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Beiträge aus der Kategorie ‘Berichte’

«Was gibt es nach dem Studium für mich?»

Ehemalige Psychologie-Studierende, die heute in ihrem psychologischen Beruf fest etabliert sind, teilen ihren Werdegang-Erfahrungen mit UZH-Studierenden

Mit einer Grosszahl an Richtungen in der Psychologie, fällt es vielen nach dem Studium schwer, sich für eine bestimmte Richtung zu entscheiden. Vier etablierte Fachpsycholog*innen teilen den Weg, den sie gegangen sind, um zu ihrem heutigen erfolgreichen Berufsstand zu kommen.

Von Engji Blickensdorfer
Lektoriert von Isabelle Bartholomä und Anja Blaser

Als bald-absolvierende Psychologie-Studentin werde ich oft mit der grossen Frage konfrontiert: «Was machst du denn nach deinem Master-Studium?». Anders als viele meiner Kommiliton*innen hatte ich lange keine klare Epiphanie dazu, als was ich arbeiten möchte. Besonders in der Psychologie sehe ich eine Myriade an Richtungen, wo ich mich nach meinem Studium hineinbewegen könnte. Möchte ich in der Forschung arbeiten oder als Coach, vielleicht als Schulpsychologin, als Paartherapeutin oder gar als Sexualtherapeutin? Während meiner Recherche für diesen Artikel hatte ich einen klaren Gedanken: «Ich bin bestimmt nicht die einzige Person, die sich mit diesem Thema auseinandersetzt. Es muss doch andere gegeben haben, die sich gegenüber der unbekannten Zukunft unsicher gefühlt haben, es jedoch trotzdem geschafft haben, für sich etwas Passendes zu finden». So wandte ich mich mit dieser Idee an Expert*innen in der Schweiz, die es aus der gleichen Position als ehemalige Psychologie-Studierende herausgeschafft haben, sich als Fachpersonen in der Psychologie zu etablieren. Ich war genauso gespannt wie Du, ihre Antworten zu unseren Fragen zu lesen. Ein grosses Dankeschön geht an die vier Expert*innen, die eine grosse Bereitschaft und Offenheit bei der Beantwortung der Fragen zeigten.

Beginnend mit einer Lehre an der damals grössten Schweizer Bank gewann Herr Weber grosses Wissen und Erfahrung, später brachte ihn sein Leben aber zu einem Psychologie-Studium. Er entschied sich bei einer Akutstation als Psychologe zu arbeiten, wodurch er praktische Einsicht in verschiedene Störungsbilder und Therapiemethoden gewann. Er absolvierte ebenfalls weitere Ausbildungen und machte eine Ausbildung zum Supervisor. Herr Weber führt heute zwei eigene Praxen in Winterthur und Illnau.

Thomas Weber, lic. Phil.

Eidg. Anerkannter Psychotherapeut

Fachpsychologe für Psychotherapie FSP

https://www.praxisweber.ch/

1) Wussten Sie schon immer, dass Sie in der Psychologie arbeiten würden?

Nein, ich habe zunächst eine kaufmännische Ausbildung absolviert und arbeitete bei verschiedenen Bankinstituten. Erst da habe ich gespürt, dass ich gerne in ein soziales Berufsfeld wechseln möchte. Ich habe damals schon rasch die Stimmungen und Gefühle anderer Personen wahrgenommen und mich für deren Innenleben interessiert. Erst da fasste ich den Entscheid, die Erwachsenenmatur zu absolvieren. Danach war ich mir nach wie vor nicht sicher, ob ich Psychologie oder Veterinärmedizin studieren soll. Nach einem Praktikum bei einem Tierarzt war mir dann aber klar, dass dies nicht meinen Vorstellungen und Erwartungen entsprach. Also begann ich mit dem Psychologiestudium. Da ich mir die Option, später einmal psychotherapeutisch tätig zu sein, offenhalten wollte, belegte ich als erstes Nebenfach Psychopathologie des Erwachsenenalters und im zweiten Nebenfach Neuropsychologie. Nach dem Grundstudium wählte ich dann als Hauptrichtung Sozialpsychologie, da mich vor allem die Gesundheitsprävention interessierte.


2) Gab es einen Moment in Ihrem Leben, in dem Sie genau wussten als was Sie arbeiten möchten? Was war dieser Moment?

Ja, in meinem ersten Praktikum innerhalb des Psychologiestudiums als ich auf einer Akutstation in der Psychiatrie gearbeitet habe. Es gab bestimmte Momente im Kontakt mit Patient*innen bei denen ich spürte: That’s it. Das liegt mir, das kann ich, es fühlt sich nicht anstrengend an, es passiert einfach.

3) Was ist Ihre grösste Unsicherheit betreffend einer Arbeitsstelle in der Psychologie gewesen?

Freunde von mir verstanden nicht so recht, weshalb ich einen sehr gut bezahlten Job bei einer Bank freiwillig aufgeben wollte, um in ein wirtschaftlich eher weniger attraktives Berufsfeld zu wechseln. Festanstellungen als Psychologe in einer Klinik waren rar, ich fragte mich deshalb oft, ob ich davon wirklich einmal eine Familie ernähren könnte oder eine Stelle finden würde.

4) Was ist Ihrer Meinung nach das Schönste an dem Beruf, den Sie ausüben?

Ganz klar die Begegnungen mit Menschen. Es gibt wohl in wenigen anderen Berufen die Möglichkeit, verschiedenen Menschen emotional so nahe zu sein und sich mit ihnen verbunden zu fühlen. Im Moment der Verbundenheit lebt man ganz im Augenblick, alles rundherum erscheint unwichtig. Es fühlt sich alles leicht an.

5) Aus Ihrer jetzigen Perspektive, was würden Sie Ihrem jüngeren Ich (was gerade das Psychologie-Studium absolviert) als Rat mitgeben?

Auch wenn du nicht weisst, wo dein Weg hinführt und wo er enden wird, folge deinem inneren Kompass. Es lohnt sich, einen längeren Ausbildungsweg auf sich zu nehmen, um dorthin zu gelangen, wo man sich zu Hause fühlt.

Vor 20 Jahren absolvierte Herr Scherrer seine Psychologie-Ausbildung, gefolgt von einer Weiterbildung zum klinischen Psychotherapeuten, Fortbildung zum Coach, Fortbildung zum Outdoor-Training, alles kombiniert mit einer mehrjährigen klinischen Tätigkeit. Herr Scherrer hat Erfahrung als Dozent und Supervisor an der Universität Basel, ebenfalls als Dozent in Hypnosesystemischen Coaching in Zürich, und ist oftmals als Gastdozent unterwegs.

Stephan Scherrer, lic. Phil.

Psychologe, Coach, Supervisor,

Eidg. Anerkannter Psychotherapeut,

Dozent in Coaching und Psychotherapie, Team- und Organisationsentwickler

https://www.stephanscherrer.ch

1) Wussten Sie schon immer, dass Sie in der Psychologie arbeiten würden?

Nein, das wusste ich nicht! Ich hatte mich in der Jugend für Psychologie zu interessieren begonnen und habe erste Bücher dazu gelesen. Philosophie war mein Lieblingsfach im Gymnasium. Psychologie wurde zu meiner Zeit im Gymi noch nicht gelehrt. Aber Psychologie ist ja aus der Philosophie entstanden und die Fragestellungen übers Leben waren für mich wichtig, mehr noch als Antworten. Ich erinnere mich, dass es mir als Jugendlicher in den Pfadi-Lagern ein Anliegen war, dass Kolleg*innen Vertrauen in mich gewinnen und sich mir gegenüber öffnen konnten, wenn sie Sorgen hatten. Aus heutiger Sicht irgendwie amüsant. Offenbar war da bereits der Psychotherapeut in mir angelegt.  

2) Gab es einen Moment in Ihrem Leben, in dem Sie genau wussten als was Sie arbeiten möchten? Was war dieser Moment?

Ich glaube, ich habe ein genuines Interesse am Menschen und am Menschsein. Psychotherapeut zu werden war früh angelegt, das geht bis in die Jugend zurück. Zuerst dachte ich, dieser Weg geht über die Medizin und Psychiatrie. Entsprechend hatte ich mit Medizin in Fribourg begonnen. Rasch war mir klar, dass Naturwissenschaften nicht mein Hauptinteresse waren und ich aufgrund des vielen Auswendiglernens keine Zeit mehr hatte, mich dem wirklich Wichtigen, meinen Fragen übers Menschsein zu widmen. So hatte ich nach schwierigen zwei Jahren entschieden, auf Psychologie zu wechseln und an der Universität Zürich mit dem Studium begonnen. 

3) Was ist Ihre grösste Unsicherheit betreffend einer Arbeitsstelle in der Psychologie gewesen?

Die Bedingungen als Psychologe im medizinischen Umfeld, sprich in Kliniken, waren für mich stets sehr unbefriedigend gewesen. Ich war unsicher, ob dies der Weg für mich war und habe immer wieder grosse Zweifel an der Weiterbildung zum Psychotherapeuten gehegt. Diese Unsicherheiten waren nicht inhaltlicher Natur, sondern aufgrund der Kontextbedingungen entstanden. Ich konnte es lange nicht akzeptieren, dass der Berufsstand wichtiger war als das sachliche Verständnis. Erst mit der Zeit lernte ich die gesellschaftliche Dimension zu akzeptieren, dass Medizin per se zu mehr Gestaltungsmöglichkeiten im klinischen Kontext berechtigt wie Psychologie. Mittlerweile sehe ich Psychologie als weites Feld mit deutlich mehr Möglichkeiten in der Berufsgestaltung. Für mich bedeutet Psychologie eine gewisse Sicht auf die Welt und das Menschsein, welche multidimensionale, pluralistische, differenzierte und vor allem authentische Arten des Denkens, Fühlens und Spürens beinhaltet. So gesehen tut Psychologie der heutigen Welt sicherlich gut!

4) Was ist Ihrer Meinung nach das Schönste an dem Beruf, den Sie ausüben?

Die Vielschichtigkeit meiner Arbeit mit Einzelpersonen, Paaren, Gruppen, Teams und Organisationen, die nie endende Komplexität der Themenfelder und das stete Lernen und Entwickeln meiner eigenen Person machen den Beruf unglaublich spannend, vielseitig und sinnstiftend. Ich lerne jeden Tag dazu, und es ist ein Glück, Menschen in ihrer Entwicklung ein Stück weit begleiten zu dürfen.

5) Aus Ihrer jetzigen Perspektive, was würden Sie Ihrem jüngeren Ich (was gerade das Psychologie Studium absolviert) als Rat mitgeben?

Sei mutig und gehe deinen Weg. Was auch immer die Älteren raten und vor dir getan haben. Lerne daraus, erkenne es an, wage Neues und gehe unkonventionelle Wege. Ich denke, wir brauchen Menschen, die Neues denken und über Bisheriges hinausgehen. Und last but not least, gehe dorthin, wohin es dich zieht, auch wenn in dir oder von anderen Zweifel gesät werden. Die Welt ist nur vorwärts interessant und was das Vorwärts bietet, wird erst beim Gehen klar. Ich hoffe, ich habe mein jüngeres Ich nicht zu sehr beansprucht mit diesen Ratschlägen. Ich bin sicher, es wird genau das tun, was es für richtig hält.

Nach ihrem Psychologie-Studium arbeitete Frau Dr. Kager mit AIDS-Erkrankten und dann als Psychotherapeutin von jungen Drogen-Konsument*innen. Sie bildete sich in systemischer und psychoanalytischer Therapie aus. Als 30jährige Psychologin wurde ihr Abteilungsleitung der offenen Akutabteilung und Psychotherapieabteilung der Psychiatrischen Klinik Schlössli Oetwil am See anvertraut. 1994 eröffnet Frau Dr. Kager ihre erste eigene Praxis in Zürich, wo sie bis heute die Systemische Therapie mit Psychoanalyse kombiniert. Ebenfalls doziert Frau Dr. Kager an Schweizer Fachhochschulen.


Dr. phil. Andrea Kager

Eidg. anerkannte Psychotherapeutin

Fachpsychologin für Klinische Psychologie und Psychotherapie FSP

1) Wussten Sie immer, dass Sie in der Psychologie arbeiten würden?

Das Psychologie-Studium hat mich immer interessiert, stand anfänglich aber in starker Konkurrenz zu meinem Germanistik- und Philosophie-Studium. Als ich in den 80er Jahren in Österreich studierte, konnte man unter bestimmten Bedingungen noch ein Doppelstudium absolvieren. Dies ermöglichte mir die Kombination von zwei  Studien, die ich als sehr bereichernd empfand. Mein ursprüngliches Hauptinteresse galt der Literatur. Gute Literatur hat immer mit dem Menschen und damit auch mit Psychologie zu tun. Psychologie und Literatur ergänzten sich daher für mich sehr gut. Diese Synergien konnte ich auch in meiner Dissertation «Imagination – ein Phänomen und seine Bedeutung» nutzen.

2) Gab es einen Moment in Ihrem Leben, in dem Sie genau wussten als was Sie arbeiten möchten? Was war dieser Moment?

Entscheidend für meine Berufswahl war ein Praktikum in der psychosomatischen Klinik Grönenbach in Deutschland. Es war im Sommer 1986, der Sommer, in dem sich das Reaktorunglück Tschernobyl ereignete. Beides hat tiefe Eindrücke hinterlassen. Es gab auf einmal eine Zeitrechnung vor und nach Tschernobyl. Der gesamtheitliche Ansatz der Klinik und die Möglichkeiten, die mir als Praktikantin geboten wurden, haben mich in meiner Berufswahl als Klinische Psychologin und Psychotherapeutin sehr beeinflusst. Ich habe zu diesem Zeitpunkt bereits meine erste psychotherapeutische Ausbildung in Gesprächspsychotherapie und Focusing gemacht und mein Ziel war es, nach dem Studium als Psychotherapeutin in einer Klinik arbeiten zu können.

3) Was ist Ihre grösste Unsicherheit betreffend einer Arbeitsstelle in der Psychologie gewesen?

Die grösste Unsicherheit und Belastung war die berufspolitische Situation in der Praxis. Da ich nur in einem sehr geringen Ausmass im Delegationsmodel arbeiten wollte, war ich auf Patient*innen angewiesen, die entweder eine Zusatzversicherung hatten oder privat die Psychotherapie bezahlen konnten. Dies war zwar zu jeder Zeit meiner beruflichen Laufbahn möglich, ich hätte es mir jedoch anders gewünscht. Leider ist auch die aktuelle Situation, in der Psychotherapeut*innen neu im Anordnungsmodell und somit über die Grundversicherung abrechnen können, nicht zufriedenstellend.

4) Was ist Ihrer Meinung nach das Schönste an dem Beruf, den Sie ausüben?

Das Schönste ist nach wie vor der Reichtum und die Vielfalt meiner beruflichen Tätigkeit. Ich bin immer neugierig auf meine Patient*innen und Paare und immer wieder berührt von der Tiefe und der Authentizität der Begegnungen. Ich habe sehr viel von meinen Patient*innen gelernt und lerne nie aus. Ich als Psychotherapeutin werde, je älter ich werde, durch meine berufliche und Lebenserfahrung immer erfahrener und damit entspannter. Das ist ein sehr schöner Nebeneffekt.

Es ist die Zeit der Ernte. Ich schreibe viel, gebe Interviews, habe mich die letzten 12 Jahre im Rahmen der «Cinépassion» intensiv mit dem Thema Psychoanalyse und Film auseinandergesetzt und freue mich über immer wieder neue berufliche Herausforderungen.

5) Aus Ihrer jetzigen Perspektive, was würden Sie Ihrem jüngeren Ich (was gerade das Psychologie Studium absolviert) als Rat mitgeben?

Meinem jüngeren Ich, das gerade Psychologie studiert, würde ich raten, sich in der Vielfalt der beruflichen Möglichkeiten, die das Psychologiestudium bietet, das Gebiet zu wählen, das sowohl Entwicklungsmöglichkeiten bietet als auch den persönlichen Interessen entspricht. Dort würde ich mich dann optimal ausbilden und immer wieder über den «Tellerrand» der jeweiligen Disziplin hinausschauen und mich mit anderen Themen verbinden. Das habe ich persönlich als bereichernd empfunden. Wichtig ist dabei auch eine gewisse Leidenschaft.

Nach mehreren seiner Aus- und Weiterbildungen eröffnete Herr Schiller-Stutz in Dietlikon eine Gemeinschaftspraxis zur Mobbingberatung. Er wurde später zum Mitbegründer der «Gesellschaft gegen psychosozialen Stress am Arbeitsplatz». Herr Schiller-Stutz leistete eine sehr grosse Arbeit zur Enttabuisierung des Begriffs «Mobbing am Arbeitsplatz» in der Schweiz, beriet bei der Schweizer Mobbingstudie des Staatssekretariats für Wirtschaft Seco im Jahr 2002, und spricht seitdem oftmals in Tagespresse, TV, Fachzeitschriften und in eigenen Bücher über das Thema Mobbing.

Klaus Schiller-Stutz, lic. phil. I

Eidgenössisch anerkannter Psychotherapeut

Fachpsychologe für Klinische Psychologie und Psychotherapie FSP

https://schiller-stutz.ch/

1) Wussten Sie immer, dass Sie in der Psychologie arbeiten würden?


Durch die beruflichen Tätigkeiten meiner Eltern im Gesundheitswesen (Vater war Arzt; Mutter war medizinisch-technische Assistentin) und den Austausch darüber wollte ich seit meiner Jugend via Medizinstudium Psychiater / Psychotherapeut werden. Den Studienplatz in Psychologie erhielt ich 1975 durch das Schweizer Konsulat in München. Das Psychologiestudium an der Uni Zürich hat mich jedoch derart fasziniert hat, dass ich 1978 mein zwischenzeitlich begonnenes Medizinstudium in München definitiv abgebrochen und aufgegeben habe. Grund: Das Medizinstudium lieferte mir zu wenig Antworten auf meine Fragen über die Entwicklung eines Menschen und die zwischenmenschlichen Dynamiken.

2) Gab es einen Moment in Ihrem Leben, in dem Sie genau wussten als was Sie arbeiten möchten? Was war dieser Moment? 


Meine Motivation für eine (Blind-)Bewerbung als Gruppenleiter in einem Jugendheim in der Schweiz wurde massgebend durch ein sehr gestaltungsfreudiges, kreatives Heimleiterehepaar eines Altersheims ausgelöst, in welchem meine Grossmutter einige Jahre bis zu ihrem Tod mit sehr schönen Erfahrungen gelebt hat.

3) Was ist Ihre grösste Unsicherheit betreffend einer Arbeitsstelle in der Psychologie gewesen?


Die Vielschichtigkeit der menschlichen Psyche sowie der Strukturen, Abläufe und Organisation in Betrieben hat mich für eine Bildung von Netzwerken und Vereinen motiviert, um den (Erfahrungs-)Austausch mit KollegInnen aus dem psychologischen, medizinischen, sozialen, pädagogischen, juristischen und Sozialversicherungsfachbereich und der Wirtschaft (z.B. www.BGMnetz.ch ) zu pflegen und fördern.

4) Was ist Ihrer Meinung nach das Schönste an dem Beruf, den Sie ausüben?


Menschen (einzelne Personen, Paare, Familien, Teams, Organisationen, Betriebe) mit systemisch- und ressourcenorientierter Analyse / Klärung zu begleiten und, einen Beitrag zur Förderung ihrer Lebensqualität / Lösung von Problemen / Konflikten zu erarbeiten und / oder sie beim Verarbeiten traumatisierender Ereignisse zu unterstützen.

5) Aus Ihrer jetzigen Perspektive, was würden Sie Ihrem jüngeren Ich (was gerade das Psychologie Studium absolviert) als Rat mitgeben?


Hinschauen, zuhören, benennen sowie offen sein für Austausch und Vernetzung mit Fachpersonen aus anderen Fachbereichen (wie z.B. Medizin, Sozialwesen, Rechtswissenschaften, Wirtschaft) erachte ich als sehr hilfreich und entlastend.

Aussichten nach dem Psychologiestudium

Eine Umfrage zu Zukunftsplänen von Studierenden

Wie stark befassen sich Psychologiestudierende mit ihrer Zukunft? Was für Gefühle löst diese Auseinandersetzung in ihnen aus? Eine Zusammenfassung verschiedener Impressionen aus einer kurzen Umfrage rund um die Zukunftspläne von Psychologiestudierenden.

Von Norzin Bhusetshang
Lektoriert von Berit Barthelmes und Anja Blaser
Illustriert von Svenja Rangosch

«Die Zukunft ist eine undankbare Person, die grad‘ nur die quält, die sich recht sorgsam um sie bekümmern.»

Johann Nepomuk Nestroy, Die beiden Herren Söhne, 1845, Dritter Akt: Dritte Szene

Dieses Zitat spiegelt meine in Teilen zynischen Gedanken wider, die mir durch den Kopf schwirren, während ich mir einmal mehr (zu viele?) Sorgen um meine berufliche Zukunft mache. Die Anzahl spannender Möglichkeiten nach dem Psychologiestudium ist enorm. Für welchen Weg bin ich geeignet? Wo passe ich hin? Ja, manchmal scheint es tatsächlich einfacher, sich nicht um die Zukunft zu bekümmern. Doch wie ergeht es meinen Mitstudierenden? Um diese Frage zu beantworten und verschiedene Impressionen einzufangen, führte ich eine kurze Umfrage rund um die Zukunftspläne von Psychologiestudierenden durch.

An dieser Umfrage nahmen insgesamt 30 Psychologiestudierende teil – davon zwei aus dem Propädeutikum, vier aus dem Bachelor und 24 aus dem Master. Alter und Geschlecht wurden nicht abgefragt. Direkt vor dem Psychologiestudium haben 17 Teilnehmende die Matura im Gymnasium bzw. das Abitur in Deutschland gemacht. Acht Teilnehmende kommen hingegen aus einem Beruf und haben zuvor eine Lehre oder eine andere Ausbildung abgeschlossen. Fünf Teilnehmende haben mit einem anderen Studium begonnen und dann zur Psychologie gewechselt. Es lässt sich demnach ein recht breit gefächertes Vorerfahrungsspektrum feststellen.

Wissen Psychologiestudierende bereits, was sie in Zukunft tun/werden wollen?

Die erste der beiden Hauptfragen befasste sich damit, ob und wie sehr sich die Psychologiestudierenden bereits mit ihrer Zukunft auseinandergesetzt und ob sie sich schon für einen Weg entschieden haben. Die Antworten der zwei Studierenden aus dem Propädeutikum waren inhaltlich ähnlich. Beide haben gewisse Ideen, welcher Bereich oder welches Feld sie interessieren könnte, wollen jedoch zuerst einmal die Propädeutikumsprüfungen bestehen, bevor sie sich weiter mit ihren Zukunftsplänen auseinandersetzen.

Bei den vier Bachelorstudierenden finden sich schon spezifischere Berufsideen, die sich über die Bereiche Psychotherapie, Coaching und Beratung sowie Forschung erstrecken. Es scheint, dass sie sich schon stärker mit dem Thema auseinandergesetzt haben, sich jedoch noch nicht festlegen wollen, bis sie mehr Erfahrung sowohl im weiteren Verlauf des Studiums als auch mit verschiedenen Praktika gesammelt haben.

Für die 24 Masterstudierenden fallen die Antworten unterschiedlicher aus. Es gibt einige, deren Zukunftspläne noch unsicher sind oder die sogar etwas ganz anderes tun möchten, das nicht mit dem Psychologiestudium zusammenhängt. Manche haben eine oder mehrere spezifische Berufsideen, haben sich aber nicht festgelegt und wollen sich mit der Entscheidung noch etwas Zeit lassen. Andere haben genaue Ideen, wie ihre nächsten Jahre aussehen sollen und wo sie am Ende arbeiten möchten. Wieder andere haben sich für einen Beruf entschieden und zum Teil auch bereits Anstellungen in Aussicht. Die Berufsziele der Masterstudierenden, die einer psychologischen Tätigkeit nachgehen wollen, decken unterschiedlichste Bereiche ab. So wollen die meisten im klinischen Bereich und in verschiedenen Psychotherapierichtungen arbeiten. Es gibt jedoch auch fünf Studierende, die später doktorieren und in die Forschung gehen möchten und sechs Studierende, die Berufsziele im Bereich der Arbeits- und Organisationspsychologie nennen.

Anlaufstellen zur beruflichen Zukunftsgestaltung der UZH

Für alle, die Unterstützung bei ihrer beruflichen Zukunftsgestaltung wünschen oder nach weiteren Informationen suchen, stehen die Career Services der UZH zur Verfügung. Auf ihrer Website (www.careerservices.uzh.ch) gibt es unter anderem verschiedene Ratgeber, ein Jobportal (www.uzhcareer.ch) und hilfreiche Informationen. Ausserdem bieten die Career Services Beratungen, Workshops und Veranstaltungen an.

Die Career Services organisieren ausserdem den UZH JobHub (www.uzhcareer.ch/de/uzh-jobhub), eine Rekrutierungsmesse, bei der sich verschiedenen Berufsanbietern und Jobsuchenden die Möglichkeit zum Austausch und Kennenlernen bietet. Der nächste UZH JobHub findet vom 13. bis 17. März 2023 statt.

Weitere Anlaufstellen zur beruflichen Zukunftsgestaltung

Wie geht es Psychologiestudierenden, wenn sie an ihre Zukunft denken?

Die zweite der beiden Hauptfragen beschäftigte sich mit dem Gemütszustand der Psychologiestudierenden beim Nachdenken über ihre Zukunft, und den Gefühlen, welche die Auseinandersetzung mit diesem Thema in ihnen auslöst. Bei den beiden Studierenden im Propädeutikum war zum Zeitpunkt der Umfrage eine verstärkte Beschäftigung mit den Prüfungen spürbar. Ausserdem wurden Sorge und Nervosität gegenüber den Ergebnissen, Selbstzweifel und Überforderung geäussert. Doch auch Neugierde und (Vor-)Freude für den psychologischen Tätigkeitsbereich, dem sie mit grossem Interesse begegnen.

Die Bachelorstudierenden berichten ebenfalls von (Vor-)Freude gegenüber ihrer Zukunft und ihrer Weiterentwicklung im Beruf. Sie formulieren jedoch auch Sorgen, Selbstzweifel und Ängste, da sie zum Beispiel nicht genau wissen, welche Möglichkeiten ihnen später zur Verfügung stehen. Weiter fühlen sie sich durch das Studium (noch) nicht genug auf die Arbeit vorbereitet und fragen sich teilweise, ob sie für die verschiedenen Berufe überhaupt geeignet wären.

Diese Befürchtungen – vielleicht doch die falsche Wahl getroffen zu haben oder nicht geeignet zu sein – finden sich zum Teil auch noch bei den Masterstudierenden, wobei der Gedanke hinzukommt, den Herausforderungen nicht gewachsen zu sein und sowohl sich selbst als auch Patient*innen/Klient*innen zu enttäuschen. Ausserdem drehen sich ihre Ängste häufiger darum, ob sie eine Anstellung finden werden, und diese Gefühle scheinen stärker zu werden, je näher das Ende des Studiums heranrückt. Eine weitere Sorge, die genannt wurde, ist der lange, teure und zum Teil nicht gut abgesicherte oder vergütete Aus- bzw. Weiterbildungsweg bis zum vollen Berufseinstieg. Wenn die Masterstudierenden jedoch an die Ausübung des Berufs denken, überwiegen Vorfreude, Hoffnung und Entschlossenheit. In diesen Momenten sehen sie den Weg als Herausforderung, für den es sich lohnt, hart zu arbeiten, um am Ende ihr Ziel zu erreichen.

Ambivalente Gefühle gegenüber unserer Zukunft

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mehr Masterstudierende als Bachelorstudierende an der Umfrage teilgenommen haben, was daran liegen könnte, dass sie sich bereits mehr mit dem Thema Zukunftspläne auseinandergesetzt haben und deshalb mehr Interesse daran zeigen. Zur Frage nach ihren Zukunftsplänen antworteten die Studierenden im Propädeutikum, dass sie dieses erst mal bestehen möchten, bevor sie sich mehr Gedanken zur Zukunft machen. Die Bachelorstudierenden haben schon genauere Ideen, warten jedoch noch damit, sich festzulegen. Bei den Masterstudierenden zeigt sich ein breiter gefächertes Bild, bei dem einige bereits spezifische Vorstellungen und zum Teil auch schon Stellen haben und andere noch unsicher sind oder sogar etwas von der Psychologie Unabhängiges tun möchten. Bei der Frage nach dem Gemütszustand berichteten die Psychologiestudierenden sowohl Vorfreude, Hoffnung und Neugier als auch Sorgen, Ängste und Unsicherheiten, wenn sie an ihre Zukunft denken. Dabei scheint es, als würden für die Teilnehmenden mit genaueren Plänen die positiven Emotionen die negativen überwiegen, auch wenn dennoch meist beides berichtet wurde.

Es war unglaublich interessant, die Antworten meiner Mitstudierenden zu lesen und von ihren vielseitigen Zukunftsplänen zu erfahren. Ich war überrascht, wie ähnlich die Antworten auf die Frage nach den Emotionen ausgefallen sind und wie viele im Verlauf ihres Studiums dieselben Erfahrungen erleben. Dies löste bei mir ein Gefühl der Verbundenheit mit meinen Mitstudierenden aus; es scheint, als würden wir alle diese Ambivalenz gegenüber unserer Zukunft kennen. Wir machen uns dieselben Sorgen und haben die gleichen Unsicherheiten und Ängste – doch wir sind auch neugierig und gespannt auf alles, was wir in Zukunft noch lernen werden und freuen uns bereits auf die Ausübung unserer jeweiligen Berufsideen. Die Hoffnung, unseren Weg und einen passenden Platz zu finden, treibt uns weiter an.


Zum Weiterlesen

Den Boer, L., Klimstra, T. A., & Denissen, J. J. A. (2021). Associations between the identity domains of future plans and education, and the role of a major curricular internship on identity formation processes. Journal of Adolescence, 88, 107–119. https://doi.org/10.1016/j.adolescence.2021.02.005

Ebner, K., Soucek, R., & Selenko, E. (2021). Perceived quality of internships and employability perceptions: The mediating role of career-entry worries. Education + Training, 63(4), 579–596. https://doi.org/10.1108/ET-02-2020-0037

Literatur

Den Boer, L., Klimstra, T. A., & Denissen, J. J. A. (2021). Associations between the identity domains of future plans and education, and the role of a major curricular internship on identity formation processes. Journal of Adolescence, 88, 107–119. https://doi.org/10.1016/j.adolescence.2021.02.005

Ebner, K., Soucek, R., & Selenko, E. (2021). Perceived quality of internships and employability perceptions: The mediating role of career-entry worries. Education + Training, 63(4), 579–596. https://doi.org/10.1108/ET-02-2020-0037

Depression und Suizidalität – die Erfahrungen von Angehörigen

Über Gedanken, Gefühle und Herausforderungen im Alltag mit einem von Depression und Suizidalität betroffenen Vater.

15 von 1000 Todesfällen in der Schweiz sind Suizide. 9% der Schweizer*innen leiden an Depressionen (Bundesamt für Statistik, o.J.a, o.J.b). Davon betroffen sind auch Angehörige; zwei davon erzählen von ihren individuellen Gedanken, Ängsten und Wünschen und hoffen, damit zur Enttabuisierung der beiden Themen beizutragen.

Von Student*innen des Vereins Mindful[L] der UZH
Lektoriert von Natalie Birnbaum und Isabelle Bartholomä

Nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das Leben der Angehörigen von psychisch erkrankten Menschen wird durch diese Erkrankungen stark beeinträchtigt. Es ist besonders wichtig,dass diese Menschen nicht vergessen werden, sondern dass ihnen Unterstützung angeboten und ihren Herausforderungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Auch Angehörige sollen Hilfe bekommen und diese vor allem auch in Anspruch nehmen. (Weiterführende Informationen finden sich in der Infobox.)

Die im Folgenden dargestellten Erfahrungsberichte sind sehr individuell und sollten keinesfalls als Generalisierung für alle Betroffenen und deren Angehörige dienen. Sie sollen vielmehr einen tiefen und ehrlichen Einblick in das Erleben von Angehörigen geben.

Mehr Raum für Angehörige

Meine Jugend war stark durch die Depression meines Vaters geprägt.

Diese hat viel Raum in unserer Familie und somit auch in meinem Leben eingenommen. Es war ein sich ständig wiederholendes Auf und Ab, zu dem leider auch mehrere Suizidversuche gehörten. Der Gedanke, dass der eigene Vater nicht mehr weiterleben möchte, war hart und bei jedem weiteren Suizidversuch wurde ich schwächer, irgendwie auch wütender und ungeduldiger. Dass er dazu bereit gewesen wäre, uns mit diesem Schmerz alleine zurückzulassen, hat mich sehr verletzt und auch enttäuscht.

Die ständige Angst, es könnte wieder passieren, hat mich und mein Verhalten stark geprägt. Unbewusst habe ich mir angewöhnt, wie auf Eierschalen zu laufen. Damit wollte ich verhindern, ihn mit meinen Handlungen noch zusätzlich zu belasten oder in irgendeiner Art zu triggern. Letzteres beschreibt das Auslösen einer starken emotionalen (hauptsächlich negativen) Reaktion durch einen äusseren Einfluss (hier: meine Handlung). Diese Neigung trage ich auch heute noch in mir. Ich habe eine Erwartungshaltung entwickelt, aufgrund derer mein Herz bei jedem Anruf meiner Mutter schneller zu schlagen begann, weil ich immer das Schlimmste befürchtete. Und auch heute geschieht mir das noch ab und zu. Die Angst, es könnte wieder von vorne beginnen, begleitet mich weiterhin in meinem Leben.

Jede*r Angehörige reagiert, fühlt und verhält sich anders. Dabei gibt es kaum ein Richtig oder Falsch. Einigen Angehörigen geht es wie mir: Oft dachte ich, dass ich selbst nicht leiden und klagen darf, weil ich meinem Vater helfen und für ihn stark sein musste und dies auch selber unbedingt wollte. Dabei rückte meine eigene Belastung oft in den Hintergrund.

Was wir euch mit auf den Weg geben möchten

Bitte verwendet bei diesem Thema nicht die Begriffe Selbstmord oder Freitod, denn dies kann für Betroffene sehr verletzend sein. Selbstmord ist ein veralteter Begriff, welcher als Beurteilung der Tat verstanden wird und einen kriminellen Akt beschreibt. Der Begriff Freitod deutet auf eine selbstbestimmte Tat hin und somit auf eine freie Entscheidung. Dies ist es keinesfalls, denn suizidgefährdete Menschen befinden sich in einer Notlage, in einem Zustand extremen Leidens, aus welchem sie sich befreien wollen. Als eine freie Entscheidung kann das nicht verstanden werden (Suizidprävention Kanton Zürich, o.J.).
Die Mehrheit aller Suizidhandlungen sind Impulshandlungen, da der momentane seelische Schmerz nicht ausgehalten werden kann.
Suizidabsichten konnten bei 68 – 80 Prozent der Patient*innen in weniger als 2 Tagen; bei 90 – 99 Prozent in weniger als 10 Tagen in der Klinik behandelt werden (Bronisch & Hegerl, 2011).

Ich wünsche mir, dass das Bewusstsein für die Herausforderungen, mit denen die Angehörigen von psychisch erkrankten Menschen zu kämpfen haben, in unserer Gesellschaft mehr Platz findet und vor allem auch bei den Betroffenen selbst vorhanden ist. Es ist völlig in Ordnung, manchmal nicht mehr weiter zu wissen und es ist akzeptabel und sogar ausserordentlich wichtig, sich auch mal zurückzuziehen, auf sich selbst zu achten und bei Bedarf Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Mein Alltag als Suizidhinterbliebene*r

Im Alltag wird man oft mit der Frage nach seinen Eltern konfrontiert. Wenn ich sage, dass mein Papa nicht mehr lebt, kommt manchmal die Frage auf, warum man im Alter von 23 Jahren keinen Vater mehr hat. Darauf antworte ich immer ehrlich, dass er sich suizidiert hat. Oft merke ich dann schnell, dass es doch niemand so genau wissen möchte. Trotzdem antworte ich so, weil ich die Stigmatisierung und das Tabu satt bin und mit der Reaktion der Personen umgehen kann. Es ist mir egal, wie sich die andere Person mit meiner Antwort fühlt, denn ich fühle mich auch nicht gut mit der Tatsache, dass sich Menschen das Leben nehmen. Dies ist aber leider die Realität. Weisst du, wie viele Personen sich das Leben in der Schweiz nehmen? Jährlich sind es etwa 1000 Personen (Bundesamt für Statistik, 2021), assistierte Suizide sind davon ausgeschlossen. Gemäss einer schweizerischen Gesundheitsbefragung kam es im Jahr 2017 zu 33´000 Suizidversuchen. Es wird von einer grossen Dunkelziffer ausgegangen (Peter & Tuch, 2019). Weiter nimmt man an, dass zwischen 18-40% der Bevölkerung im Laufe des Lebens Suizidgedanken haben (Suizidprävention Kanton Zürich, o.J.). Als Reaktion auf meine Geschichte wird mir überraschend oft entgegnet, dass mein Gegenüber eine ähnliche Erfahrung gemacht hat. Dies zeigt sich auch in den Zahlen der WHO, welche davon ausgeht, dass bei jeder suizidierten Person durchschnittlich 5-7 Angehörige von den Folgen mitbetroffen sind (AGUS e.V., o.J.). Angehörige haben nach dem Tod eines suizidierten Familienmitglieds ein signifikant höheres Risiko, selber psychisch zu erkranken. Posttraumatische Belastungsstörungen, Depressionen, Suchterkrankungen oder die eigene Suizidalität sind einige Beispiele von häufigen psychischen Erkrankungen von Angehörigen (Wagner et al., 2021).

« And maybe I put everything I have
into helping others
because at the end of the day-
I don’t know how to help myself.
Self-prescription medicine doesn’t seem to help
So what can I really do
He said he marvels at my strive to help others
He said that’s the best character a person can have
And I smile and take the compliment
But I feel no pride, no satisfaction
I know I wouldn’t do it if I wasn’t just like them
I know I wouldn’t do it if I could heal myself
I know I wouldn’t do it if I didn’t need to be needed.
This is the only way I know to help myself
I do this because keeping others alive –
keeps me alive.»

Student*in des Vereins Mindful[L] der UZH, 2021

Neben der Trauer haben Angehörige auch mit einer starken Stigmatisierung zu kämpfen. Sei es nun der Arbeitgeber, dem man sich anvertraut und der einem nachfolgend keine Belastung zumutet oder die Kaderposition, welche man nicht bekommt, weil man in Therapie ist oder war. Es fühlt sich für mich wie eine Doppelstigmatisierung an, weil ich Hilfe in Anspruch genommen habe.

Etwas Gutes habe ich aber aus der Erfahrung gelernt. Ich habe Bewusstsein für die Tatsache entwickelt, dass die Zeit, welche ich zur Verfügung habe, ein Ablaufdatum hat. Ich habe mich schon sehr früh mit der Frage auseinandergesetzt, wer ich sein und was ich werden will und tue dies auch heute noch.

Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ich (mindestens) so oft an meinen toten Vater wie an meine Mutter denke, werde ich sehr selten nach meinem Vater gefragt. Meine Tanten und Onkel fragen mich oft nach meiner Mutter, aber nur selten nach meinem Vater. Genau darum ist es mir unglaublich wichtig, das Thema zu entstigmatisieren. Ich will gefragt werden, wie es mir mit meinem Papa geht. Ich will Geschichten über ihn hören, denn mein Papa ist so viel mehr als nur sein Suizid. Ich will nicht behandelt werden, als wäre ich in Watte gepackt, als hätte ich keinen Vater oder als hätten meine Verwandten ihn nie gekannt. Denn ich habe einen Papa, einfach einen toten. Ich will dir auch sagen können, dass ich mich grad schlecht fühle, weil ich meinen Papa vermisse und ich möchte, dass du damit umgehen kannst. Und ich möchte, dass alle, welche mein Schicksal teilen, auch die Möglichkeit haben, nach ihren Gefühlen gefragt zu werden, eine Therapie machen und fröhlich sein zu dürfen, ohne dafür verurteilt zu werden.


Zum Weiterlesen

Hilfestellen

Mehr zum Thema Depression, Suizidalität und den Umgang von Angehörigen mit diesen Themen

  • VASK Schweiz

https://www.vask.ch/de/Bewaeltigungshilfen/Situation-der-Angehoerigen/Belastung/Belastung-Fortsetzung

Literatur

AGUS e.V. (o.J.). Angehörige nach Suizid. https://www.agus-selbsthilfe.de/info-zu-suizid/tod-durch-suizid/angehoerige-nach-suizid/

Bronisch, T. & Hegerl, U. (2011). Suizidalität. In H.-J. Möller et al. (Eds.), Psychiatrie, Psychosomatik, Psychotherapie (4th ed., pp. 2659-2691). Springer.

Bundesamt für Statistik. (2021). Suizidmethoden nach Geschlecht. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitszustand/sterblichkeit-todesursachen/spezifische.assetdetail.19444410.html

Bundesamt für Statistik. (o.J.). Spezifische Todesursachen. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitszustand/sterblichkeit-todesursachen/spezifische.html

Bundesamt für Statistik. (o.J.). Psychische Gesundheit. https://www.bfs.admin.ch/bfs/de/home/statistiken/gesundheit/gesundheitszustand/psychische.html#par_headline_1677393895

Peter, C. & Tuch, A. (2019). Suizidgedanken und Suizidversuche in der Schweizer Bevölkerung. Obsan Bulletin 7. Schweizerisches Gesundheitsobservatorium. https://www.obsan.admin.ch/sites/default/files/obsan_bulletin_2019-07_d_0.pdf

Suizidprävention Kanton Zürich. (o.J.). Suizid oder Selbstmord? Warum wir von Suizid und nicht von Selbstmord sprechen. https://www.suizidpraevention-zh.ch/ich-bin-in-der-krise/erwachsene/wie-kann-ich-mir-helfen/gespraechstipps/zur-wortwahl/

Suizidprävention Kanton Zürich. (o.J.). Wie häufig sind Suizide? https://www.suizidpraevention-zh.ch/mehr-wissen-ueber-suizid/einige-zahlen/wie-haeufig-sind-suizide/

Wagner, B., Hofmann, L., & Grafiadeli, R. (2021). Wirksamkeit von Interventionen für Hinterbliebene nach einem Suizid: Ein Systematischer Review. Psychiatrische Praxis, 48(01), 9–18. https://doi.org/10.1055/a-1182-2821

Redaktionsechos

Wollt ihr nach oben?

Gesammelt von Noémie Lushaj und Julia J. Schmid
Illustriert von Janice Lienhard

Isabelle Bartholomä, Ressort Lektor*innen

Ich höre und lese gerne Geschichten, wie sich Menschen beruflich und sozial hochgearbeitet haben. Ihre Willenskraft und ihr Durchhaltevermögen faszinieren mich. Obwohl sie nicht wissen, wo sie mal stehen werden, und ob sich der ganze Aufwand lohnt, bleiben sie stark und geben nicht auf. Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ähnliches leisten könnte. Es ist nicht mein erklärtes Ziel, «nach oben» zu kommen, was auch immer das bedeutet. Im Moment setze ich so gut wie möglich einen Fuss vor den anderen, teils natürlich auch die Treppe hoch. Umso gespannter bin ich darauf, wo ich mich irgendwann wiederfinde und welchen Höhen und Tiefen ich auf meinem Lebensweg begegne.

Berit Barthelmes, Ressort Autor*innen

Nach oben wollen wir alle hin und wieder. Im Aufzug, in der Karriere, am liebsten ins All. Doch was erwartet uns, wenn wir ganz oben angekommen sind? Ein Stockwerk wie jedes andere, Alleinsein der Karriere willen und ein lebensfeindlicher Planet. Auf der anderen Seite erwarten uns, eine neue Ebene zum Erkunden, Erfolg und der Willen, privat und beruflich voll dabei zu sein und ein noch unbekannter, spannender, noch formbarer Ort. Was wir von oben sehen, hängt davon ab, wie wir es sehen wollen.

Arianna Pagani, Ressort Marketing und Ressort Layout

Ich finde, dass unsere Gesellschaft das Wort «Oben» mit dem Positiven assoziiert. Wir wachsen mit der Aufforderung auf, in der Schule hohe Noten anzustreben, im Sport höher zu springen, durchzuatmen und nach oben zu schauen, um die Angst zu besiegen. Für mich bedeutet «nach oben», dass ich jeden Tag versuche, einen Schritt weiterzukommen und gleichzeitig mich zu verbessern, um die persönliche Erfolgsleiter zu erklimmen.

Janice Lienhard, Ressort Illustrator*innen

Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich Höhenangst habe. Wir haben alle Angst vor dem Fallen, das ist ja auch nur adaptiv. Aber ich glaube, da dies andere Leute eher nicht zu stören scheint, habe ich doch vermutlich Höhenangst. Die Menschen wollen klettern, Fallschirmspringen, auf den höchsten Turm und Gipfel hinauf. Sie wollen auf diese blöden Glasböden stehen, weit über irgendwelchen Dächern, scheinbar nur um das Adrenalin zu spüren, welches kommt, wenn man seine Füsse in der Luft anschaut. Vielleicht habe ich doch eine durchschnittliche Höhenangst und dafür ein unterdurchschnittliches Interesse, diese Angst zu spüren.

Julia J. Schmid, Präsidium

Klar will ich nach oben. Der Drang nach Selbstoptimierung ist nicht nur in unserer Gesellschaft verankert, sondern auch in mir. Individuell bleibt, was «Oben» für uns bedeutet. Eine höhere berufliche Position, mehr Zeit mit der Familie oder doch ein besseres Gesundheitsverhalten? Nicht nur zwischen, sondern auch innerhalb eines Menschen kann die Definition variieren. An manchen Tag strebe ich danach, effizienter zu arbeiten, an anderen möchte ich mehr Zeit für mich selbst nehmen. Nach oben zu wollen, bedeutet für mich, ein Ziel vor Augen zu haben. Und manchmal – manchmal besteht dieses Ziel darin, anerkennen zu können, dass das Leben und man selbst, so wie es jetzt gerade ist, keiner Veränderung bedarf.

Vom Privileg Mensch zu sein

Filmrezension zu Himmel über Berlin

Im Film geht es um zwei Engel, die Menschen helfen und sie um ihre Sinnlichkeiten beneiden. Sie sind ewige Beobachter einer durch die Berliner Mauer separierten Welt. Eine Bandbreite an Themen wird angesprochen: Krieg, Realität und was Menschlichkeit bedeutet. Es ist ein Film, der im Gedächtnis bleibt.

Von Marcia Arbenz
Lektoriert von Isabelle Bartholomä und Hannah Meyerhoff
Illustriert von Andrea Bruggmann

Zwei Engel schweben über den Berliner Himmel. Sie beobachten die Menschen, lauschen ihren Gedanken und bieten durch sanfte Berührungen Trost. Nur Kinder können sie sehen, für alle anderen sind sie unsichtbar. Damiel und Cassian, die beiden Engel, erzählen sich von den kleinen Dingen, die sie beobachtet haben. Es sind die kleinen Momente, die sie faszinieren, beispielsweise wie jemand den Regenschirm schliesst, um den Regen zu spüren oder jemand die Socken auszieht, um die Zehen nach einem langen Arbeitstag zu strecken. Oft tun sie so, als ob sie Teil vom Geschehen wären. Doch Damiel will mehr, er will Mensch sein und sich der Endlosigkeit seines Daseins entziehen. Zudem fühlt er sich zu der Trapezkünstlerin Marion hingezogen. Im Todesstreifen der Berliner Mauer findet er seine Sterblichkeit und macht sich auf die Suche nach Marion. Cassian hingegen versucht einem älteren Mann zu helfen und beobachtet vermehrt ein Filmset.

Der Schwarzweissfilm von Wim Wenders im Jahr 1987 spielt etwa derselben Zeit in Berlin. Die Mauer voller Graffiti und halbzerstörte Gebäude prägen die Stimmung des Films. Die Geschichte wird langsam und gemächlich erzählt. In der ersten Stunde scheint es kaum Handlung geben. Dies widerspiegelt jedoch die beobachtende Natur der Engel, die selten eingreifen und wenn, dann so subtil, dass man es kaum bemerkt. Oft wird durch die Kameraführung der Blickwinkel der Engel auf die Welt hinab gezeigt. Es gibt einige versteckte lustige Momente – dennoch ist der Film an manchen Stellen etwas zäh. Der Film erhielt 19 internationale Preise wie bester Regisseur im Cannes Film Festival, beste Kamera der deutschen Filmpreise oder bester ausländischer Film beim French Syndicate of Cinema Critics sowie zahlreiche Nominierungen (imdb, k.A.).

«Wann begann die Zeit und wo endet der Raum?
Ist das Leben unter der Sonne nicht bloß ein Traum?
Ist was ich sehe und höre und rieche
nicht bloß der Schein einer Welt vor der Welt?»

Wenders, 1987, 9:24

Mensch sein

Durch die Aussenperspektive von nicht-menschlichen Wesen auf den Menschen wird zwangsläufig die Frage aufgeworfen, was denn Mensch sein überhaupt bedeutet. Anfangs scheint die Versklavung durch die eigenen trübseligen Gedanken und die Eintönigkeit des Alltags die Antwort zu sein. Dem Gegenüber stellt sich die Freude der Engel über die kleinen alltäglichen Dinge, nach denen sie sich sehnen. Ähnlich wie Kinder, die eine wichtige Rolle im Film spielen, erkennen sie die Schönheit im Alltag und in der Vergänglichkeit. Aber auch Sinnlichkeiten, Unwissenheit und Irrtümer sehen sie als bemerkenswerte menschliche Eigenschaften an. Anders als die Menschen sind die Engel oft unberührt und zeigen kaum Emotionen. Sie scheinen alles hinzunehmen, nur selten kommt es zu Gefühlsausbrüchen. Wie die Menschen haben sie eine beinahe depressive Grundstimmung. Aber während sich die Personen im Film durch grübelnde Gedanken auszeichnen, sind die Engel einfach zu losgelöst vom Geschehen, um Emotionen zu verspüren. Es ist das Los der ewig Beobachtenden. Im Umkehrschluss wird das Mensch sein im Film auch durch die Fähigkeit, zu handeln und sein eigenes Dasein zu kreieren bestimmt.

Im Film wird immer wieder das Gedicht Lied vom Kindsein eingespielt (für Ausschnitte siehe Zitate). Dieses besteht aus vier Strophen, die meiner Meinung nach, folgende Themen beinhalten: Im ersten Teil geht es um die Reinheit und Unbeschwertheit des Kindes. Dieses wird im zweiten Teil durch das Stellen von Fragen über Realität und Identität abgelöst. Das Kind wird erwachsen, vollzieht einen Wandel und erhält neue Sichtweisen. Im vierten Teil wird aber klar, dass das Kind im Erwachsenen noch immer vorhanden ist. Es wird angedeutet, dass gewisse Taten oder Gefühle des Kindseins auf ewig Bestand haben.

Was ist wirklich?

Der Film spielt mit dem Konzept von Realität. Während man immer wieder an die Hinterlassenschaften des zweiten Weltkriegs in der Stadt erinnert wird, spielt ein Teil der Handlung auf einem Filmset über den zweiten Weltkrieg. Auch sieht man die Erinnerungen der Menschen über die Kriegszeit, wie eingestürzte Gebäude oder Leichen auf der Strasse. Die Vergangenheit ist im Film der Gegenwart verdächtig nah.

Einige wenige Menschen scheinen sich der Engel bewusst zu sein. Kinder sehen die Engel und interagieren mit ihnen. Doch auch ein erwachsener Mann kann sie erkennen. Er spricht sogar mit Damiel und Cassian. Während er von seiner Umgebung als merkwürdig angesehen wird, ist er der Einzige, der die Realität erkennt.

Hinzukommt, dass im Film immer wieder ein Gedicht eingespielt wird (siehe Kästchen). Darin wird unter anderem der Zweifel an der Realität direkt angesprochen. Sind unsere Wahrnehmungen tatsächlich wirklich? Wieso bin ich das, was ich bin? Was bestimmt Zeit und Raum?

Auch die Realität über die Bedeutsamkeit der eigenen Gedanken wird in Frage gestellt. Die Engel lauschen den Überlegungen der Menschen, die sich immer wieder vermischen und trennen. Kaum einer dieser Gedanken ist nicht selbstfokussiert oder grüblerisch. Von aussen scheinen sie sogar zumeist belanglos und dümmlich zu sein – vor allem wenn man sie in Beziehung zur Realität stellt. Vielleicht möchte der Film uns somit mitteilen, dass wir unsere eigenen Grübeleien weniger ernst nehmen sollen.

Krieg

Die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs sind im Film omnipräsent. Die Mauer, die Menschen trennt, der Todesstreifen und die Erinnerungen der Menschen an Tod und Zerstörung wird immer wieder gezeigt. Aber auch die Engel scheinen einen Krieg zu führen: Sie kämpfen gegen das Trübsal der Menschen. Ihre einzigen Waffen sind hierbei sanfte Berührungen, die ihrem Empfangenden Wohlbefinden und Trost spenden. Manchmal können sie helfen, oft scheint es aber lächerlich wirkungslos zu sein – als würde man ein viel zu kleines Pflaster über eine Wunde kleben. Dennoch können sie in bestimmten Momenten den Menschen helfen und Unterstützung leisten, bis andere Hilfe naht.

«Wie kann es sein, daß ich, der ich bin,
bevor ich wurde, nicht war,
und daß einmal ich, der ich bin,
nicht mehr der ich bin, sein werde?»

Wenders, 1987, 9:55

Ein Film für ruhige Stunden

Insgesamt ist der Film sehr schön und poetisch. Dennoch erlebte ich ihn besonders in der ersten Stunde etwas zäh. Es gibt kaum Konflikte und Handlungen, obwohl es die Geschichte an sich anbietet. Die Dialoge wirken gestellt und sind in einer unnatürlichen Sprache verfasst. Dennoch bleibt einem der Film positiv im Gedächtnis, vielleicht weil man sich wünscht, dass es tatsächlich Engel gibt, die sich um uns kümmern. Er hallt aussergewöhnlich lange nach. Je länger man über ihn nachdenkt, desto mehr zieht er einen in Bann. Es ist ein Film für ruhige Stunden, in denen man entspannen und philosophieren möchte. Er erinnert an vergangene Zeiten und an das Privileg, Mensch zu sein.


Zum Ansehen

Wenders, W. (Regisseur). (1987). Der Himmel über Berlin [Film]. Deutschland, Frankreich: Road Movies Filmproduktion, Argos Films & Westdeutscher Rundfunk.

Literatur

Lied vom Kindsein. (k.A.). http://www.reverse-angle.com/deutsch/filme/katalog/timeline/ww-1/wingsofdesire/wod-song-of-childhood-german.htm

Wenders, W. (Regisseur). (1987). Der Himmel über Berlin [Film]. Road Movies Filmproduktion, Argos Films & Westdeutscher Rundfunk.

Wings of Desire Awards. (k.A.). https://www.imdb.com/title/tt0093191/awards

Wolkenbilder

Nach oben

Von Belinda Lamatsch
Lektoriert von Ladina Hummel und Isabelle Bartholomä
Illustriert von Belinda Lamatsch

Richte deinen Blick nach oben. Siehst du Wasserdampf, der zu Wolken kondensiert oder siehst du einen Himmelspalast?

Majestätisch prächtige Türme, samtig weiche Wolken. Daneben ein Boot am Horizont des Nimmerlands. Schimmernd, sanft erstrahlend im Sonnenglanz.

Dort oben,

wo weder gestern noch morgen

von Bedeutung ist,

vergangenes verschmilzt mit der Zukunft und

du landest: im Jetzt.

Du fühlst dich frei mit dem Blick nach oben,

all deinen Ängsten enthoben, Zweifel zerstoben.

Blankweisse Wolken formen eine Traumlandschaft.

Eine unbemalte Leinwand,

bepinsle sie mit deiner Fantasie,

verleihe deinem Tag

eine Prise Magie

Das Ding 

Filmrezension zu Das Ding aus einer anderen Welt von John Carpenter 

Das Ding aus einer anderen Welt von John Carpenter aus 1982 gilt unter manchen als Filmklassiker. Eine Geschichte, die Gänsehaut, Übelkeit und Spannung hervorbringt – aber am besten in einer Fremdsprache.  

Von Marcia Arbenz
Lektoriert von Berit Barthelmes und Marina Reist
Illustriert von Kerry Willimann

Es ist eine idyllische, eisige Wüste in der Antarktis. Aus dem Nichts taucht ein Helikopter auf, der im endlosen Weiss landet. Ein Mann steigt aus, hält eine Schusswaffe hoch und beginnt auf einen Hund zu schiessen. Das Tier rennt weg. Es flieht bis zum Basislager der US-amerikanischen Forscher, der Helikopter fliegt hinterher. Doch auch hier findet der Hund keine Zuflucht. Entsetzt beobachten die US-Amerikaner wie der ausländische Forscher aus dem Helikopter steigt, diesen in die Luft jagt und weiter auf den Hund schiesst. Als der Fremde dabei einen der US-Amerikaner trifft, wird er kurzerhand selbst getötet.  

Die Crew freundet sich mit dem Hund an, während ein Teil der Gruppe das Lager des ausländischen Mannes sucht. Was sie finden, verspricht nichts Gutes. Das gesamte Lager wurde komplett zerstört. Abgebrannte Leichen liegen herum. Schnell wird klar: Hier ist etwas Schreckliches passiert. Die Männer kehren mit einer völlig deformierten Leiche in ihre Basis zurück. Im Zuge der Autopsie erkennen sie, dass diese einmal ein Mensch gewesen sein musste. Etwas hat die Person äusserlich völlig verändert. Dieses Etwas ist ein Ding, welches in einen Wirt eindringt, ihn auf Zellebene absorbiert, imitiert und dann wartet, bis es sich das nächste Opfer zu eigen machen kann. Es tötet seine Opfer, in dem es aus ihnen herausbricht. Nach kurzer Zeit müssen sie erkennen, dass dieses Ding bereits unter ihnen ist. Wer ist noch Mensch, wer ist bereits Ding? Wem kann man noch trauen? Und wer ist Imitation? 

«How do we know who’s human? If I was an imitation, a perfect imitation… How would you know if it’s really me?» 

The Thing, 1982, 56:30 

Misstrauen, Verfolgungswahn halten Einzug ins Lager. Versuchter Mord, Sabotage und völlige Panik bricht aus. Immer wieder müssen sich die Männer neu formatieren, hinterfragen und um ihr Überleben kämpfen. Sie isolieren sich, nehmen Drogen und Alkohol, um die Spannung auszuhalten und greifen zu verzweifelten Mitteln. Können sie eine globale Ausbreitung verhindern? Wie viel sind sie bereit aufzugeben, um das Ding aufzuhalten?  

Ist ihr Ding unser Covid-19? 

Das erste Mal schaute ich den Film mit meinem Mitbewohner in seiner Muttersprache Russisch. Befreit von den eher dürftigen Dialogen konnte ich mich auf die Gruppendynamiken und intrapsychischen Vorgängen der einzelnen Charaktere fokussieren. Es ist faszinierend, wie das Ding einerseits immer wieder die Gruppe entzweit und in der nächsten Sekunde wieder zusammenschweisst. Wer Freund oder Feind ist, wechselt im Sekundentakt. Was mir ebenfalls auffiel, waren die Parallelen zu Covid-19. Die psychische und physische Isolation voneinander, Streit, Selbstmedikation, übertriebener Egoismus und Bedachtheit auf das eigene Wohl schienen mir, wie ein stark übertriebener Spiegel der letzten Monate zu sein. Im Film, wie auch in den letzten Monaten, steht die Angst einer globalen Ausbreitung eines unkontrollierbaren, unbekanntem und tödlichen Etwas im Raum. Jede Person kann infiziert sein, ohne es zu wissen und damit andere in Gefahr bringen. Die Ungewissheit und Panik zeigen das wahre Gesicht mancher Personen. Menschen, die man seit Jahren kennt, offenbaren neue Seiten an sich – Gute wie Schlechte. Und während andere an der Krise zerbrechen, schwingen andere zu neuer Höchstleistung auf. Das zeitlose Thema des Films gepaart mit den endlosen Abgründen der menschlichen Natur machen den Streifen extrem spannend. 

Charme gepaart mit ekelhafter Spannung  

Obwohl der Film eine gewisse Aktualität mit sich bringt, stammt er unzweifelhaft aus den 80er Jahren. Veraltete Technik wie Ghettoblaster, dicke Computer, Floppy-Disks und alte Küchenmaschinen verleihen dem Film einen nostalgischen Charme. Weniger amüsant ist die übertriebene und gar nicht subtile Hintergrundmusik. Schrille Töne in den spannungsaufgeladenen Momenten lenken eher ab, anstatt die Gefühle zu katalysieren. Auch das Tempo des Films ist aus heutiger Sicht ungewohnt. Obwohl es ein actiongeladener Film ist, passieren die Handlungen eher langsam. Doch genau diese gemässigte Geschwindigkeit hat mich noch unruhiger und spannungsgeladener hinterlassen. Die Atemlosigkeit in der langsamen Erzählung ist genial und leider etwas, was man in heutigen Filmen vermisst.  

Wie bereits erwähnt, sind die Dialoge im Film relativ bescheiden. Genauso eindimensional sind die Charaktere. Der machohafte Protagonist, der lustige dunkelhäutige Koch, der intellektuelle, alte Arzt und der Marihuana-rauchende Verschwörungstheoretiker sind einem allzu bekannt. Wirklich sagenhaft ist hingegen das Konzept des Dings selbst. Ein schlummerndes Etwas, welches intelligent genug ist, um Angriffe zu planen und bewusst Zwietracht säht, lässt einem heute noch die Haare zu Berge stehen. Es ist unmöglich zu beschreiben, wie das Ding aussieht. So viel sei verraten: es ist absolut übelerregend und ekelhaft. Ohne Sinn und Logik bricht es aus dem Lebewesen aus, verändert es bis zur Unkenntlichkeit und lässt sich abspalten. Das Ding ist so widerlich, dass mir teilweise die Galle hochkam. Es ist ein Meisterwerk. 

Trotz des Ekels ist der Film an manchen Stellen unfreiwillig amüsant. Gewisse Momente sind so absurd, dass man einfach Lachen muss. Beispielsweise als der Flammenwerfer nicht angehen will, obwohl sie das Ding extra gereizt haben, um es zu töten oder als das Ding den Kopf eines der Opfer benutzt, um wegzurennen. Somit schafft es der Film, eine grosse Bandbreite an Gefühle auszulösen und muss dabei nicht auf ein übertriebenes Setting, Hintergrundgeschichten oder billige Tricksereien zurückgreifen.  

Insgesamt lebt der Film von der Idee des Dings, der intra- und interpersonalen Dynamiken und der Ungewissheit, wen es bereits erwischt hat. Der Nervenkitzel, welchen der Film kreiert, ist herausragend. Dennoch würde ich empfehlen, dass man den Film in einer fremden Sprache schaut, um von den Dialogen und Charakteren befreit zu bleiben. Die Spannung ist hingegen in jeder Sprache verständlich. 


Zum Anschauen

Carpenter, J. (Director). (1982). The Thing [Film]. Universal Pictures. 

Familie und Karriere als Frau

Eine Diskussion zum Buch Professorin werden

Die dreifache Mutter Regula Kyburz-Graber schildert im Buch Professorin werden ihren herausfordernden Karriereweg. Die Geschichte handelt von enttäuschender Forschung, veralteten Rollenbildern genauso wie von Sinnhaftigkeit, Hartnäckigkeit, einem fortschrittlichen Betreuungsmodell und grossen Chancen. Den roten Faden bildet die Frage «Wie wird man Professorin?».

Von Julia J. Schmid
Lektoriert von Jovana Vicanovic und Isabelle Bartholomä
Illustriert von Alba Lopez

Als junge angehende Wissenschaftlerin fühlte ich mich vom Buch direkt angesprochen. Nur zu gut konnte ich mich in die ambitionierte Studentin hineinversetzen, die an die Forschung den Anspruch der Sinnhaftigkeit stellt. Die überzeugt ist, mindestens genauso viel leisten zu können wie ein Mann und die Karriere und Familie nicht als Gegensatz, sondern als gegenseitige Bereicherung versteht. So fieberte ich auf knapp 200 Seiten mit ihr mit und nahm an ihrer persönlichen Entwicklung teil. Fühlte mich beim Lesen in die Anfänge meines Studiums zurückversetzt, schwelgte in Erinnerungen an meine Erlebnisse an der Universität Zürich (UZH) und malte mir meine eigene berufliche Zukunft aus. Trotz Parallelen wurde mir schnell bewusst, dass die Welt, in die mich Regula Kyburz-Graber entführte, nicht der heutigen, nicht der meinen entspricht. Vieles, das ich als selbstverständlich annehme, war zur Zeit ihres Karriereweges noch nicht gegeben – vieles, das ihren Weg erleichtert hätte.

«Die Frauen waren die Eindringlinge in diese wohlabgeschirmte akademische Welt, sie mussten sich anzupassen wissen.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 114

Eine besondere Zeit, eine besondere Frau

Als Regula Kyburz-Graber 1970 volljährig wurde, war Frauen das Stimm- und Wahlrecht in der Schweiz noch verwehrt. Die Forderung nach Gleichberechtigung war für sie stets eine Selbstverständlichkeit. Bewusst wählte sie mit Biologie an der ETH einen für Frauen untypischen Studiengang, um zu beweisen, dass Frauen genau so gut wie Männer ein naturwissenschaftliches Studium bewältigen können. Während des Studiums lernte sie Peter kennen, den sie noch vor ihrem Abschluss heiratete. Als Konkubinatspaar in Zürich eine Wohnung zu bekommen, wäre damals unmöglich gewesen. Da sie ihren Familiennamen Graber und damit ihre Herkunft und Identität nicht verlieren wollte, nutzte sie fortan den rechtlich nicht verbindlichen Doppelnamen Kyburz-Graber. Um neben dem Studium Geld zu verdienen, bewarb sie sich – obwohl sie keinerlei Erfahrung besass – erfolgreich als Lehrerin an der Bezirksschule Baden.

Enttäuscht von der Forschung

Ihre Diplomarbeit schrieb Regula Kyburz-Graber im Bereich der Molekulargenetik. Die Atmosphäre im Labor – unter all den Männern – beschreibt sie als gedämpft, trostlos und kompetitiv. Über Ängste oder Zweifel wurde nicht gesprochen und Spott gehörte zur Gesprächskultur. Ihre anfängliche Begeisterung für die Forschung schwand und der Gang zum Labor fiel ihr von Tag zu Tag schwerer.

«Bis die einst glorifizierte Forschungswelt für mich einstürzte und ich mir schliesslich eines Tages eingestehen musste: So will ich nicht Forschung betreiben.» Kyburz-Graber, 2020, S. 32

Aufgeben kam für sie aber nicht in Frage, so kämpfte sich sie sich durch. Trotz der enttäuschenden Erfahrung liess sie auch nach dem Abschluss des Studiums 1973 der Wunsch nicht mehr los, in der wissenschaftlichen Forschung berufliche Erfüllung zu finden.

«Aber Sinn musste die Forschung machen, einen bedeutsamen Beitrag für die Gesellschaft leisten, so malte ich mir gute Forschung in meinem jugendlichen Idealismus aus.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 33

Ihr eigener Weg, eine Sackgasse?

Die Suche von Regula Kyburz-Graber nach sinnhafter Forschung endete in der Überzeugung, dass Unterrichtsforschung ihr neues Forschungsgebiet werden sollte. Vorbilder fand sie für dieses Vorhaben keine, betont aber, dass sie sich noch nie an Vorbildern orientiert habe. Schon immer wollte sie ihren eigenen Weg gehen und liess sich selten helfen – so auch in der Forschung. Die Arbeit an der Dissertation musste sie durch Unterrichten querfinanzieren. Zu dieser Zeit dachte sie noch nicht an eine akademische Karriere. Ihr prioritäres Ziel war es, das Verständnis für ökologische Zusammenhänge bei Jugendlichen zu untersuchen und so den Ökologieunterricht voranzubringen.

«Da sass ich nun, eine 26-jährige, erwartungsvolle Wissenschaftlerin voller Tatendrang. Und niemand schien auf mich gewartet zu haben. Niemand interessierte sich für meine wissenschaftlichen Erkenntnisse.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 41

Nach ihrer Dissertation erlebte Regula Kyburz-Graber eine Durststrecke. Ihre Bewerbungen im Bereich der Lehre waren erfolglos. Vermutlich wurden Männer mit langjähriger Erfahrung und keine jungen Wissenschaftlerinnen gesucht. Sie fragte sich, ob all die Investitionen umsonst gewesen waren, und versank in Selbstmitleid, Wut, Angst und Trauer darüber, trotz bester Qualifikation ignoriert zu werden.

Türen öffnen sich

Das Blatt wendete sich, als Regula Kyburz-Graber 1977 ein Nachwuchsstipendium des Schweizerischen Nationalfonds erhielt. Ein Jahr lang forschte sie an der Universität Kiel zum Thema «Schülerzentrierter Biologieunterricht». Sie nahm an wissenschaftlichen Debatten teil, erlebte eine gute Forschungsatmosphäre und lernte Autor*innen von Fachliteratur kennen. So brachte sie neue Ideen, Forschungswissen und Zuversicht nach Hause. Nach ihrem Forschungsjahr öffnete sich eine Tür nach der anderen. Unter anderem erhielt sie einen Lehrauftrag für Biologiedidaktik an der ETH, war Oberassistentin an der ETH und der UZH für Umweltlehre, leitete die Lehrplankommission «Integrierte Naturlehre», entwickelte Lehrmittel und vertrat die Schweiz an zahlreichen internationalen Konferenzen zur Umweltbildung. Nicht selten war sie dabei die Einzige oder eine der einzigen Frauen. In den Jahren darauf war sie in der Forschung an der ETH sowie in nationalen und internationalen Kooperationen tätig, Projektleiterin der Schweiz im internationalen OECD Projekt «Environment and School Initiatives» und Gastprofessorin an der Deakin University in Australien.

«Ich fühlte mich nun beflügelt und war getragen vom Gefühl, dass ich meinen Platz in der Berufswelt gefunden hatte.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 56

Ehefrau, Mutter und Wissenschaftlerin

Als Regula Kyburz-Graber heiratete, wusste sie bereits, dass sie keine traditionelle Hausfrauenrolle übernehmen würde. Peter und sie, beide wollten einer interessanten Karriere nachgehen und beide hatten einen Kinderwunsch. Mit dem Beginn der Familiengründung vereinbarten sie, die Familienarbeit partnerschaftlich zu teilen. Peter reduzierte sein Pensum zuerst auf 90 und dann auf 80 Prozent – in einer Zeit, in der dies alles andere als üblich war. Mit der Geburt von Tochter Andrea 1979 stand das Kind an erster Stelle und gab den Takt sowie die Tagesstruktur vor. Mit der Zeit lernte Regula Kyburz-Graber ihre Tätigkeiten an die Bedürfnisse von Andrea anzupassen. Schlief Andrea, erledigte sie Aufgaben, die viel Konzentration benötigten, wollte Andrea herumgetragen werden, machte sie gleichzeitig Hausarbeiten, übernahm Peter die Betreuung, kümmerte sie sich um Termine ausserhalb. Sie pendelte zwischen der Betreuung des Kindes und ihren beruflichen Tätigkeiten. Ständig fühlte sie sich unter Zeitdruck.

«Es fühlte sich an, als hätte ich gestutzte Flügel. Flügel hatte ich zweifellos, nur das Abheben gelang nicht mehr.»

Kyburz-Graber, 2020, S. 72

An manchen Tagen fragte sie sich, ob sie je wieder im Beruf aufholen könne und ob das Ohnmachtsgefühl, etwas zu verpassen, normal sei. Zugleich empfand sie Neid gegenüber den jungen Vätern, die wie bisher weiterarbeiten konnten und von der neuen Vaterrolle – die Stabilität und Verlässlichkeit verkörperte – sogar noch profitierten.

Logische Konsequenz der Gleichberechtigung

1982 kam Tochter Denise und zwei Jahre später Sohn Stephan zur Welt. Die Doppelbelastung und das Gefühl, den beruflichen Anschluss verloren zu haben sowie die Karriere zu vernachlässigen, stieg. Als Stephan drei Jahre alt war, spürte Regula Kyburz-Graber, dass sich etwas ändern müsse. Als sie dies unter Tränen der Wut und Enttäuschung ihrem Mann mitteilte, bot dieser an, sein Arbeitspensum auf 60 Prozent zu reduzieren. Regula Kyburz-Graber beschreibt dies als neue Freiheit, die sie sich gegenseitig gegeben hatten, aus Sicht der Gleichberechtigung sei es aber lediglich die logische Konsequenz. Die Reduktion des Beschäftigungsgrades führte dazu, dass Peter nicht mehr Teil der Geschäftsleitung sein konnte. Trotz dessen erarbeitete er sich eine Position als schweizweit anerkannter Spezialist für Kooperationen in der Landwirtschaft.

Frau Professorin

Eines Tages entdeckte Regula Kyburz-Graber ein Inserat der Philosophischen Fakultät der UZH, das wie auf sie zugeschnitten war. Es handelte sich um ein halbes Extraordinariat für Gymnasialpädagogik. Als nach langem Warten ihr erster Platz bestätigt wurde, war sie endlos glücklich und erleichtert. So wurde Regula Kyburz-Graber 1998 die erste Professorin an einem Höheren Lehramt in der Schweiz und die erste Professorin in der Pädagogik an der UZH. Sie baute ein interdisziplinäres Lehrstuhlteam auf, an dem unter anderem auch Psycholog*innen arbeiteten. 2004 wird sie Prodekanin für Ressourcen an der Philosophischen Fakultät, ein Jahr später ordentliche Professorin und 2007 auf eigene Initiative die neue Direktorin des Instituts für Gymnasial- und Berufspädagogik der UZH.

Forderung nach Gleichstellung

Um das Jahr 2000 wurde an der UZH die Forderung nach der Berufung von Frauen immer lauter. Um dem gerecht zu werden, wurde bei Ausschreibungen das Anstreben eines höheren Frauenanteils angegeben. Regula Kyburz-Graber war der Meinung, dass es diesen Satz nicht bräuchte, wenn Frauen in der frühen Karrierephase angemessen gefördert würden. Zudem beobachtete sie, dass Angaben zur privaten Lebenssituation für Frauen hinderlicher waren als für Männer. Waren Frauen unverheiratet, so wurde befürchtet, dass ihnen die emotionale Unterstützung fehle. Hatten sie keine Kinder, wurden Fragen zur Situation des Mannes gestellt, hatten sie Kinder, wurde ihre Verfügbarkeit und Belastbarkeit bezweifelt.

Obwohl aktuell 60 Prozent der Studierenden weiblich sind, beträgt der Frauenanteil unter den Professor*innen lediglich 23 Prozent (Schärer, 2021). Stets arbeitet die UZH an der Chancengleichheit, beispielsweise werden zunehmend Teilzeitprofessuren angeboten (Gull, 2020). Mehr dazu unter http://www.gleichstellung.uzh.ch.

Als Regula Kyburz-Graber 1998 Professorin wurde – 30 Jahre nach der Berufung der ersten Professorin an die UZH – waren lediglich sieben Prozent der Professor*innen Frauen und dies, obwohl der Frauenanteil unter den Studierenden bei knapp 50 Prozent lag. Professorinnen mit Kindern gab es laut Regula Kyburz-Graber nur ganz selten. Zudem beschreibt sie, dass die Professorinnen keinen besonderen Kontakt untereinander pflegten und sich daher Solidarität unter Frauen kaum entwickelte. Jede ging ihren eigenen Weg.

Steinig, aber lohnend

Regula Kyburz-Graber verdeutlicht in ihrem Buch «Professorin werden», dass sie es als Frau und Mutter auf dem akademischen Karriereweg nicht immer einfach hatte und bestimmt schwerer als Männer mit ähnlichen Qualifikationen. Das Buch ist voller lebhafter Anekdoten, die diese Schwierigkeiten veranschaulichen. Gleichzeitig macht sie den Leser*innen klar, dass sich dieser Weg für sie gelohnt hat, und sie glücklich auf ihn zurückblickt. Sie zeigt auf, wie viel sich seit ihrem Karrierebeginn geändert hat, aber auch, wie viel sich noch ändern muss. Veraltete Rollenbilder, Vorurteile und strukturelle Hürden. Auf subtile Weise hält sie den Leser*innen den Spiegel vor und regt sie zum Nachdenken an. Habt ihr je (innerlich) einen Vortragenden für seine Kleidung kritisiert? Und eine Vortragende? Habt ihr je Defizite in der Lehre eines Professors mit hoher Fachkompetenz entschuldigt? Habt ihr je darüber nachgedacht, dass Frauen ohne Militärerfahrung einen Karrierenachteil haben, aufgrund fehlender Führungserfahrung und verpasster Chance, ein Netzwerk aufzubauen?

Trotz zahlreicher Einblicke in das Leben von Regula Kyburz-Graber bleibt ihre Gefühlswelt den Leser*innen in vielen Situationen verwehrt. Was hat sie wohl empfunden, als ihr Mann zum wiederholten Mal als Herr Professor angesprochen und sie als die treu besorgte Ehefrau angenommen wurde? Auch lässt sie die Leser*innen leider nicht daran teilhaben, wie sie den Stress der Doppelbelastung und der Unsicherheit bewältigte und ihre psychische Gesundheit schützte.

Mutmacher für junge Wissenschaftler*innen?

Trotz vielen Herausforderungen haben Regula Kyburz-Graber und ihr Mann ihr Ziel erreicht. Beide übten eine berufliche Tätigkeit aus, die sie erfüllte und konnten parallel die Entwicklung ihrer Kinder unterstützen. Es lässt sich die Schlussfolgerung ziehen: «Wenn es damals ohne unterstützende gesellschaftliche Rahmenbedingungen möglich war, dann heute erst recht!». Ferner beschreibt sie, wie ihre Familie ihre Karriere positiv beeinflusste. Sie habe dank der Familie gelernt, flexibel zu sein, sich zu organisieren, genau zuzuhören, gemeinsam nach geeigneten Lösungen zu suchen sowie Entscheide, wenn nötig, zu revidieren. Überdies demonstriert sie, dass sinnhafte Forschung es wert ist, sich dafür einzusetzen und, dass auch scheinbar zerstückelte Biografien am Ende zusammenpassen sowie wenig gradlinige Karrierewege erfolgreich sein können. Diese Ausführungen können junge Wissenschaftler*innen im Hinblick auf ihre Karriere zuversichtlich stimmen.

Manche Leser*innen mögen die vielen Hürden, denen Regula Kyburz-Graber auf ihrem Karriereweg begegnete, vielleicht eher abschrecken. So erzählt sie, dass ihre drei Kinder ihre akademische Karriere aufgrund der riesigen Doppelbelastung und der Unsicherheiten als nicht nachahmenswert empfinden.

Ratgeber für junge Wissenschaftler*innen?

Regula Kyburz-Graber macht mehr als klar, wie wichtig es für ihre Karriere war, die Familienarbeit mit ihrem Mann zu teilen. Dieses partnerschaftliche Familienmodell ist gemäss ihr der Schlüssel zur Karriere als Frau und damit zur Gleichstellung. Wenn Männer nicht die gleiche Verantwortung in der Familie übernähmen, würde die grosse Arbeitslast mit Berufs- und Familienarbeit weiterhin einseitig bei den Frauen liegen, schreibt sie. Damit dies möglich ist, müssen beide Partner*innen bereit sein, ihren Beschäftigungsgrad zu reduzieren und die Arbeitgeber*innen müssen solche Teilzeitstellen zur Verfügung stellen.

Auch weitere Ratschläge lassen sich dem Buch entnehmen. So beschreibt Regula Kyburz-Graber beispielsweise, wie wichtig es ist, sich immer wieder über seine kurz- und langfristigen Ziele bewusst zu werden. Sie teilt mit, dass man seinen eigenen – für sich sinnhaften – Weg gehen soll und betont, dass sich Hartnäckigkeit auszahlt. Zudem empfiehlt sie an Diskussionen aktiv teilzunehmen, um Kontakte zu knüpfen sowie Impulse zu erhalten. Auch das Verbinden von Empathie und Selbstbewusstsein, einen interdisziplinären Forschungsansatz und ein hohes Mass an Flexibilität gibt sie als bedeutsam an.

Dankbarkeit

Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte, verspürte ich Dankbarkeit. Dankbarkeit gegenüber Regula Kyburz-Graber und allen anderen Frauen, die den Weg für zukünftige Generationen ebneten. Die einerseits bewiesen, dass Frauen erfolgreich akademische Karrieren einschlagen können und anderseits, dass sich diese mit dem Gründen einer Familie verbinden lässt. Dankbarkeit für all die Entwicklungen der letzten Jahre, die das Kombinieren von Karriere und Familie erleichterten und den Fortschritt in Richtung Gleichberechtigung antrieben. Besser denn je verstand ich nun die Wichtigkeit von kleinen und grossen strukturellen Veränderungen wie Blockzeiten, Mittagstischen, Homeoffice und Teilzeitarbeit auf der einen Seite, und Entwicklungen in der Einstellung der Gesellschaft, wie verständnisvollen Kolleg*innen und Arbeitgeber*innen, von Frauenförderung sowie partnerschaftlichen Familienmodellen auf der anderen. Das Ziel der Gleichstellung ist noch nicht erreicht, aber es wird besser. Wenn ich heute durch die Gänge der UZH laufe, fühle ich mich nicht als Eindringling in diese akademische Welt, sondern als Teil davon.


Zum Weiterlesen

Kyburz-Graber, R. (2020). Professorin werden. Hier und Jetzt.

Literatur

Gull, T. (2020). Buchvernissage Professorin werden. Universität Zürich. https://www.news.uzh.ch/de/articles/2020/buchvernissage_professorin_werden.html

Kyburz-Graber, R. (2020). Professorin werden. Hier und Jetzt. Schärer, A. (2021). Gleichstellung und Diversität. Universität Zürich. https://www.gleichstellung.uzh.ch/de/gleichstellungsmonitoring

Redaktionsechos

Was findet ihr spannend am aware?

Gesammelt von Julia J. Schmid

Arianna Pagani, Ressort Marketing

Am spannendsten am aware finde ich, dass sich hinter einem einfachen Studierendenmagazin ein ganzes «Reich» befindet. Es gibt viele Ressorts, die sich aus kleinen Gruppen von Personen mit spezifischen Aufgaben zusammensetzen. Die Gruppen werden koordiniert, um ein Magazin mit interessanten Artikeln über Psychologie zu erstellen. Während Deine Augen über die Zeilen schweifen und du durch die Seiten blätterst, denkst Du normalerweise nicht darüber nach, wer sich den Artikel ausgedacht hat, wer ihn geschrieben, korrigiert und gestaltet hat. Dann gibt es noch diejenigen, die die Buchhaltung machen, die Illustrationen, andere, die die Zeitschrift verteilen und veröffentlichen und diejenigen, die das alles koordinieren!

Was ich am aware am spannendsten finde, ist die Vielfalt der Menschen, die daran arbeiten und sich zwischen den Zeilen des Magazins verstecken.

Janice Lienhard, Ressort Illustrator*innen

Das Spannendste am aware ist, zusehen zu können, wie aus ersten Ideen ein Produkt wird. Jedes Semester fangen wir mit losen Vorschlägen und Plänen an, und es macht so viel Spass zu sehen, wo uns diese Pläne hinführen. Mein Lieblingsteil in diesem Prozess ist, wenn die Illustrationen eingereicht werden und ich sehen kann, wie verschiedene Artikel künstlerisch interpretiert wurden.

Julia J. Schmid, Ressort Autor*innen & Präsidium

Als Teil der Redaktion und des Präsidiums bin ich von Anfang an bei der Entstehung des Magazins dabei. Wir planen, organisieren, koordinieren und treffen Entscheidungen. Dieser Prozess ist ausserordentlich spannend.

Vor allem aber liebe ich es, zu schreiben. Das aware bietet mir die Möglichkeit, diese Passion auszuleben. Psychologische Themen, die mich aktuell interessieren, kann ich in einen Artikel verpacken und einer breiteren Masse zugänglich machen. So schaffe ich Awareness für die Themen, die mir wichtig sind.

All dies wäre aber nicht möglich, wenn nicht andere Mitglieder wiederum ihre Talente und Interessen einsetzten, um ein grösseres Ganzes zu schaffen. Das aware ist ein Ort des voneinander Lernens. Ein Ort, an dem jede*r seine Stärken einbringen kann, aus dessen Symbiose schlussendlich dieses wundervolle Magazin entsteht. Dieser Austausch von Wissen und Fähigkeiten sowie die Zusammenarbeit hin zu einem gemeinsamen Ziel – das finde ich unglaublich spannend am aware.

Spannung beim neuen Anordnungsmodell

Was wird künftig eine Stunde Psychotherapie kosten?

Vor zwei Jahren wurde im aware der Entwurf des Anordnungsmodells zur Regelung der psychologischen Psychotherapie vorgestellt. Nach einer umfassenden Vernehmlassung, gekennzeichnet von erheblichem Widerstand einzelner Psychiatrieverbände, beschloss der Bundesrat die Einführung per Juli 2022.

Von André Widmer, Präsident ZüPP, Kantonalverband der Zürcher Psychologinnen und Psychologen
Illustriert von Timo F. Schmid

Darauf haben psychologische Psychotherapeut*innen in der Schweiz lange warten müssen: Der Bundesrat hat im März dieses Jahres entschieden, das Anordnungsmodell für die psychologische Psychotherapie per 1. Juli 2022 einzuführen – ein Meilenstein für die psychologische Psychotherapie in der Schweiz. Neu können psychologische Psychotherapeut*innen ab Mitte nächsten Jahres ihre Leistungen, sofern sie ärztlich angeordnet sind, selbstständig über die obligatorische Krankenpflegeversicherung (OKP) bzw. die Grundversicherung der Krankenkassen abrechnen.

«Die Einführung des Anordnungsmodells ist ein Meilenstein für die psychologische Psychotherapie in der Schweiz!»

Widmer, 2021

Vom Delegations- zum Anordnungsmodell

Das seit 40 Jahren geltende Delegationsmodell, bekannt unter der Bezeichnung «delegierte Psychotherapie», welches psychologischen Psychotherapeut*innen nicht als selbstständige Leistungserbringer der Grundversicherung anerkannte, wird durch das neue Anordnungsmodell ersetzt. Bei der bisherigen delegierten Psychotherapie mussten psychologische Psychotherapeut*innen bei einem zur Anstellung von psychologischen Psychotherapeut*innen berechtigten Arzt, einer psychiatrisch-psychotherapeutischen Institution oder Spital angestellt sein. Die Therapiekosten, welche in diesem Fall von der Grundversicherung bezahlt wurden (etwas mehr als 130 Franken pro Stunde, im Gegensatz zu etwas mehr als 180 Franken für eine Therapiestunde bei einem Psychiater), konnten nur vom delegierenden Arzt in Rechnung gestellt werden. Psycholog*innen mit dem eidgenössischen Weiterbildungstitel Psychotherapie durften zwar mit einer kantonalen Praxis- oder Berufsausübungsbewilligung auch selbstständig psychotherapeutisch tätig sein, deren Patient*innen mussten aber die Kosten selbst bezahlen, beziehungsweise wurden sie in beschränktem Umfang von einer Zusatzversicherung der Krankenkassen übernommen.

Die Grundversicherung der Krankenkassen wird die Leistungen der bisherigen delegierten Psychotherapie nur noch bis Ende nächsten Jahres zur Abrechnung zulassen. Was der neue Tarif für eine Stunde Psychotherapie beim Anordnungsmodell sein wird, wird bis Ende Sommer 2021 verhandelt und muss vom Bundesrat bis Mitte des nächsten Jahres genehmigt werden.

«Als führender Psycholog*innen-Verband setzt sich die FSP für gute Lösungen für alle Betroffenen ein.»

Widmer, 2021

Was ändert sich für die heutigen Psychotherapeut*innen?

Neben der kantonalen Bewilligung für die fachlich eigenverantwortliche Berufsausübung, welche unter anderem als wichtige Voraussetzung den eidgenössischen Weiterbildungstitel Psychotherapie beinhaltet, werden bestehende Psychotherapeut*innen eine neue, separate Zulassung zur Abrechnung über die Grundversicherung benötigen, wenn sie künftig selbstständig abrechnen möchten. Diese werden sie erhalten – vorgesehen ist eine kantonale Bewilligungsstelle – wenn sie im Antrag belegen können, dass sie vor der Einführung des Anordnungsmodells am 1. Juli 2022 während mindestens drei Jahren ihre bisherige psychotherapeutische Tätigkeit unter regelmässiger Supervision ausgeübt haben (selbstständig oder angestellt, Psychotherapie während der Weiterbildungszeit wird angerechnet). Diejenigen, die bisher bei einem delegierenden Arzt, einer privaten ärztlichen Institution oder ähnlich angestellt waren, werden ihre Zusammenarbeit neu organisieren und die arbeitsvertraglichen Anstellungsbedingungen überprüfen und anpassen müssen (je nachdem, ob neu selbstständig, weiterhin angestellt tätig etc.). Durch die Einführung des Anordnungsmodells werden neue Formen der Zusammenarbeit für Ärzt*innen und Psycholog*innen möglich sein.

Wie erfolgt die Zulassung zur Grundversicherung für künftige Psychotherapeut*innen?

Psychotherapeut*innen benötigen eine kantonale Berufsausübungs- oder Praxisbewilligung. Psychotherapeut*innen, welche ihren eidgenössischen Weiterbildungstitel erst nach der Einführung des neuen Anordnungsmodells ab Juli 2022 erlangen, müssen für die Zulassung zur Grundversicherung – ergänzend zu den zwei Jahren klinische Psychotherapiepraxis für den Weiterbildungstitel – ein weiteres Jahr Psychotherapiepraxis in einer psychotherapeutisch-psychiatrischen Einrichtung nachweisen, welche über eine Anerkennung des Schweizerischen Instituts für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF) Kategorie A oder B nach dem Weiterbildungsprogramm «Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie» oder C nach dem Weiterbildungsprogramm «Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie» (gilt für Psychotherapeut*innen, welche Leistungen für Kinder und Jugendliche verrechnen) verfügt. Dieses zusätzliche Jahr Psychotherapiepraxis ist eine neue spezielle Anforderung für die Zulassung zur Abrechnung über die Grundversicherung. Das zusätzliche Jahr wird die bereits heute bestehenden Engpässe für geeignete Anstellungen in den Kliniken während der Weiterbildung verstärken. Hier sind ergänzende Lösungen in Zusammenarbeit mit den akkreditierten Weiterbildungsinstitutionen und den Psychologieverbänden gefragt!

Danksagung

Der ZüPP möchte es nicht unterlassen, an dieser Stelle insbesondere der FSP nochmals für ihren grossen und unermüdlichen Einsatz ganz herzlich zu danken! Als Zürcher Verband und Gliedverband der FSP sehen wir es in den nächsten Monaten als eine wichtige Aufgabe an, unsere psychotherapeutisch tätigen Mitglieder über die Einführung des neuen Modells, die Ablösung der delegierten Psychotherapie und die dazu notwendigen Schritte im Kanton aktuell zu informieren.

Weitere Fragen zur Einführung

Für die Umsetzung der neuen Verordnung gibt es, wie bereits oben erwähnt, noch verschiedene Punkte zu klären, zum Beispiel betreffend die Ablösung der bisherigen psychotherapeutischen Leistungen, welche die Zusatzversicherungen bisher übernommen haben, und insbesondere die Tarife, welche von den drei Berufsverbänden FSP, SBAP und ASP sowie den Spitälern mit den Krankenkassen verhandelt werden. Offen ist auch, ob und wie psychologische Psychotherapeut*innen in Weiterbildung ihre Leistungen während der Weiterbildungszeit abrechnen können. Als führender Psycholog*innen-Verband setzt sich die FSP für gute Lösungen für alle Betroffenen ein.


Zum Weiterlesen

Bundesamt für Gesundheit (BAG). Neuregelung der psychologischen Psychotherapie ab 1. Juli 2022. https://www.bag.admin.ch/bag/de/home/versicherungen/krankenversicherung/krankenversicherung-leistungen-tarife/Nicht-aerztliche-Leistungen/neuregelung-der-psychologischen-psychotherapie-ab-1-juli-2022.html

Föderation Schweizer Psychologinnen und Psychologen (FSP). Psychotherapie in die Grundversicherung. https://www.psychologie.ch/aktuelles-publikationen/psychotherapie-die-grundversicherung

Schweizerisches Institut für ärztliche Weiter- und Fortbildung (SIWF). Verzeichnis der Weiterbildungsstätten für die Facharztweiterbildung. https://www.siwf-register.ch.

Kantonalverband der Zürcher Psychologinnen und Psychologen (ZüPP). Ab Juli 2022 gilt das Anordnungsmodell. https://www.zuepp.ch/aktuelles/berufspolitik/nl-20-anordnungsmodell/

Kantonalverband der Zürcher Psychologinnen und Psychologen (ZüPP). Studentische Mitgliedschaft. https://www.zuepp.ch/verband/mitglied-werden/