapp 50 Prozent lag. Professorinnen mit Kindern gab es laut Regula Kyburz-Graber nur ganz selten. Zudem beschreibt sie, dass die Professorinnen keinen besonderen Kontakt untereinander pflegten und sich daher Solidarität unter Frauen kaum entwickelte. Jede ging ihren eigenen Weg.

Steinig, aber lohnend

Regula Kyburz-Graber verdeutlicht in ihrem Buch «Professorin werden», dass sie es als Frau und Mutter auf dem akademischen Karriereweg nicht immer einfach hatte und bestimmt schwerer als Männer mit ähnlichen Qualifikationen. Das Buch ist voller lebhafter Anekdoten, die diese Schwierigkeiten veranschaulichen. Gleichzeitig macht sie den Leser*innen klar, dass sich dieser Weg für sie gelohnt hat, und sie glücklich auf ihn zurückblickt. Sie zeigt auf, wie viel sich seit ihrem Karrierebeginn geändert hat, aber auch, wie viel sich noch ändern muss. Veraltete Rollenbilder, Vorurteile und strukturelle Hürden. Auf subtile Weise hält sie den Leser*innen den Spiegel vor und regt sie zum Nachdenken an. Habt ihr je (innerlich) einen Vortragenden für seine Kleidung kritisiert? Und eine Vortragende? Habt ihr je Defizite in der Lehre eines Professors mit hoher Fachkompetenz entschuldigt? Habt ihr je darüber nachgedacht, dass Frauen ohne Militärerfahrung einen Karrierenachteil haben, aufgrund fehlender Führungserfahrung und verpasster Chance, ein Netzwerk aufzubauen?

Trotz zahlreicher Einblicke in das Leben von Regula Kyburz-Graber bleibt ihre Gefühlswelt den Leser*innen in vielen Situationen verwehrt. Was hat sie wohl empfunden, als ihr Mann zum wiederholten Mal als Herr Professor angesprochen und sie als die treu besorgte Ehefrau angenommen wurde? Auch lässt sie die Leser*innen leider nicht daran teilhaben, wie sie den Stress der Doppelbelastung und der Unsicherheit bewältigte und ihre psychische Gesundheit schützte.

Mutmacher für junge Wissenschaftler*innen?

Trotz vielen Herausforderungen haben Regula Kyburz-Graber und ihr Mann ihr Ziel erreicht. Beide übten eine berufliche Tätigkeit aus, die sie erfüllte und konnten parallel die Entwicklung ihrer Kinder unterstützen. Es lässt sich die Schlussfolgerung ziehen: «Wenn es damals ohne unterstützende gesellschaftliche Rahmenbedingungen möglich war, dann heute erst recht!». Ferner beschreibt sie, wie ihre Familie ihre Karriere positiv beeinflusste. Sie habe dank der Familie gelernt, flexibel zu sein, sich zu organisieren, genau zuzuhören, gemeinsam nach geeigneten Lösungen zu suchen sowie Entscheide, wenn nötig, zu revidieren. Überdies demonstriert sie, dass sinnhafte Forschung es wert ist, sich dafür einzusetzen und, dass auch scheinbar zerstückelte Biografien am Ende zusammenpassen sowie wenig gradlinige Karrierewege erfolgreich sein können. Diese Ausführungen können junge Wissenschaftler*innen im Hinblick auf ihre Karriere zuversichtlich stimmen.

Manche Leser*innen mögen die vielen Hürden, denen Regula Kyburz-Graber auf ihrem Karriereweg begegnete, vielleicht eher abschrecken. So erzählt sie, dass ihre drei Kinder ihre akademische Karriere aufgrund der riesigen Doppelbelastung und der Unsicherheiten als nicht nachahmenswert empfinden.

Ratgeber für junge Wissenschaftler*innen?

Regula Kyburz-Graber macht mehr als klar, wie wichtig es für ihre Karriere war, die Familienarbeit mit ihrem Mann zu teilen. Dieses partnerschaftliche Familienmodell ist gemäss ihr der Schlüssel zur Karriere als Frau und damit zur Gleichstellung. Wenn Männer nicht die gleiche Verantwortung in der Familie übernähmen, würde die grosse Arbeitslast mit Berufs- und Familienarbeit weiterhin einseitig bei den Frauen liegen, schreibt sie. Damit dies möglich ist, müssen beide Partner*innen bereit sein, ihren Beschäftigungsgrad zu reduzieren und die Arbeitgeber*innen müssen solche Teilzeitstellen zur Verfügung stellen.

Auch weitere Ratschläge lassen sich dem Buch entnehmen. So beschreibt Regula Kyburz-Graber beispielsweise, wie wichtig es ist, sich immer wieder über seine kurz- und langfristigen Ziele bewusst zu werden. Sie teilt mit, dass man seinen eigenen – für sich sinnhaften – Weg gehen soll und betont, dass sich Hartnäckigkeit auszahlt. Zudem empfiehlt sie an Diskussionen aktiv teilzunehmen, um Kontakte zu knüpfen sowie Impulse zu erhalten. Auch das Verbinden von Empathie und Selbstbewusstsein, einen interdisziplinären Forschungsansatz und ein hohes Mass an Flexibilität gibt sie als bedeutsam an.

Dankbarkeit

Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, verspürte ich Dankbarkeit. Dankbarkeit gegenüber Regula Kyburz-Graber und allen anderen Frauen, die den Weg für zukünftige Generationen ebneten. Die einerseits bewiesen, dass Frauen erfolgreich akademische Karrieren einschlagen können und anderseits, dass sich diese mit dem Gründen einer Familie verbinden lässt. Dankbarkeit für all die Entwicklungen der letzten Jahre, die das Kombinieren von Karriere und Familie erleichterten und den Fortschritt in Richtung Gleichberechtigung antrieben. Besser denn je verstand ich nun die Wichtigkeit von kleinen und grossen strukturellen Veränderungen wie Blockzeiten, Mittagstischen, Homeoffice und Teilzeitarbeit auf der einen Seite, und Entwicklungen in der Einstellung der Gesellschaft, wie verständnisvollen Kolleg*innen und Arbeitgeber*innen, von Frauenförderung sowie partnerschaftlichen Familienmodellen auf der anderen. Das Ziel der Gleichstellung ist noch nicht erreicht, aber es wird besser. Wenn ich heute durch die Gänge der UZH laufe, fühle ich mich nicht als Eindringling in diese akademische Welt, sondern als Teil davon.


Zum Weiterlesen

Kyburz-Graber, R. (2020). Professorin werden. Hier und Jetzt.

Literatur

Gull, T. (2020). Buchvernissage Professorin werden. Universität Zürich. https://www.news.uzh.ch/de/articles/2020/buchvernissage_professorin_werden.html

Kyburz-Graber, R. (2020). Professorin werden. Hier und Jetzt. Schärer, A. (2021). Gleichstellung und Diversität. Universität Zürich. https://www.gleichstellung.uzh.ch/de/gleichstellungsmonitoring

Papa geht es nicht gut

Warum sich die Forschung zu wenig mit paternaler Depression auseinandersetzt

Väter, die nach der Geburt ihres Kindes an einer depressiven Störung leiden, werden in der Forschung kaum thematisiert – im Gegensatz zu Müttern. Aber warum eigentlich? Und was sind die Folgen dieser Forschungslücke für die Väter und für ihre Familien?

Von Marcia Arbenz
Lektoriert von Isabelle Bartholomä und Hannah Meyerhoff
Illustriert von Rebekka Stähli

Nach der Geburt ihres Kindes stehen Eltern vor vorhergesehenen und unvorhergesehenen Herausforderungen. Weltweit leiden unter anderem deswegen bis zu 13 Prozent der schwangeren Frauen und frischgebackenen Mütter an psychischen Störungen wie beispielsweise Depressionen (World Health Organisation, n.d.) – Dabei spricht man von einer maternalen Depression. Kein Wunder also, dass die WHO (n.d.) maternale, psychische Störungen als eines der grössten Probleme der öffentlichen Gesundheit bezeichnet. Doch während maternale Depression einigen ein Begriff ist, sind vermutlich viele nicht mit der paternalen Depression vertraut. Diese bezeichnet eine Depressivität bei werdenden oder neu gewordenen Vätern (American Academy of Pediatrics, 2018).

Papa leidet auch

Nach der Geburt ihres Kindes stehen auch Männer vor einer herausfordernden Zeit. Genauso wie ihre Partner*innen werden sie mit dem wichtigen Übergang zur Elternschaft und allen damit verbundenen, praktischen und psychischen Herausforderungen konfrontiert (Psouni & Eichbichler, 2019). Zusätzlich wird oft von ihnen erwartet, dass sie ihr berufliches Engagement beibehalten und persönliche Bedürfnisse zurückstellen. Diese Belastung führt zu einer hohen Vulnerabilität (Psouni et al., 2017; Rominov et al., 2018), die sich in der postnatalen Zeit in Form von depressiven Symptomen manifestieren kann (Cameron et al., 2016; Paulson & Bazemore, 2010).

«Most of the reviewed studies suffer from methodological limitations, including the small sample, the lack of a structured psychiatric diagnosis, and inclusion bias. Despite such limitations, paternal depression seems to be associated with an increased risk of developmental and behavioural problems and even psychiatric disorders in offspring.»

Gentile & Fusco, 2017, p. 325

Zu wenig Forschung

Obwohl die Vulnerabilität und die damit verbundene, potenzielle depressive Störung bestätigt sind, ist die paternale Depression an sich, wie auch deren Auswirkungen wenig untersucht (Paulson et al., 2006). Eine kurze Suche mit Hilfe von Google Scholar bestätigt die Behauptung von Paulson und Kollegen (2006), dass es wenige Studien zu diesem Thema gibt. Wird der Begriff maternal depression gesucht, werden etwa 744‘000 Treffer erzeugt. Im Vergleich dazu führt die Suche mit paternal depression nur zu circa 53’500 Treffern (Stand: 12. März 2020). Dieser massive Unterschied ist leider kein Relikt vergangener Zeit. Schränkt man die Suche durch einen aktuelleren Zeitraum ein, ist immer noch das gleiche Muster erkennbar. Interessanterweise existiert diese Diskrepanz nur in Bezug auf parentale Depression. Es gibt kaum Unterschiede in der Anzahl Treffer zwischen den Begriffen female depression und male depression. Das heisst, dass nur Männer in der Rolle als Väter und nicht Männer im Allgemeinen in der Forschung zu Depressionen vernachlässigt werden.

Die Frage nach dem Warum

Doch was sind die Gründe für diese Diskrepanz? Insgesamt kann man vier Umstände beschreiben, die als Erklärungen für die Unterschiede dienen können. Erstens haben gewisse Männer zum Teil die Neigung, ihre depressive Symptomatik als weniger stark anzugeben, als sie eigentlich ist (Seidler et al., 2016). Die Symptome werden also entweder als zu schwach oder als nicht vorhanden eingeschätzt. Dies könnte zu der falschen Schlussfolgerung führen, dass Männer nicht oder in geringerem Maße als Frauen an elterlichen Depressionen leiden, so dass es weniger dringlich scheint, dieses Thema spezifisch zu untersuchen.

Zweitens verspüren und zeigen Männer im Vergleich zu Frauen oftmals andere Symptome. Häufig drücken Männer Depressionen durch externalisierendes Verhalten aus (Rutz, 1996), wie Wutanfälle, Drogenmissbrauch und Risikoverhalten, oder sie zeigen stärkere körperliche Belastung durch eine Somatisierung (Danielsson & Johansson, 2005; Kim & Swain, 2007; Martin et al., 2013; Rodgers et al., 2014; Schumacher et al., 2008). Diese externalisierenden Verhaltensweisen werden von medizinischem Fachpersonal nicht immer als depressive Symptome erkannt (Rutz, 1996), so dass eine korrekte Diagnostizierung dieser Männer unwahrscheinlich ist. Zudem leiden einige Männer an weiteren, weniger offensichtlichen depressiven Symptomen, was vermehrt zu Fehldiagnosen führen kann (Psouni et al., 2017).

Risikofaktoren für paternale Depression (American Academy of Pediatrics, 2018):

  • Schwierigkeiten eine Bindung mit dem eigenen Kind aufzubauen
  • Das Fehlen eines guten männlichen Vorbildes
  • Das Fehlen von sozialer Hilfe und Unterstützung
  • Veränderungen in der Beziehung zum*r Ehepartner*in
  • Gefühle wie Eifersucht oder Exklusion aufgrund der Beziehung zwischen Ehepartner*in und Kind
  • Maternale Depression
  • Stress aufgrund von Finanzen oder Arbeit
  • Tiefes Level an Testosteron

Der dritte Grund für die Diskrepanz im aktuellen Forschungsstand bezüglich maternaler und paternaler Depression ist eng mit den erwähnten Unterschieden in der Symptomatik verknüpft. Die Messinstrumente zur Beurteilung der paternalen Depression sind nicht an die externalisierenden Symptome angepasst (Rice et al., 2013). Dadurch wird die Symptomatik nicht vollständig erfasst. Zudem werden die verfügbaren Skalen selten mit ausreichend großen Stichproben getestet und die psychometrische Entwicklung der Fragebögen sind oftmals fehlerhaft (Rice et al., 2013). Dies führt unter anderem zu stark variierenden Prävalenzraten bei väterlichen Depressionen (Cameron et al., 2016), dadurch erscheint die Notwendigkeit umfassender Forschung als zu gering.

Der letzte mögliche Grund für die Diskrepanz ist, dass Väter, im Vergleich zu Müttern, in der Regel zu einem späteren Zeitpunkt an parentaler Depression erkranken (Edward et al., 2015; Psouni et al., 2017). Während maternale Depression in der Regel während der Schwangerschaftszeit oder innerhalb des ersten Jahres nach der Geburt des Kindes auftritt, hat die Prävalenzrate der paternalen Depression ihren Höhepunkt 12 Monate nach der Geburt des Kindes (Escribà-Agüir & Artazcoz, 2011). Verheerend ist hier, dass die meisten Studien zur parentalen Depressionen ihre Teilnehmer*innen nur innerhalb des ersten postnatalen Jahres untersuchen (Psouni et al., 2017). Väter werden also während ihrer kritischen Phase in vielen Studien gar nicht erst erfasst. Es ist immer noch unklar, wie eine paternale Depression nach dem ersten Jahr nach der Geburt des Kindes verläuft.

Folgen der Vernachlässigung

Was sind die Folgen der geschlechtsspezifischen Unterschiede und dem Mangel an Forschung bei parentaler Depression? Wie bereits erwähnt, scheint die depressive Symptomatik bei Männern im Vergleich zu Frauen weniger oft als solche erkannt zu werden.

Zusätzlich suchen Männer seltener Hilfe auf. In einer Studie gab weniger als die Hälfte der männlichen Teilnehmer mit depressiven Symptomen an, dass sie bereit wären, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen (Massoudi, 2013). Gewisse Stigmata oder Geschlechternormen könnten es Männern erschweren, als Schwächen wahrgenommene Erlebens- oder Verhaltensmuster einzugestehen(Lohan et al., 2014; Strother et al., 2012). Die daraus resultierende Behandlungslücke könnte durch den Mangel an Forschung zum Thema paternalen Depression verstärkt werden. Weniger Wissen über Verlauf und Risiken der paternalen Depression gehen vermutlich mit einem Mangel an Präventionsmöglichkeiten und spezifischen Interventionen einher. Generell gibt es weniger Interventionen, die spezifisch für Männer entwickelt wurden im Vergleich zu Frauen (Doley et al., 2020). All das kann zu einer Versorgungslücke führen, die einen noch schwerwiegenderen Eindruck hinterlässt, wenn man sich die Folgen einer paternalen Depression vor Augen führt.

Folgende Hilfsstellen können Vätern (und Müttern) helfen oder sie an die richtigen Stellen weiterleiten:

Neben zahlreichen Büchern liefern folgende Websites Informationen rund um das Thema Vater werden und sein:

Eine depressive Störung des einen Elternteils beeinflusst auch den Gemütszustand des anderen. Paternale postnatale Depression korreliert stark mit maternaler postnataler Depression (Escribà-Agüir & Artazcoz, 2011; Goodman, 2004; Ramchandani et al., 2011). Daher erhöht die Depression eines Elternteils das Risiko, dass ein Kind, mit zwei depressiven Eltern aufwächst (Letourneau et al., 2011). Dies führt zu einer höheren Vulnerabilität des Kindes (Brennan et al., 2002; Letourneau et al., 2011; Mezulis et al., 2004). Ausserdem leidet es eher unter multiplen entwicklungsschädigenden Folgen, wie weniger positiv bereicherten Aktivitäten beispielsweise das Vorlesen von Kinderbüchern (Paulson et al., 2006) oder stärker externalisierenden Verhaltensproblemen (Ramchandani et al., 2013). Daher ist zentral, dass die Forschung sich auch auf Väter konzentriert. Denn auch dem Papa sollte es gut gehen.


Zum Weiterlesen

Paulson, J. F., Dauber, S., & Leiferman, J. A. (2006). Individual and Combined Effects of Postpartum Depression in Mothers and Fathers on Parenting Behavior. Pediatrics, 118(2), 659–668. https://doi.org/10.1542/peds.2005-2948

Psouni, E., Agebjörn, J., & Linder, H. (2017). Symptoms of depression in Swedish fathers in the postnatal period and development of a screening tool. Scandinavian Journal of Psychology, 58(6), 485–496. https://doi.org/10.1111/sjop.12396

Literatur

American Academy of Pediatrics (Ed.). (2018). Dads Can Get Depression During and After Pregnancy, Too. https://www.healthychildren.org/English/ages-stages/prenatal/delivery-beyond/Pages/Dads-Can-Get-Postpartum-Depression-Too.aspx

Brennan, P. A., Hammen, C., Katz, A. R., & Le Brocque, R. M. (2002). Maternal depression, paternal psychopathology, and adolescent diagnostic outcomes. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 70(5), 1075–1085. https://doi.org/10.1037/0022-006X.70.5.1075

Cameron, E. E., Sedov, I. D., & Tomfohr-Madsen, L. M. (2016). Prevalence of paternal depression in pregnancy and the postpartum: An updated meta-analysis. Journal of Affective Disorders, 206, 189–203. https://doi.org/10.1016/j.jad.2016.07.044

Danielsson, U., & Johansson, E. E. (2005). Beyond weeping and crying: A gender analysis of expressions of depression. Scandinavian Journal of Primary Health Care, 23(3), 171–177. https://doi.org/10.1080/02813430510031315

Doley, J. R., McLean, S. A., Griffiths, S., & Yager, Z. (2020). Study protocol for Goodform: A classroombased intervention to enhance body image and prevent doping and supplement use in adolescent boys. BMC Public Health, 20(1), 59. https://doi.org/10.1186/s12889-020-8166-2

Edward, K.‑l., Castle, D., Mills, C., Davis, L., & Casey, J. (2015). An integrative review of paternal depression. American Journal of Men’s Health, 9(1), 26–34. https://doi.org/10.1177/1557988314526614

Escribà-Agüir, V., & Artazcoz, L. (2011). Gender differences in postpartum depression: A longitudinal cohort study. Journal of Epidemiology and Community Health, 65(4), 320–326. https://doi.org/10.1136/jech.2008.085894

Gentile, S., & Fusco, M. L. (2017). Untreated perinatal paternal depression: Effects on offspring. Psychiatry Research, 252, 325–332. https://doi.org/10.1016/j.psychres.2017.02.064

Goodman, J. H. (2004). Paternal postpartum depression, its relationship to maternal postpartum depression, and implications for family health. Journal of Advanced Nursing, 45(1), 26–35. https://doi.org/10.1046/j.1365-2648.2003.02857.x

Kim, P., & Swain, J. E. (2007). Sad dads: paternal postpartum depression. Psychiatry, 4(2), 35–47.

Letourneau, N., Duffett-Leger, L., Dennis, C., Stewart, M., & Tryphonopoulos, P. D. (2011). Identifying the support needs of fathers affected by postpartum depression: A pilot study. Journal of Psychiatric and Mental Health Nursing, 18, 41–47.

Lohan, M., Aventin, A., Maguire, L., Clarke, M., Linden, M., & McDaid, L. (2014). Feasibility trial of a film-based educational intervention for increasing boys‘ and girls‘ intentions to avoid teenage pregnancy: Study protocol. International Journal of Educational Research, 68, 35–45. https://doi.org/10.1016/j.ijer.2014.08.003

Martin, L. A., Neighbors, H. W., & Griffith, D. M. (2013). The experience of symptoms of depression in men vs women: Analysis of the National Comorbidity Survey Replication. JAMA Psychiatry, 70(10), 1100–1106. https://doi.org/10.1001/jamapsychiatry.2013.1985

Massoudi, P. (2013). Depression and distress in Swedish fathers in the postnatal period: prevalence, correlates, identification, and support [Dissertation]. University of Gothenburg, Gothenburg. https://gupea.ub.gu.se/bitstream/2077/32509/1/gupea_2077_32509_1.pdf

Mezulis, A. H., Hyde, J. S., & Clark, R. (2004). Father involvement moderates the effect of maternal depression during a child’s infancy on child behavior problems in kindergarten. Journal of Family Psychology, 18(4), 575–588. https://doi.org/10.1037/0893-3200.18.4.575

Paulson, J. F., & Bazemore, S. D. (2010). Prenatal and postpartum depression in fathers and its association with maternal depression: A meta-analysis. JAMA, 303(19), 1961–1969. https://doi.org/10.1001/jama.2010.605

Paulson, J. F., Dauber, S., & Leiferman, J. A. (2006). Individual and Combined Effects of Postpartum Depression in Mothers and Fathers on Parenting Behavior. Pediatrics, 118(2), 659–668. https://doi.org/10.1542/peds.2005-2948

Psouni, E., Agebjörn, J., & Linder, H. (2017). Symptoms of depression in Swedish fathers in the postnatal period and development of a screening tool. Scandinavian Journal of Psychology, 58(6), 485–496. https://doi.org/10.1111/sjop.12396

Psouni, E., & Eichbichler, A. (2019). Feelings of restriction and incompetence in parenting mediate the link between attachment anxiety and paternal postnatal depression. Psychology of Men & Masculinities. Advance online publication. https://doi.org/10.1037/men0000233

Ramchandani, P. G., Domoney, J., Sethna, V., Psychogiou, L., Vlachos, H., & Murray, L. (2013). Do early father-infant interactions predict the onset of externalising behaviours in young children? Findings from a longitudinal cohort study. Journal of Child Psychology and Psychiatry, and Allied Disciplines, 54(1), 56–64. https://doi.org/10.1111/j.1469-7610.2012.02583.x

Ramchandani, P. G., Psychogiou, L., Vlachos, H., Iles, J., Sethna, V., Netsi, E., & Lodder, A. (2011). Paternal depression: An examination of its links with father, child and family functioning in the postnatal period. Depression and Anxiety, 28(6), 471–477. https://doi.org/10.1002/da.20814

Rice, S. M., Fallon, B. J., Aucote, H. M., & Möller-Leimkühler, A. M. (2013). Development and preliminary validation of the male depression risk scale: Furthering the assessment of depression in men. Journal of Affective Disorders, 151(3), 950–958. https://doi.org/10.1016/j.jad.2013.08.013

Rodgers, S., Grosse Holtforth, M., Müller, M., Hengartner, M. P., Rössler, W., & Ajdacic-Gross, V. (2014). Symptom-based subtypes of depression and their psychosocial correlates: A person-centered approach focusing on the influence of sex. Journal of Affective Disorders, 156, 92–103. https://doi.org/10.1016/j.jad.2013.11.021

Rominov, H., Giallo, R., Pilkington, P. D., & Whelan, T. A. (2018). Getting help for yourself is a way of helping your baby: Fathers’ experiences of support for mental health and parenting in the perinatal period. Psychology of Men & Masculinity, 19(3), 457–468. https://doi.org/10.1037/men0000103

Rutz, W. (1996). Prevention of suicide and depression. Nordic Journal of Psychiatry, 50(37), 61–67. https://doi.org/10.3109/08039489609099732

Schumacher, M., Zubaran, C., & White, G. (2008). Bringing birth-related paternal depression to the fore. Women and Birth, 21(2), 65–70. https://doi.org/10.1016/j.wombi.2008.03.008

Seidler, Z. E., Dawes, A. J., Rice, S. M., Oliffe, J. L., & Dhillon, H. M. (2016). The role of masculinity in men’s help-seeking for depression: A systematic review. Clinical Psychology Review, 49, 106–118. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2016.09.002

Strother, E., Lemberg, R., Stanford, S. C., & Turberville, D. (2012). Eating disorders in men: Underdiagnosed, undertreated, and misunderstood. Eating Disorders, 20(5), 346–355. https://doi.org/10.1080/10640266.2012.715512

World Health Organisation. (n.d.). Maternal mental health. https://www.who.int/mental_health/maternal-child/maternal_mental_health/en/

Mehr gemeinsam, weniger einsam

Angehörigenarbeit als zentraler Faden im Versorgungsnetz psychisch erkrankter Menschen

Psychische Störungen bergen Leid, in dessen Schatten häufig die Angehörigen stehen. Die Angehörigenarbeit beschäftigt sich damit, diese versteckten Belastungen des Umfelds anzugehen. Verschiedene Studien weisen auf theoretisch fundierte Ansätze und deren praktische Präsenz und Wirksamkeit hin.

Von Hannah Löw
Lektoriert von Vera Meier und Zoé Dolder 
Illustriert von Hannah Löw

«Es hat sich viel geändert seit der Ersterkrankung meiner Tochter vor 22 Jahren. Damals wurde uns beiden gesagt, sie werde niemals mehr ein ‹normales› Leben führen können. Eine Schizophrenieerkrankung mache das unmöglich […]. Ich hätte gerne gewusst, wie lange die Behandlung in etwa dauern würde und was ich als ihre Mutter dazu beitragen kann, damit sie schneller wieder gesund wird. […] Stattdessen wurde mir etliche Male gesagt, es sei nicht gut, wenn ich meine Tochter so oft besuchen würde, schlimmer noch: Dass man zuerst herausfinden müsse, ob ich ihr guttue oder eher nicht. […]. Ich fühlte mich in dieser Zeit sehr alleine, unverstanden, schuldig gesprochen, immer und immer wieder, und zwar vom ganzen Umfeld.»

Weibel, 2019, S. 9

Die Alltagslast der Angehörigen

Mit siebzehn Jahren erfüllte die Tochter von Franca Weibel erstmals die Diagnosekriterien einer Schizophrenie. In ihrem Beitrag für das Fachmagazin für psychiatrisch Tätige des Vereins Netzwerk für Angehörigenarbeit Psychiatrie (NAP) gibt sie einen Einblick in ihren persönlichen Leidensdruck als Angehörige. Obwohl sie sich während den ersten akuten schizophrenen Episoden ihrer Tochter nach eigenem Bericht einsam gefühlt hat, steht sie mit der Last als Angehörige eines psychisch erkrankten Menschen nicht alleine da (NAP, 2019). Das Bundesamt für Gesundheit (2019) stellt fest, «psychische Krankheiten erschweren den Alltag vielseitig. Sie belasten die Angehörigen» und hebt damit in der Einführung seines Beitrags über psychische Erkrankungen die weit verbreitete Belastung von Angehörigen psychisch erkrankter Personen hervor. Daraus lässt sich schliessen, dass eine Unterstützung im psychiatrischen und psychotherapeutischen Rahmen über den*die Patient*in hinaus gehen und die Angehörigen ebenfalls abholen sollte. Nicht nur für die Angehörigen selbst ist die Einbettung in den Therapieprozess wichtig, sondern auch für die erkrankte Person bedeutet dies eine erhöhte Chance, dass eine Behandlung ihre gewünschte Wirkung zeigt (Troxler, 2005).
In Bezug auf das Versorgungsnetz von Patient*innen mit Essstörungen beispielsweise begründen Zitarosa und Kolleg*innen (2012) die Wichtigkeit des Einbezugs der Angehörigen darin, dass die Patient*innen einen Grossteil ihrer Zeit im privaten Umfeld verbringen und nicht in stationären psychiatrischen oder psychotherapeutischen Kliniken. Somit ruht ein beträchtlicher Teil der Krankheitslast nicht auf professionellen Schultern, sondern auf jenen der Angehörigen der Patient*innen. Weiter sind auch Angehörige von Menschen mit einer Alkoholkonsumstörung grossen Belastungen ausgesetzt; sie werden auch als «Ko-Problemträger*innen» bezeichnet (Spohn, 2014). Auch in Bezug auf die Behandlung von Patient*innen einer Störung des schizophrenen Spektrums wird die Wichtigkeit einer frühen Integration der Angehörigen hervorgehoben (Bäuml & Pitschel-Walz, 2020).

Verschiedene Autor*innen sind sich also dahingehend einig, dass die Angehörigen von Personen mit verschiedenen psychischen Krankheiten in ihrem Alltag hohen Belastungen ausgesetzt sind. Doch inwiefern können psychiatrische und psychotherapeutische Kliniken neben den Patient*innen auch die Angehörigen praktisch unterstützen und einbeziehen?

Eine Lücke im System?

In einer etwas weiter zurückliegenden Studie an der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität am Bezirksklinikum Regensburg, Deutschland, untersuchten Schmid, Spiessl und Klein (2006) die praktisch durchgeführte Angehörigenarbeit und setzten diese in einen Vergleich mit den Vorgaben der dort geltenden Psychiatrie-Personalverordnung (PsychPV) in den Behandlungsbereichen A1-A6 [siehe Kästchen 3]. Die Autor*innen befragten acht Psycholog*innen und 25 Assistenzärzt*innen mittels Fragebögen. Lediglich 52.3% der Angehörigen der am Erhebungstag behandelten 390 Patient*innen führten ein Gespräch mit den behandelnden Fachpersonen. Die restlichen 47.7% der Angehörigen erhielten zum Erhebungszeitpunkt der Studie keine gesprächsbasierte Unterstützung und wurden nicht in die Behandlung miteinbezogen. Schmid, Spiessl und Klein (2006) schlussfolgern daraus, dass eine unzureichende Versorgung der Angehörigen vorliege. Die Ursache dieser Lücke in der Angehörigenarbeit scheint ein Zeitmangel zu sein; auf Kosten der adäquaten Angehörigenarbeit und des direkten Patientenkontakts wird zunehmend mehr Zeit für Dokumentations- und Administrationsarbeiten aufgewendet (Schmid, Spiessl & Klein, 2006).

Auch die Universitären Psychiatrischen Dienste (UPD) Bern erwähnen in ihrem Konzept für die Angehörigenarbeit Mängel in der praktischen Durchführung der Angehörigenarbeit; diese Lücken im System gelten nach den UPD sowohl für den akutpsychiatrisch-stationären Bereich als auch für ambulante Behandlungen in der Schweiz (Troxler, 2005).

Dreizehn Jahre später berichtet der Verein NAP von einer wachsenden Wichtigkeit der Angehörigenarbeit in verschiedenen nationalen psychiatrischen Institutionen (Scherer, 2020). Lampert (2018) berichtete in einem Vortrag am ersten nationalen Patientenkongress in Bern, dass im Jahr 2017 durch den Verein NAP 1’887 Beratungen mit Angehörigen psychisch erkrankter Menschen stattgefunden haben. Im Vergleich zu den Jahren davor zeigt sich eine steigende Tendenz der vollzogenen Beratungsgespräche mit Angehörigen (Lampert, 2018). Worin sich die hier aufgeführten Autor*innen einig sind, ist die zentrale Rolle und Notwendigkeit der Angehörigenarbeit in der Behandlung von Menschen, welche die Diagnosekriterien einer psychischen Störung erfüllen.

«Jede Anstrengung, Angehörige respektvoll in die Hilfe einzubeziehen, ist begrüssenswert. Mit dem Einbezug […] kann eine psychiatrische Behandlung als eine Dienstleistung am ‹System› verstanden werden.»

Lampert, 2018, S. 37

Der Verein NAP zeigt in seinem Magazin für psychiatrisch Tätige, dass die Angehörigenarbeit in der Schweiz durchaus besteht und angewandt wird (Scherer, 2020). Die Psychiatrischen Dienste Aargau (PDAG) haben zum Beispiel eine eigens für Angehörige eingerichtete Fachstelle und bieten dadurch Eltern, Kindern und ganzen Familien verschiedene kostenlose Beratungsangebote. Damit Angehörige die Dienste nutzen können muss die betroffene Person, die an einer psychischen Störung erkrankt ist, nicht einmal bei den PDAG in Behandlung sein (Scherer, 2020). Die Kontaktinformationen zu diesem Angebot sind im Infokästchen 1 zu finden.

Das Ziel des Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie (NAP)

Der Verein bezweckt die Vernetzung von in der Angehörigenarbeit tätigen Fachleuten und Professionalisierung der Angehörigenarbeit in der psychiatrischen Versorgung.

Die Aufgaben des Vereins sind unter anderem:

  • Erhöhung des Stellenwertes der Angehörigenarbeit in der psychiatrischen Versorgung und Förderung des Wissens unter Fachpersonen
  • Formulierung und Verbreitung von erfahrungsbasierten Empfehlungen für qualitativ gute Angehörigenarbeit

Wurzeln und Flügel der Angehörigenarbeit

Troxler (2005) ordnet den Beginn der Angehörigenarbeit in die 1980er Jahre ein. Das erklärte Ziel dieser Arbeit war bereits damals der Einbezug von Angehörigen der Patient*innen im klinisch-psychiatrischen und psychotherapeutischen Bereich und in diesem Zusammenhang auch die Senkung der Rezidivrate der Patient*innen.

Zur Erreichung dieses Ziels kommt der Psychoedukation eine wichtige Bedeutung zu. Sie beinhaltet nach Bäuml und Pitschel-Walz (2020) die Weiterbildung im Wissen über psychische Störungen und somit das Herausführen aus einer vorhandenen Informationslücke. Hierbei gilt in Bezug auf das Vermitteln von Wissen an Angehörige, dass es einen «Brückenschlag zwischen dem professionellen ‹Know-how› und dem subjektiven ‹So now?› der Betroffenen» bildet (Bäuml & Pitschel-Walz, 2020, S. 113). Weiter dient auch das sogenannte Trialog-Vorgehen, wobei Patienten*innen, Angehörige und behandelnde Fachpersonen gemeinsam im Austausch stehen, als Mittel zur Integration der Angehörigen in die psychiatrische und psychotherapeutische Behandlung der Patient*innen (Troxler, 2005).

Ein klassisches Setting der Angehörigenarbeit bildet die Familientherapie. Diese kann zu multiplen Familientherapiegruppen erweitert werden, in denen die Patient*innen selbst nicht zwingend anwesend sein müssen. Die Angehörigenarbeit kann also in An- aber auch in Abwesenheit der*des betreffenden Patient*in erfolgen.

Die PsychPV ist eine im Jahr 1991 eingeführte Verordnung in Deutschland, die Richtlinien für den stationären Behandlungsbedarf psychisch erkrankter Menschen im volljährigen Alter vorgibt. A1 bis A6 bilden verschiedene Behandlungsbereiche innerhalb der PsychPV (Schmid, Spiessl und Klein, 2006).

Eine mögliche Behandlungsmodalität bei Krankheiten aus dem schizophrenen Spektrum bildet die bifokale Gruppenarbeit, wobei eine Angehörigengruppe und parallel dazu eine psychoedukative Patient*innengruppe angeleitet wird (Bäuml & Pitschel-Walz, 2020).

Bei Essstörungen scheint die Angehörigeninterventionstudie (ANGIS) von Zitarosa und Kolleg*innen (2012) ein vielversprechendes, psychoedukatives Setting für Angehörige von Menschen mit Essstörungen zu bieten. In fünf Sitzungen lernen die Teilnehmenden des ANGIS-Programms kognitiv-verhaltenstherapeutische Techniken kennen, die zum einen Informationen rund um die spezifische Essproblematik bieten und zum anderen auch sogenannte Skills für den Alltag vermitteln. So lernen Angehörige von Menschen mit Essstörungen bestimmte störungsbedingte Situationen besser einzuordnen und wie sie diese konstruktiver überwinden können. Zudem beinhaltet das ANGIS-Programm auch ein Kommunikationstraining, das einen konfliktfreieren Umgang zwischen Angehörigen und den Betroffenen einer Essstörung ermöglichen soll. Zitarosa und Kolleg*innen (2012) berichteten nach Abschluss der ANGIS-Studie, dass das Interventionsprogramm bei den Angehörigen grossen Anklang gefunden hat und Hinweise auf eine Reduktion der Belastungen der Angehörigen zu erkennen waren. Besonders im Bereich der sogenannten «high expressed emotions (HEE)» [Erklärung folgt im nächsten Unterkapitel] zeigten sich gemäss den Autor*innen positive Wirkungen des Programms.

«Wir haben viel über Kommunikation gelernt und verstehen jetzt besser, warum manche Sätze bei unserer Tochter falsch ankommen.»

Angehörige im ANGIS-Programm, Zitarosa et al., 2012, S. 10

Expressed Emotions

Nicht nur für Angehörige von Menschen mit Essstörungen stellen die sogenannten expressed emotions (EE) einen bedeutsamen Faktor für die Angehörigenarbeit dar, sondern auch für Angehörige von Schizophreniepatient*innen (Bäuml & Pitschel-Walz, 2020) und Betroffene einer Alkoholkonsumstörung (Spohn, 2014).

EE stellen nach Zitarosa und Kolleg*innen (2012) sämtliche emotionale Reaktionen der Angehörigen im Umgang mit den Patient*innen dar. Insbesondere vor erfolgter Angehörigenarbeit sind diese EE häufig stark ausgeprägt, aufgrund eines Wissensmangels über die betreffende Störung und den damit einhergehenden, dysfunktionalen Bewältigungsstrategien für Konfliktsituationen zwischen Angehörigen und Betroffenen. In diesem Fall wird von verschiedenen Autor*innen auch der Begriff der high expressed emotions (HEE) verwendet. HEE werden definiert als «ein übermässig kritisches Verhalten, Feindseligkeit oder auch Überbehütung und überhöhtes emotionales Engagement der Angehörigen dem erkrankten Familienmitglied gegenüber.» (Zitarosa et al., 2012, S. 392).

Die Angehörigenarbeit kann zu einer willkommenen Veränderung in EE, beziehungsweise HEE führen. Bei Schizophrenie-Spektrum-Störungen zeigt die Angehörigenarbeit insbesondere eine Senkung von Kritik und emotionalem Überengagement bei den Angehörigen (Bäuml & Pitschel-Walz, 2020). Im Bereich der Alkoholkonsumstörungen wirkt Angehörigenarbeit als Mittel zur Verminderung rechthaberischer Kommentare (Spohn, 2014). Auch bei Patient*innen, welche die Diagnosekriterien einer Essstörung erfüllen, wird eine Reduktion der kritischen Stimmen der Angehörigen wahrgenommen und eine grundlegend bessere Beziehung festgestellt (Zitarosa et al., 2012).

Zusammenfassend lässt sich aus den oben aufgeführten Arbeiten schliessen, dass Angehörigenarbeit nicht nur theoretisch eine zentrale Rolle in der zwischenmenschlichen Beziehungskommunikation spielt, sondern auch praktisch zu einem erhöhten Wohlbefinden der Angehörigen und Patient*innen beiträgt (Zitarosa et al., 2012). Auch wenn weiter zurückliegende Studien die Umsetzung der Angehörigenarbeit kritisierten (Schmid et al.,2006), erscheint die Angehörigenarbeit in den letzten Jahren bei verschiedenen Autoren in einem positiven Licht, da sie sich im klinisch-psychiatrischen und psychotherapeutischen Kontext immer mehr als Interventionsmethode festigt (Lampert, 2018).

Angehörigenarbeit der PDAG

Fachstelle für Angehörige

Hauptstandort Brugg-Windisch
Areal Königsfelden

Nicole Friedrich
Virginia Ulrich

056 462 24 61
angehoerige@pdag.ch


Zum Weiterlesen

Website des Vereins Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie (NAP): https://www.angehoerige.ch/

Scherer, E. & Lampert, T. (2017). Basiswissen: Angehörige in der Psychiatrie. Psychiatrie Verlag GmbH.

Albermann, K. (2016). Wenn Kinder aus der Reihe tanzen. Psychische Entwicklungsstörungen von Kindern und Jugendlichen erkennen und behandeln. Ringier Axel Springer Schweiz AG.

Fessel, K.-S. & Kull, H. (2018). Nebeltage, Glitzertage – Kindern bipolare Störungen erklären. BALANCE Buch + Medien Verlag.

Literatur

Bäuml, J. & Pitschel-Walz, G. (2020). Psychoedukation und Angehörigenarbeit bei Schizophrenie. PSYCH up2date 2020, 14(2), 111-127. http://doi.org/10.1055/a-0748-8998

Bundesamt für Gesundheit. (2019). Psychische Störungen und Gesundheit.  https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/psychische-erkrankungen-und-gesundheit.html#-426547683

Troxler, M. (2005, 08. Dezember). Projekt Erwachsenenpsychiatrie, Teilprojekt Psychologische, Soziale und Therapeutische Dienste, Arbeit mit Angehörigen:

 Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie (NAP) – Konzepte. https://www.angehoerige.ch/informationfachleute/konzepte/

Scherer, E. (2019). Gute Angehörigenarbeit in der Behandlung. ich du wir Ein Magazin für psychiatrisch Tätige, 2019-1, 12. https://www.angehoerige.ch/fileadmin/angehoerige/pdf/informationen_fachleute/Fachmagazin/2019_1.pdf

Scherer, E. (2020). In eigener Sache – Angehörigenberatungsstellen. ich du wir Ein Magazin für psychiatrisch Tätige, 2020-1, 9–10. https://www.angehoerige.ch/fileadmin/angehoerige/pdf/informationen_fachleute/Fachmagazin/2020_1_web_compressed.pdf

Lampert, T. (2018). Gemeinsam den Herausforderungen begegnen – Angehörige in der Psychiatrie. Netzwerk Angehörigenarbeit Psychiatrie (NAP). http://www.angehoerige.ch/fileadmin/angehoerige/pdf/informationen_fachleute/referate/andere_tagungen/Patientenkongress_2018_Bern_Thomas_Lampert.pdf

Schmid, R., Spiessl, H. & Klein, H. E. (2006). «Theorie und Praxis» der Angehörigenarbeit auf allgemein psychiatrischen Stationen. Krankenhauspsychiatrie. 17 (4), 139-142. http://doi.org/10.1055/s-2006-944293

Spohn, A. (2014). Komorbidität in der Angehörigenarbeit. SuchtMagazin, 40(1), 42-44. http://doi.org/10.5169/seals-800088

Weibel, F. (2019). Gute Angehörigenarbeit – Die Sicht einer Angehörigen. ich du wir Ein Magazin für psychiatrisch Tätige, 2019-1, 9–10. https://www.angehoerige.ch/fileadmin/angehoerige/pdf/informationen_fachleute/Fachmagazin/2019_1.pdf

Zitarosa, D., de Zwaan, M., Pfeffer, M. & Graap, H. (2012). Angehörigenarbeit bei essgestörten Patientinnen. PPmP-Psychotherapie, Psychosomatik, Medizinische Psychologie, 62(9/10), 390-399. http://dx.doi.org/10.1055/s-0032-1316335